In einem Interview mit der griechischen Tageszeitung „Ethnos“ (29.01.2017) äußert der Staatsminister und Regierungssprecher Griechenlands, Dimitris Tzanakopoulos, seine Überzeugung, dass es eine politische Einigung im Rahmen der Bewertung des Hilfsprogramms Griechenlands, da die überwiegende Mehrheit der Kreditgeber seines Landes sich keine künstliche Wiederbelebung der griechischen Schuldenkrise wünscht.

Staatsminister Tzanakopoulos bezeichnet die kommenden Wochen als entscheidend, betont aber, dass die griechische Wirtschaft, trotz der gegebenen Haushaltskürzungen und der unbestreitbaren Schwierigkeiten, die apokalyptischen Szenarien mancher Kreisen, sowohl im inneren des Landes, als auch über die Landesgrenzen hinweg, widerlegt. Das Wirtschaftsjahr 2016 schloss mit positiven Wachstumsraten, während für 2017 extrem hohe Wachstumsraten erwartet werden, die bei 2,7% liegen werden. Es ist auch zu notieren, dass Griechenland zum ersten Mal die vorgegebenen Ziele für die Primärüberschüsse übertrifft.

Im Bezug auf die bevorstehenden Verhandlungen mit den Geldgebern des Landes, sagte der Regierungssprecher Griechenlands: „Die griechische Regierung arbeitet fieberhaft daran, um eine gemeinsame Basis zu finden. Die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen sind gegeben und die Konsultationen in dieser Richtung werden intensiv sein“.

Auf die Frage nach der aktuellen Haltung des IWF in der griechischen Schuldenkrise äußerte Dimitris Tzanakopoulos die Einschätzung, dass der IWF immer noch keine klare Stellung bezieht und eine ambivalente Haltung hat. Dass hat zur Folge, dass es Verspätungen bei der Bewertung des griechischen Hilfsprogramms gibt. Zudem verursacht es Schäden.

Bezogen auf die Frage der Journalistin, ob -nach seiner Einschätzung- der Finanzminister Deutschlands, Wolfgang Schäuble, offene Brücken mit dem IWF unterhält, mit dem Ziel, die harte Sparpolitik für Griechenland zu verewigen, ohne dabei mittel- und langfristige Lösungen für die griechischen Schulden zu fördern, meinte der griechische Regierungssprecher, er sei der Ansicht, dass die Verschwörungstheorien keinen Sinn haben. Wolfgang Schäubles Haltung ist rein politisch und basiert sich auf einer bestimmten Vorstellung des deutschen Finanzministers über Europa, nämlich auf einer harten fiskalischen Anpassung für überschuldete Länder und auf einer völligen Missachtung jeder Entwicklungsperspektive. Das verweise auf ein überaltertes, phobisches und ultrakonservatives Europa. Die große politische Herausforderung werde seiner Meinung nach sein, welche politischen Kräfte dieses Europa zum Besseren ändern werden, ob dieses Ziel von extremen rechten, oder von linken und progressiven politischen Kräften erreicht werde.

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Über die Wahrscheinlichkeit vorzeitiger Parlamentswahlen in Griechenland, unterstrich der Regierungssprecher: „Das einzige Szenario, an dem wir arbeiten, ist die Schließung der Bewertung (des Hilfsprogramms). Wir haben keine Angst vor Wahlen“.