Vor 150 Jahren starb ein griechischer Dichter, der zu den geheimnisvollsten Gestalten der heutigen griechischen Literatur gehört. Andreas Kalvos wurde im Jahr 1792 auf der ionischen Insel Zakynthos geboren, das damals noch unter venezianischer Herrschaft stand. Als er zehn Jahre alt war, zog sein Vater mit ihm und seinem Bruder nach Livorno. Kalvos wurde, ähnlich wie Dionysios Solomós (1798-1857), italienisch ausgebildet.

1824 veröffentlichte er zehn patriotische Oden unter dem Namen Lyra, im Jahr 1826 einen weiteren Band, ebenfalls mit zehn, streng metrisch komponierten Oden unter dem Titel Lyrisches. In seinen Oden behandelte er hauptsächlich den Freiheitskampf der Griechen gegen die Osmanen. 1826 ließ er sich auf Korfu nieder, wo er die nächsten 26 Jahre als Lehrer für Philosophie und italienische Literatur an der Ionischen Akademie lebte. Als Dichter hat er zeitlebens nichts mehr veröffentlicht.

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1852 hat er Griechenland verlassen. Er ging nach England, wo er die zwanzig Jahre jüngere Charlotte Augusta Wadams heiratete und mit ihr zusammen in Lincolnshire / Louth eine Mädchenschule leitete. Andreas Kalvos starb dort am 3. November 1869. Sein schmales poetisches Werk, alles in allem nur 20 Langgedichte, welche kunstvoll  und in einem unnachahmlichen hohen Stil komponiert sind und eine eigene Kompositionstechnik aufweisen, war in Vergessenheit geraten und wurde später unter anderem von Kostis Palamás (1859-1943) wiederentdeckt.

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1960 auf Initiative des damaligen griechischen Botschafters in London und im Jahr 1963 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Dichters Giorgos Seféris (1900-1971), wurden seine sterblichen Überreste nach Zakynthos überführt.      (AL)