Auf den Randbezirken der Festung vom antiken Tinos im Zentrum der heutigen Stadt herrscht die imposante Kirche Evangelistria (Mariä Verkündigung), die berühmte Kirche Panagia von Tinos, einer der wichtigsten Wallfahrtsorte von der Ägäis und eine der berühmtesten Kirchen in ganz Griechenland.

Nach der Besitzerinschrift, die sich über dem Haupteingang erhalten hat, fing der Bau der Kirche im Jahr 1823 auf der Stelle an, wo die wunderwirkende Ikone von Mariä Verkündigung am 30. Januar desselben Jahres gefunden worden war. Die Geschichte der Kirche beginnt mit einer Vision, die 1822 der Nonne Pelagia im Kloster Kechrovouni erschien. Die Mutter Gottes beauftragte Pelagia, die Ältesten von Tinos zu informieren, dass sie Ausgrabungen auf einem bestimmten unkultivierten Feld durchführen sollten, um eine heilige Ikone zu finden. Und tatsächlich wurde nach langer Suche an der besagten Stelle auf der Insel am 30. Januar 1823 eine Ikone entdeckt. Nachfolgende Ausgrabungen im Ort, wo die Ikone gefunden wurde, wiesen hin, dass dort in der Vergangenheit eine byzantinische Kirche existierte, wo sich früher ein Tempel von Dionysos befand. Nachdem die Ikone gefunden wurde, fing der Bau der Marienkirche auf Tinos an. Eine Vielzahl von Berichten über Wunderheilungen ließ den Ruhm der Kirche schnell anwachsen. Heute ist die heilige Ikone die am meisten verehrte Ikone Griechenlands.

Die Geschichte dieses Wallfahrtsortes und die jüngere Geschichte der griechischen Nation sind eng miteinander verknüpft. Der Fund der heiligen Ikone im Jahr 1823 galt als göttliches Zeichen für die Berechtigung und den Erfolg der Erhebung gegen das türkische Joch, während der Bau des prächtigen Kirchengebäudes das erste große architektonische Denkmal des neu gegründeten griechischen Staates darstellte.
Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika Kirche mit drei hervorragenden halbkreisförmigen Bögen im Osten und einer imposanten Kuppel über dem Heiligen Altar. Die heutige Fassade mit den starken neuklassizistischen Elementen entstand später und wurde in der Periode 1890-1892 nach den Entwürfen des französischen Architekten Trump wieder aufgebaut.

Die Ikone, die Panagia Evangelistria (Mariä Verkündigung) genannt wurde, ist ein wunderschönes Porträt der Heiligen Jungfrau, die kniend betet. Nach der Meinung der Wissenschaftler und Kunstexperten stammt die Ikone aus der byzantinischen Periode her. Es wird auch geglaubt, dass es sich vermutlich um eine Handarbeit des Evangelisten Lukas handelt. Die Kirche feiert vier Tage im Jahr: am 30. Januar (Auffindung der Ikone), am 25. März (Mariä Verkündigung), am 23. Juli (Vision Heiliger Pelagia) und am 15. August (Mariä Himmelfahrt), wenn das glänzendste Kirchenfest in der ganzen Ägäis stattfindet.

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