Das Zentrum für griechische Sprache ist eine relativ neue Institution, die 1994 in Thessaloniki gegründet wurde. Das Zentrum untersteht der direkten Aufsicht des Ministeriums für Bildung und religiöse Angelegenheiten und arbeitet in enger Zusammenarbeit mit dem Außenministerium. Sein Hauptziel besteht darin, den Unterricht des Neugriechisch als Fremd-/Zweitsprache sowohl in Griechenland als auch im Ausland, die Organisation eines solchen Unterrichts, die Unterstützung der Lehrer und die Herstellung von Original-Lehrmaterialien zu fördern. Das Zentrum besteht aus vier Abteilungen (Lexikographie – Sprachwissenschaft – Sprache und Literatur – Unterstützung und Förderung der griechischen Sprache). Letzteres ist von besonderer Bedeutung und erfüllt wichtige Funktionen, wie die Durchführung der Prüfungen zum Nachweis von ausreichenden Griechischkenntnissen sowie Forschungs- und Hilfsprogramme für den Unterricht der griechischen Sprache.
Die Prüfungen zum Nachweis von ausreichenden Griechischkenntnissen
Die Anwesenheit einer beträchtlichen Anzahl von Ausländern in Griechenland sowie das wachsende Interesse an der griechischen Sprache im Ausland in den letzten Jahren haben zu einer steigenden Nachfrage nach dem Unterricht von Griechisch als Fremdsprache geführt. Die Notwendigkeit eines Zertifikats zum Nachweis des Kenntnisstands der griechischen Sprache als Fremdsprache wird immer deutlicher. Nach einer Reihe von Gesetzesinitiativen in den Jahren 1998/99 führte das Bildungsministerium das Zertifikat für griechische Sprachkenntnisse ein und das Griechische Sprachenzentrum wurde als offizielle Institution ernannt, welche für die Veranstaltung von Prüfungen und die Verleihung der entsprechenden Titel zuständig ist.
Neben dem allgemeinen Bildungswert zielt das Zertifikat auf ganz konkrete Bedürfnisse ab, wie die Integration in den Arbeitsmarkt und insbesondere die Berufstätigkeit in bestimmten Bereichen, in denen Griechischkenntnisse erforderlich sind, sowie auf die Bedürfnisse derjenigen, die Studien an griechischen Universitäten aufnehmen möchten (wo Griechischkenntnisse auf B2-Niveau im Allgemeinen für den ersten Studienzyklus erforderlich sind).
Darüber hinaus ist das Zertifikat eine der Voraussetzungen für den Zugang zum öffentlichen Dienst von Ausländern (aus den EU-Mitgliedstaaten, aber auch in einigen Fällen aus anderen Ländern), die eine Zertifikatsstufe C1 besitzen müssen. Das Zertifikat ist jedoch auch für andere Zwecke bestimmt und ist für jeden notwendig, der eine langfristige Aufenthaltserlaubnis in Griechenland bekommen möchte, sowie für amerikanische Studenten, die das „Seal of Biliteracy„, einen Preis im US-amerikanischen Sekundarschulsystem, erhalten möchten.
Es sei darauf hingewiesen, dass seit 2010 der griechische Staat zwei zusätzliche Stufen (A1 und C2) eingeführt hat, um das Zertifikat gemäß dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) in sechs Niveaustufen einzuteilen. Damit gibt es nun: A1 (Einstieg), A2 (Grundlagen), B1 (Mittelstufe), B2 (gute Mittelstufe), C1 (fortgeschrittene Kenntnisse), C2 (exzellente Kenntnisse).
Die Prüfungen werden in der Regel einmal im Jahr durchgeführt. Für das Jahr 2020 finden sie im Mai 2020 statt und die Anmeldung der Kandidaten erfolgt vom 1. Februar bis 22. März 2020. Im Jahr 2019 wurden weltweit mehr als 170 Prüfungszentren eingerichtet. Was nun die Anzahl der Kandidaten betrifft, nahmen 2019 rund 5.600 Personen an den Prüfungen teil.
Das Zentrum organisiert auch spezielle Prüfungen für Ausländer, die in bestimmten Beschäftigungssektoren arbeiten oder an gewissen Berufsausbildungskursen teilnehmen möchten.
Forschungsprogramme und Lehrunterstützung für den Unterricht von Griechisch als Fremdsprache
Das Griechische Sprachenzentrum bietet über seine Website eine breite Palette von Open-Access-Lehrmaterialien für Griechischlehrer, von Prüfungsbeispielen bis zu speziellen linguistischen oder historischen Forschungstexten.
Das Zentrum beteiligt sich an interdisziplinären Forschungsprojekten zur Steigerung der Wirksamkeit des Fremdsprachenunterrichts und der interkulturellen Kommunikation. So führte beispielsweise das europäische Grundtvig-Programm zur Entwicklung des Brettspiels Diversonopoly mit dem Ziel, die sozialen, interkulturellen und sprachlichen Fähigkeiten der Teilnehmer zu verbessern. Das Zentrum war auch der Hauptkoordinator des europäischen Programms ECLAND (European Cultures and Language Diversity) für das Erlernen von weniger verbreiteten Sprachen wie Neugriechisch, Lettisch, Türkisch und Tschechisch durch die Wortschatz der Nahrung und Gastronomie. Nicht zu vergessen ist das nationale DIAVLOS-Programm, das mit Unterstützung des Generalsekretariats für Auslandsgriechentum durchgeführt wird. Das Programm zielt darauf ab, den Griechischunterricht unter Einsatz neuer Technologien in Ländern mit starker Nachfrage (Armenien, Georgien, Kasachstan, Usbekistan, Ukraine, Russland) zu fördern.
Schließlich zielt das Programm DIADROMES, das seine bisherige Tätigkeit fortsetzt, darauf ab, Lehrer für Neugriechisch als Fremdsprache auf der ganzen Welt mit Hilfe neuer Technologien zu unterstützen und auszubilden.
Originaltext: “Le Centre de la Langue Grecque: une institution au service de la langue et de la culture grecques” in GrèceHebdo
s.d.
TAGS: Kommunikation | Sprache | Thessaloniki