Geschichte
Zypern, die drittgrößte Insel im Mittelmeer, wird seit der Jungsteinzeit bewohnt. Dies zeigen die Überreste einer Besiedlung aus der Zeit, die um die 9.000 Jahre alt ist, wie die Spuren noch zeigen. Zypern, eventuell vom Begriff Cyprium (Kupfer) abgeleitet, deutet auf einen regen Kupferhandel hin.
Ab Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends wird die griechische Präsenz auf der Insel bewiesen. Dies zeigte vor allem die Entdeckung der sogenannten kretisch-minoischen Linear-A- Schrift, die den Einfluss Kretas deutlich verrät. Stumme Zeugen belegen eine wechselvolle Geschichte Zyperns. Die Präsenz der Assyrer, Ägypter, Perser, Makedonier, Römer, Byzantiner, Kreuzritter, Venezianer und schließlich der Osmanen hinterließ die jeweiligen Spuren. Im Jahr 1571 fiel Zypern nach verzweifelten Kämpfen der Venezianer in die Hände der Osmanen, die dort drei Jahrhunderte lang herrschten.
Karte Zyperns (Anfang des 18. Jahrhunderts) / Quelle: Wikimedia Commons
Das Jahr 1878 markiert einen Wendepunkt, da Großbritannien das Recht erhielt, die Insel zu verwalten als Gegengeschenk für den Beistand der Engländer im Krieg der Osmanen gegen Russland. Nach dem Ersten Weltkrieg annektierten die Briten die Insel. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es mehrere Versuche die britische Herrschaft abzuschütteln.
Erst im Jahr 1960 erlangte Zypern die Unabhängigkeit von Großbritannien, ein Ereignis, das keine Ruhe stiftete. Es gab immer wieder Streit zwischen den beiden Volksgruppen. So wurden 1964 UN-Truppen geschickt. Die zahlreichere griechische Volksgruppe wollte den Anschluss an Griechenland, was die wesentlich kleinere türkische Volksgruppe, unterstützt von der Türkei, nicht akzeptierte. So kam es, nach einem Militärputsch auf Zypern, zu der türkischen Invasion am 20. Juli 1974 und der Besetzung des nördlichen Inselteils. Zypern ist bis heute der einzige geteilte Staat innerhalb der Europäischen Union.
Tassos A., Zypern 74 (1974) / Quelle: Nationalgalerie – Alexandros Soutzos Museum (Athen)
Am 1. Mai 2004 wurde Zypern Mitglied der Europäischen Union. Allerdings gilt das Europäische Recht nicht im nördlichen Teil. Die Türkei erkennt die Republik Zypern nicht an. Weiterhin wird die „Türkische Republik Nordzypern“ nur von der Türkei anerkannt.
Die Grenzen zwischen dem Norden und Süden sind mittlerweile geöffnet, die Unterschiede bestehen allerdings weiter. Bisher ist noch nicht klar, wie der Konflikt auf Dauer gelöst werden soll.
Kultur – Literatur
Das literarische Schaffen hat bei den Zyprioten lange Tradition. Dennoch gehen die Anfänge der modernen zypriotischen Literatur im Allgemeinen auf das Jahr 1878 zurück, das Jahr, in dem Zypern unter die britische Herrschaft kam. Diese erste moderne literarische Periode Zyperns, die von etwa 1878 bis 1920 reicht, wurde stark von der Romantik der sogenannten “ersten Athener Schule” beeinflusst. Vassilis Michaelides, der Nationaldichter Zyperns, ist die wichtigste Figur dieser Zeit und spielte eine entscheidende Rolle bei der Einführung und Festigung des Gebrauchs des zypriotischen Dialekts vor allem als Sprache der Lyrik. Nach ihm wird in der Zwischenkriegszeit eine Generation junger Schriftsteller und Dichter auftreten, die die neuen Tendenzen in der griechischen und europäischen Literatur aufmerksam verfolgt haben. Im Folgenden entwickelten sich in Zypern alle literarischen Richtungen, die auch im übrigen Europa vertreten waren: Realismus, später Symbolismus, Surrealismus, usw.
Der Dichter Kostas Montis (Quelle: FB)
Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die dramatischen und überwältigenden Ereignisse der Geschichte der Insel den Verlauf der zypriotischen Literatur entscheidend prägen. Die Autoren, die in jenen Jahren ihre ersten Bücher veröffentlichten (Kostas Montis, Pandelis Michanikos und andere), aber auch die Generationen, die ihnen folgten, versuchten in ihrem Werk die Erfahrungen dieser historischen Ereignisse herauszuarbeiten: die Inbrunst des Kampfes um die Unabhängigkeit (die 1960 erlangt wurde), das Leid und die Wut wegen der türkischen Invasion (1974), die erzwungene Aufgabe des angestammten Landes und die Teilung der Insel. In Folge dessen nahm in jenen Jahren die zypriotische Literatur ihre Hauptmerkmale an, die sie bis heute mit unterschiedlichen Nuancen auszeichnen. Diese lassen sich in der starken Präsenz des historischen Elements und in der eingehenden Untersuchung der eigenen Identität erkennen, der ein Glaube ohne triumphale und grandiose Exzesse an das eigene Land und an die eigene Sprache innewohnt.
Tourismus
Abgesehen von der unruhigen Geschichte hat die drittgrößte Mittelmeerinsel ihren ganz eigenen Charakter und Charme. Neben den schönen Stränden wäre da zum Beispiel das Troodos-Gebirge, dessen höchster Berg Olympos sich bis auf knapp 2000 Meter Höhe erhebt. Der Troodos-Gebirgszug wird manchmal auch der „Schwarzwald Zyperns“ genannt. Hier wachsen einige mediterrane, teilweise auch endemische Baumarten wie Eichen, Kiefern, Platanen und Zedern. Selbst im Hochsommer herrscht im Troodos-Gebirge ein angenehm mildes Klima, das zum Wandern einlädt.
Die Königsgräber von Nea Paphos / Quelle: Wikimedia Commons
Nikosia ist die einzige geteilte Hauptstadt Europas, aber auch ein guter Ort, um typisch zypriotisch zu essen. Die traditionelle Küche ist eine Mischung aus drei Kontinenten, natürlich mit stark mediterraner Note. Wer in die alte Zeit eintauchen will, dem wird Paphos wärmstens empfohlen. Die Stadt galt in der Antike als bedeutende Metropole, die 2017 sogar zur Kulturhauptstadt Europas ernannt wurde. Wer an Zeugnissen aus der Bronzezeit interessiert ist, sollte das Archäologische Bezirksmuseum besuchen. Die populärste Kulturstätte sind allerdings die Königsgräber von Nea Paphos aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, als die Ptolemäer Zypern regiert haben. (AL)
Introbild: Georgios Pol. Georgiou, The Rebirth of Cyprus [Die Wiedergeburt Zyperns] (1960) / Quelle: Staatsgalerie für zeitgenössische Kunst Facebook Page
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