Auf zahlreichen Reisen mit dem Wohnmobil quer durch das Land haben wir die Gastfreundschaft der griechischen Bevölkerung kennen- und schätzen gelernt, sodass mit dem Kauf einer Immobilie in einem Bergdorf auf der Peloponnes vor einigen Jahren für uns ein Traum in Erfüllung ging.

Beim Umbau des alten Hauses wurden wir jedoch auch rasch auf den Boden der Realität geholt: Nicht allen kann man uneingeschränktes Vertrauen schenken, es gibt –wie überall –auch solche, die nur darauf warten, Unwissenheit auszunutzen. Und dennoch: Wir haben unsere Entscheidung nie angezweifelt oder gar bereut. Die Herzlichkeit der Menschen in Griechenland ist einzigartig. Wir sind keine Fremden, sagen sie uns immer wieder, wir sind „Driopen“, wir gehören zu ihrem Dorf Driopi. Das ist wohl das schönste Kompliment, das man bekommen kann.

Es ist kaum bis gar nicht vorstellbar, dass Ausländer in Deutschland und Österreich derart herzlich in eine Dorfgemeinschaft integriert werden. Daher schmerzt uns, wie immer wieder pauschal über „die Griechen“ geurteilt wird. Wie sie als faule und potenzielle Steuerhinterzieher abgestempelt werden, die noch dazu die Renten ihrer Verstorbenen kassieren. Dass Steuern hinterzogen werden, darf nicht verwundern, wenn es das System so gestattet. Wer würde bei uns freiwillig Steuern zahlen, wenn bei Nichtzahlen keine Sanktionen zu erwarten sind? Hier ist der Staat gefordert, zu handeln und dem Einhalt zu gebieten.

Die Krise wird an meiner Zuneigung zu Griechenland und seinen Bewohnern nichts ändern, und wer je so wie wir Gelegenheit hatte, Land und Leute außerhalb der Tourismusgebiete näher kennenzulernen, wer je griechische Gastfreundschaft genießen durfte, dem wird es so gehen wie mir und schon viele Jahre zuvor Friedrich Hölderlin, der sagte: „Ich liebe dieses Griechenland überall. Es trägt die Farbe meines Herzens.“

Gertrud Ortner ist Fotografin und Autorin des Buches „Griechenland -Heimat meiner Seele: Einblicke in ein Bergdorf auf der Peloponnes“