Das „Museum der archäologischen Stätte von Eleftherna – Homer auf Kreta“ feiert dieses Jahr sein 3. Jahr. Es wurde im Jahr 2016 eröffnet und ist das erste Museum von archäologischen Stätten auf Kreta, nach dem Vorbild der Museen von Olympia, Delphi und Vergina. Inmitten einer Landschaft von großer natürlicher Schönheit wurde dieses Museum vor wenigen Jahren gegründet, um die Funde der Ausgrabungen in der antiken Stadt Eleftherna (Mylopotamos-Region) nahe der Rethymnon-Stadt auf Kreta zu beherbergen. Die Ausgrabungen werden seit 1985von der Universität von Kreta, unter der Leitung des Archäologieprofessors und Leiters des Athener Museums für Kykladische Kunst, Dr. Nikolaos Chr. Stampolidis, durchgeführt. Das Neuartige dieses Museums ist, dass, anhand der zahlreichen Funde aus der archäologischen Stätte der antiken Stadt Eleftherna, die Beschreibungen von Homer in seinem Epos „Ilias“, d.h. die homerische Welt, auf Kreta nunmehr auch wissenschaftlich bestätigt wird.

 Das „Museum der archäologischen Stätte von Eleftherna –  Homer auf Kreta“- Quelle @MaE

Den heutigen Ausgrabungen zufolge, war Eleftherna eine der wichtigsten antiken Städte Kretas, am  Fuß des größten Berges der Insel, Psiloritis (antike Ida), gelegen – eine Hauptstadt der geometrisch-archaischen Zeit in der Ära der Verbreitung und Aufzeichnung der homerischen Epen. Im 4. Jahrhundert v. Chr. hatte die Stadt schon ihre eigene Währung. Wichtige archäologische Funde vermitteln das Bild der antiken Stadt vor allem aus der geometrischen bis zur vorbyzantinischen Zeit; es gibt aber auch Funde aus der Frühbronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.) bis in die frühesten Jahre.

MaE Agalma Aphrodite Panas Plastik von Aphrodite und Panas, 2.-1. Jahrhundert v. Chr., aus dem Sektor I. der Ausgrabungsstätte von Eleftherna – Quelle @MaE

Das Museum bietet nun eine Dokumentation an, welche die Bestätigung der homerischen Welt auf Kreta ans Licht bringt. Homer und seine „Ilias“, deren Schilderungen früher eher als Mythen und fantasievolle Erzählungen galten, werden heute wissenschaftlich bewahrheitet; etwa die Bestattungsbräuche, die viele multikulturellen Städte auf Kreta, die offene kretische Gesellschaft, u.a.. Eine weitere Neuigkeit des Museums besteht zudem darin, dass die Objekte der Dauerausstellung alle vier Jahre durch neue und ältere Grabungsergebnisse ersetzt werden sollen. Damit möchte das Museum die ständige Erneuerung seines „Bildes nach außen“ erzielen, um sowohl das Interesse der Besucher immer wieder zu locken als auch es mit den Funden der laufenden Ausgrabungsarbeiten zu verknüpfen. Das Museum, ein modernes Gebäude von ca. 1.800m² in einer Umgebung von etwa 13ha ist nicht nur architektonisch hochmodern, sondern auch in der natürlichen Umgebung, zwischen Olivenhainen, Johannisbrotbäumen und Weinbergen, harmonisch eingebettet.

MaE Aithousa A Raum A des „Museums der archäologischen Stätte von Eleftherna –  Homer auf Kreta“ – Quelle @MaE

Die Dauerausstellung zeigt wertvolle Funde, zum Teil echte Meisterwerke, die das zeitlose öffentliche, politische, religiöse, soziale und private Leben von der Eleftherna-Stadt genau schildern. Bereits der erste Raum begeistert mit seinen einmaligen Exponaten (Schmuck, Waffen, Gefäßen, Objekte des Alltags, u.a.) aus Gold und anderen edlen Metallen. Einzigartige Exponate, die das langjährige Fortbestehen der Stadt beweisen, befinden sich noch in diesem Raum. Objekte aus anderen Städten Kretas, aus dem Peloponnes, den Kykladen, den Inseln der Ägäis, Kleinasien, Zypern, Syria, Phoenicia und Ägypten sind auch vor Ort zu sehen.

MaE Aithousa B Raum B des „Museums der archäologischen Stätte von Eleftherna –  Homer auf Kreta“ – Quelle @MaE

Im zweiten Raum wird das religiöse und gottesdienstliche Leben der Stadt vorbildlich beleuchtet. Eins der ersten Denkmäler eines unbekannten Soldaten in der Weltgeschichte ist in diesem Raum ausgestellt. Es ist um 680 v. Chr. datiert. Ein weiteres spektakuläres Exponat ist die Meisterwerkskulptur unter dem Namen „Kore von Eleftherna„, welche sich auf die berühmte, im Museum von Louvre befindende, „Dame von Auxerre“ stark erinnert, was das Material und die Stilrichtung anbelangt.

MaE Aithousa C Raum C des „Museums der archäologischen Stätte von Eleftherna –  Homer auf Kreta“ – Quelle @MaE

Der dritte Raum ist den berühmten Nekropolen von Eleftherna gewidmet, ganz besonders der Nekropole von “Orthi Petra”, und ist von besonderem kulturellem und geschichtlichem Interesse. Hier werden in der Tat die Verse von Homers „Ilias“ wissenschaftlich-archäologisch dargestellt, welche sich auf die Bestattung von Patroklos beziehen, die in dem vorletzten (23 Rapsodie) Gesang der „Ilias“ (V. 110-180) geschildert wird. Ein einzigartiges Begräbnis aus der Nekropole von ”Orthi Petra”, das auf das Ende des 8. Jahrhunderts, (730-710 v. Chr.) datiert, gehörte einem prominenten Krieger, der im Alter von etwa 30 Jahren bestattet wurde. Um ihn zu ehren, ist vor Ort ein Gefangener hingerichtet worden. Laut Homer, wurden zwölf gefangene Trojaner am Bestattungsfeuer von Patroklos hingerichtet. Zudem mehrere reiche Bestattungen von Kriegern und anderen prominenten Bewohnern, als auch von Frauen mit religiösem Status, verraten eine Gesellschaft, die den homerischen Beschreibungen sehr nahe steht; eine wohlhabende Gesellschaft, mit klarer sozialer Struktur, intensiver Aktivität, mit häufigen und intensiven Beziehungen zur Außenwelt. Wegen dieser einzigartigen Funde wurde das Museum von Eleftherna im Jahr 2009/2010 in die Top 10 der wichtigsten Entdeckungen weltweit, laut der Zeitschrift „Archaelogy“, aufgenommen.

MaE Nekropoli Orthis Petras Die Nekropole von Orthi Petra – Quelle @MaE

Im Juni 2019 wurde die Ausstellung „Kretische Städte – Das Zeugnis der Münzen“ im Museum eröffnet. Die Ausstellung, die noch bis zum 15. Dezember 2019 zu besichtigen ist, präsentiert 124 antike Münzen aus verschiedenen Regionen und antiken Städten Kretas (Aptera, Kydonia, Rithymna, Eleftherna, Gortyna, Knossos, Faistos, Itanos, u.a.), welche die Geschichte der Insel und die wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten der vielen Städten Kretas während der klassischen und hellenistischen Periode erzählen.

Das Museum von Eleftherna auf Kreta, zusammen mit dem „Kostas Kotsanas Museum“ in Athen, wurde für den hochkarätigen Europäischen Museumspreis 2019 nominiert. Der Preis wird seit 1977 vom Europarat ins Leben gerufen und jährlich an europäische Museen vergeben.

Diese monumentale homerische Welt, die erstmal in Griechenland vorgestellt wird und mehrere Besucher aus aller Welt schon begeistert hat, wartet auf Ihren Besuch! Weitere Information finden Sie unter: http://en.mae.com.gr/contact.html

MaE Kori Eleuthernas neo Die Kore von Eleftherna – Quelle @MaE

 

(AC)

 

Über dieses Thema können Sie frühere Beiträge wiederlesen:

– Das neue Museum der antiken Stadt Eleftherna wird vom Staatspräsidenten Pavlopoulos eröffnet:

http://graktuell.gr/index.php/articles/kultur-bildung/1111-das-neue-museum-der-antiken-stadt-eleftherna-wird-vom-staatsminister-pavlopoulos-er%C3%B6ffnet

– Europäischer Museumspreis 2019 – Zwei griechische Museen nominiert:

http://graktuell.gr/index.php/articles/kultur-bildung/1746-europ%C3%A4ischer-museumspreis-2019-%E2%80%93-zwei-griechische-museen-nominiert