Das Generalsekretariat für Medien und Kommunikation in Zusammenarbeit mit der Offenen Universität von Zypern und dem „Advance Media Institute“ veranstaltet von 23. bis 25. September 2016 in seinen Räumlichkeiten (Fragoudi 11 & Al. Pantou, Kallithea) die Internationale Konferenz “#RetreatConference2016: Digital Journalism- a response to the traditional media crisis?”. Zu diesem Anlass hat Griechenland Aktuell (und die mit ihm verbundenen Bulletins GreekNewsAgenda, Grece Hebdo, Punto Grecia und Panorama Griego) Sofia Iordanidou, außerordentliche Professorin für Medien und Kommunikation an der Offenen Universität von Zypern, Journalistin und Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der „#RetreatConference2016“, interviewt.

Mit welchen Themenbereichen befasst sich die Konferenz und an wen wendet sie sich?

Die Konferenz befasst sich mit der Frage, auf welche Art und Weise der Web-Journalismus, der digitale Journalismus, der Bürgerjournalismus, der Daten-Journalismus, die sogenannten „Big Data“, die sozialen Netzwerke, die Medienbildung (media literacy), die Ausbildung im Bereich des neuen Journalismus und der Erwerb von neuen Kompetenzen eine Antwort auf die Medienkrise der traditionellen Medien (traditional Media crisis) sein könnten. Die Konferenz wendet sich an Medienprofis (Journalisten, Kommunikatoren usw.), Theoretiker (Professoren, Forscher usw.), Journalismus-Studenten, sowie an Bürger, Blogger und vor allem an Menschen, die sich für die neuesten Entwicklungen in der Medienlandschaft interessieren.

Es ist heute allgemein bekannt, dass die traditionellen Medien größtenteils sich in einem Kampf ums Überleben befinden, sowohl in wirtschaftlicher Hinsicht als auch hinsichtlich ihrer Rolle als „vierte Gewalt“. Könnten die digitalen Medien eine Antwort auf die Krise der traditionellen Medien bieten?

Die digitalen Medien wenden sich an einem stetig wachsenden Publikum, da die Mehrheit der Bürger, insbesondere die Jugendlichen, den traditionellen Medien den Rücken kehren, weil sie mit Korruption und Fehlinformation verbunden sind. Solche Schlussfolgerungen werden oft in Bezug auf die Journalisten der traditionellen Medien (gatekeeper) gezogen. Die Dinge ändern sich allerdings schnell und die Bürger stehen jeder „verdächtigen“ Nachricht kritisch gegenüber. Mittlerweile ist der Zugang der Bürger zu Informationen aller Art einfacher als je zuvor. Die jungen Journalisten sollen die Vorteile den neuen Medien und der neuen Technologien nutzen, um sich an den bevorstehenden Änderungen anzupassen und die sich ergebenden neue ethische und wirtschaftliche Probleme anzugehen.

Kann die Betonung der für das Engagement mit Onlinemedien (Datenjournalismus) nötigen technischen Fähigkeiten zu einer Qualitätsminderung des Inhalts journalistischer Arbeit (Sprachniveau, Themenauswahl, Präsentation, Forschung) führen?

Es geht tatsächlich um eine feine Balance. Einerseits soll der Journalist diejenigen Fähigkeiten und Kompetenzen weiter entwickeln und verstärken, die für den Nutzen neuer Technologien erforderlich sind. Andererseits jedoch trägt der Journalist eine besonders große Verantwortung bei der Gestaltung der öffentlichen Meinung, da er sich an ein großes Publikum wendet, das ihn als Autorität anerkennt. Daher sollte er gut informiert sein, um auch glaubwürdig zu sein. Das ist gar nicht leicht. Man muss Opfer bringen und Wissen besitzen. Der Journalist wird zu einem „Multiwerkzeug“, was auch immer das für seine Arbeitsbedingungen und Rechte implizieren mag.

Wie wirken die sozialen Netzwerke auf den Informationsfluss und die Ausübung des journalistischen Berufs? Was ist die Zukunft des Journalismus? Ist es realistisch, über einen „Bürger-Journalismus“ zu sprechen?

Es wird vereinfacht argumentiert, dass der Journalismus der Ausdruck des öffentlichen Diskurses ist. Der Bürger-Journalismus entsteht, laut J. Rosen, wenn die Menschen (das sogenannte Publikum) mit Hilfe der vielen, verschiedenartigen Instrumente, die die Medien bieten, einander informieren.
In diesem Fall sind diese Instrumente die sozialen Netzwerke. Die Bürger tragen nunmehr zur Ausformung des Journalismus bei. Dabei handelt es sich um ein aktives Publikum, das „mitmachen, diskutieren, schaffen, kommunizieren, teilen“ und nicht einfach da sitzen möchte und die „Informationen“ absorbieren. Der „Bürger-Journalismus“ beruht auf den Versuch eines Teils der Gesellschaft, sich an öffentlichen Angelegenheiten auf eine alternative Weise (außer Politik) aktiver teilzunehmen und einzumischen. Man könnte auch das Argument bringen, dass es sich dabei um eine Umwandlung der Art und Weise handelt, wie sie sich die Bürger ausdrücken, da sie sich durch ihr Stimmrecht und die Wahlen nicht mehr ausdrücken können. Der „Bürger-Journalismus“ scheint ein Instrument zu sein, damit die Hürden der klassischen, traditionellen Medien (mainstream Media) überwindet werden.

 

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