Giorgos Seferis (1900-1971), geboren als Grieche im Osmanischen Reich, verbrachte seine Kindheit in Smyrna (Izmir) und dem Fischerdorf Skala, im Spannungsfeld zwischen urbanem Bildungsbürgertum und traditioneller Alltagskultur. Durch die Vertreibung der Griechen aus Kleinasien 1922 verlor er den geografischen und kulturellen Raum, dem er sich zugehörig fühlte. Nach einem Jurastudium in Paris und einen Aufenthalt in London, begann er im Jahr 1926 eine Diplomatenlaufbahn, die ihm eine dauernde Mobilität abforderte. 1941 ging er mit der griechischen Regierung vor der deutschen Besatzungsmacht nach Ägypten, Südafrika und Palästina. Als »Diener zweier Herren«, der Dichtung und der Diplomatie, konnte er auch nach Kriegsende nicht an einem Ort bleiben. Erst nach dem letzten Botschafterposten in London, inzwischen über 60, zog er sich für das verbleibende Lebensjahrzehnt in sein Athener Haus zurück. Im Jahr 1963 wurde ihm, als erstem griechischen Autor, der Nobelpreis für Literatur zuerkannt.

Giorgos Seferis hat drei seiner Gedichtsammlungen zwischen den Jahren 1937 und 1955 jeweils mit „Logbuch“ überschrieben. Diese „Logbücher I – III“ sind poetische Protokolle eines ewig Reisenden und Heimatlosen, eines Dichters aus Berufung und Diplomaten von Beruf über seine unbefriedigten inneren Zustände und die unbefriedigten Zustände der äußeren Welt im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts. Andrea Schellinger hat Seferis‘ Gedichtzyklus neu übersetzt und mit einem umfangreichen Apparat und höchst informativen Nachwort versehen. Das Buch erschien neulich beim Berliner Elfenbein Verlag.

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Die Gedichte, die Giorgos Seferis in den letzten Jahren seines Lebens schrieb, wurden von Evtichios Vamvas mit sorgfältigen Kommentaren versehen in einem liebevoll gestalteten Buch herausgegeben. Der Band versammelt unter dem Titel „Letzte Gedichte“ Texte, die der griechische Dichter Giorgos Seferis in den letzten Jahren seines Lebens abgeschlossen und für eine Veröffentlichung zusammengestellt hat.Ein zweiter Teil, unter dem Titel „Nachgelassene Gedichte“, präsentiert die Texte aus Seferis‘ Nachlass, die er im selben Zeitraum verfasst hat, die aber in unterschiedlichen Quellen zu finden sind. Allen Gedichten gemein ist eine beißende Gesellschaftskritik. 

Diese erste Ausgabe in deutscher Sprache wird von einem ausführlichen Anmerkungsteil begleitet. Das Buch erschien beim Waldgut Verlag.    (AL)