Weihnachten ist in Griechenland ein wichtiges Familienfest; Freunde und Verwandte treffen sich zu Hause zum gemeinsamen Essen und Trinken. In ganz Griechenlands haben sich besondere Sitten und Gebräuche entwickelt, um die Geburt Christi zu ehren und den ersten Tag des Neujahrs zu begrüßen. Am Heiligen Morgen, am Silvestermorgen und am 5.Januar ziehen die Kinder von Haus zu Haus mit metallenen Triangeln, an manchen Orten mit Trommeln und Glocken, und singen die Lobgesänge, die sogenannten „Kalanta“.

Nikiforos Lytras, Kalanta (1872)/ Quelle: Wikimedia Commons

Diese Lieder, die Glück bringen sollen, handeln von der Geburt Christi bzw. dem Abschied vom alten Jahr und der Taufe Christi. Die Kinder werden mit Süßigkeiten oder Kleingeld belohnt. In Makedonien singen junge Leute, gekleidet in komischen Trachten, die Kalanta und sammeln Mehl, Frumenty, Wurst und andere Lebensmittel. In Mykonos tragen die Kinder eine Laterne, die sie vor der Kirche von St. Basil anzünden.

In Korfu durchstreifen die Straßen auch Musikgruppen mit Geigen und Akkordeon.

Im Mittelpunkt des Weihnachtessens steht der gefüllte Truthahn, aber in verschiedenen Gegenden Griechenlands schmücken andere traditionelle Gerichte den festlichen Tisch. Gerichte mit Schweinefleisch und Gemüse, Pies, Hühnersuppen, Wurst (gefüllt mit Gemüse oder Orangen) auch Lammfleisch und Fisch kommen Weihnachten auf den griechischen Tisch. Sehr beliebt sind ferner die traditionellen Weihnachtsgebäcke: Melomakarona, ein Gebäck mit Honigsirup, Kourambiedes, ein Butterplätzchen mit Mandeln und viel Puderzucker, sowie Pfannkuchen (Diples) mit Honig und Walnüssen.
Am Heiligen Morgen bereiten die Hausfrauen in vielen Orten Griechenlands das traditionelle „Christopsomo“ (Christusbrot) auf dem ein Kreuz aus Teig geformt ist. An Silvester nach Mitternacht oder am 1. Januar isst man das Basiliusbrot, die so genannte „Vassilopita“.

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Vassilopita / Quelle: ERT

Die festliche Periode der Weihnachten dauert in Griechenland 12 Tage und endet am Tag der Erscheinung Gottes und der Taufe Jesu (Theophaniefest) am 6. Januar.

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Epiphaniefest / Quelle: ERT

An diesen Tagen vor und nach Weihnachten steigen der Überlieferung nach die Kalikantzaroi (Kobolde, böse Geister) aus der Unterwelt (Hades) hinauf, um die Menschen zu ärgern. In Zusammenhang mit dieser Überlieferung wird jedes Jahr zu Weihnachten in Makedonien und Thrakien der Gebrauch der „Momogeroi“ oder „Ragoutsaria“ wiederbelebt: Leute mit Schwertern, Tierhäuten und Masken, die wie alte senile Personen aussehen, durchstreifen die Straßen, um die Kalikantzaroi zurück in die Unterwelt zu schicken.

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Ragoutsaria / Quelle: AMNA.gr

Schutz vor den Kalikantzaroi bietet auch der Gebrauch der „Christoksilo“(Holz von Jesu) in Nordgriechenland: Während der festlichen Periode brennt immer ein großes Stück Holz im Kamin der Häuser, um die Kalikantzaroi weg zu halten. Das böse Kalikantzaroi-Treiben kommt am 6. Januar zu Ende: Nach der Segnung und Reinigung der Gewässer durch Kreuz und Gebete („Große Wasserweihe“) werden die haarigen Dämonen endlich zurück in die Unterwelt geschickt.

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