Die Edition der Seferis-Tagebücher ist nunmehr mit der Veröffentlichung des neunten und letzten Bandes abgeschlossen. Der letzte Band umfasst die Zeit von 1964-1971 und eröffnet den Blick für die politische Seite eines Dichters, der bislang als von Melancholie und Trauer über den Verlust eines selbstbestimmten Griechentums des Öfteren charakterisiert wurde.

Seferis ist eine Symbolfigur des Widerstands gegen die Militärdiktatur gewesen, nicht zuletzt mit seiner berühmt gewordenen Erklärung gegen die Militärjunta vom 28. März 1969, das BBC ausgestrahlt hat und dann wie ein Lauffeuer als Nachricht sich verbreitete.

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Obwohl Seferis zeitlebens jeder öffentlichen Stellungnahme ausgewichen war, wendete er sich im März 1969 mit seiner offenen Erklärung gegen das Militärregime: „Zwei Jahre sind bereits vergangen, seitdem uns ein System aufgezwungen wird, das im krassen Gegensatz zu den Idealen steht, für die unsere Welt, für die so aufopferungsvoll auch unser Volk im letzten Weltkrieg gekämpft hat.“ Sein Entschluss kein Buch während dieser Zeit in Griechenland zu publizieren, zeigt sein Engagement gegen ein Regime, das er verabscheute.

Giorgos Seferis, eigentlich Georgios Seferiadis, wurde 1900 in Smyrna (heute Izmir) geboren. Er war von Beruf Diplomat. Er gilt als Begründer der modernen Lyrik in Griechenland. 1963 erhielt er als erster griechischer Autor den Nobelpreis für Literatur. Giorgos Seferis starb 1971 in Athen.   (AL)