„Europa braucht einen neuen Marshall-Plan“ betonte der Führer der größten Oppositionspartei Griechenlands (Koalition der Radikalen Linken (SYRIZA-EKM), Alexis Tsipras während einer Pressekonferenz im Europäischen Parlament. Tsipras, der zuerst Brüssel und dann Berlin und Hamburg besuchte, forderte in der belgischen Hauptstadt eine europäische Konferenz über die Schuldenkrise, die zu entscheidenden Schlussfolgerungen führen wird, gleichwertig der 1953 für Deutschland getroffenen Entscheidungen. Diese Entscheidungen werden als Lösung dienen, um einen Ausweg aus der Krise zu finden. Er rief auch zur Kündigung der Sparmaßnahmen in Griechenland und zur deren Ersetzung durch ein Wachstumsplan auf. „Der griechischen Wirtschaft muss Zeit und Raum zum Atmen eingeräumt werden“, erklärte Alexis Tsipras und wies darauf, dass das BIP Griechenlands seit dem Beginn der Krise vor zweieinhalb Jahren bis heute um 20 Prozentpunkte gesunken ist.

Das Sparprogramm sei ein Programm, das in Nichts führe und den Teufelskreis von Sparmaßnahmen, Rezession, Defizit und Verschuldung wiederhole, unterstrich der SYRIZA-Führer und fügte hinzu, dass je früher Griechenland und Europa aus diesem katastrophalen Kurs aussteigen, desto besser es für alle sein wird. Befragt nach den Aussichten eines griechischen Ausstiegs aus dem Euro, antwortete Tsipras, dass die Eurozone wie eine Kette mit 17 Teilen sei. „Wenn ein Teil davon bricht, dann bricht auch die ganze Kette“, betonte Tsipras, der anschließend nach Berlin und später nach Hamburg fuhr. In der Hansestadt hat Tsipras eine Rede in der Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius der Zeitung „Die Zeit“ zum Thema „Könnte Europa ohne Griechenland überleben?“ gehalten. Der griechische Oppositionsführer unterstrich, Europa habe nicht selbst die Gelegenheit genutzt, um die Krise zu überwinden, sondern dem IWF die Möglichkeit eingeräumt, sein eigenes Haus zu organisieren und als „Schiedsrichter“ in der Schuldenkrise zu fungieren. Das war ein großer Fehler. Allerdings zeigen die Völker Europas, dass die Situation sich ändern kann.

Die Bildung einer neuen sozialen und politischen Mehrheit, sowohl in jedem einzelnen Staat, als auch auf europäischer Ebene, ist der nächste Schritt in diese Richtung – der Weg der Demokratie, der Solidarität und des Zusammenhalts. „Der Weg zu einem offenen, demokratischen, sozialen und ökologischen Europa“.

Unterdessen besuchte der Vorsitzende der sozialistischen Partei Griechenlands (PASOK), Evangelos Venizelos auch die belgische Hauptstadt, anlässlich des 9. Kongresses der Sozialdemokratischen Partei Europas (SPE). Venizelos, der an einer Podiumsdiskussion teilnahm, forderte eine umfassende Politik, die über den aktuellen engen Fokus auf Sparsamkeit und Haushaltsdisziplin hinausreichen müsste, so dass ein neues Modell für wirtschaftliches Wachstum geschaffen werden kann. (Arch.Pn.).