Seit über einem Jahrhundert in Griechenland tätig, das Deutsche Archäologische Institut Athen trägt durch sein vielfältiges Werk zur Konsolidierung der bilateralen Beziehungen und zur Vermittlung der antiken griechischen Geschichte und Archäologie an die breite Öffentlichkeit bei.

Das Deutsche Archäologische Institut Athen wurde 1874 als die zweite nach Rom ausländische Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Athen gegründet und war auch das zweite ausländische archäologische Institut – nach der École Française d’Athènes – das einen Sitz in der griechischen Hauptstadt errichtete. Nur wenige Jahre später wurde das Institut im klassizistischen Gebäude in der Fidiou-Straße untergebracht, das im Auftrag vom berühmten Kaufmann und Archäologe Heinrich Schliemann nach Plänen der Architekten Ernst Ziller und Wilhelm Dörpfeld auf das Anwesen des ersten Österreichischen Gesandters Anton Prokesch von Osten errichtet wurde. Das Gebäude des Instituts feierte 2018 das 130jährigen Bestehen und steht seit 1972 unter Denkmalschutz.

Eckpfeiler der Tätigkeit der Athener Abteilung seit ihrer Gründung in Griechenland ist die Durchführung von Feldforschungen, sowohl Ausgrabungen als auch topographischen und baugeschichtlichen Untersuchungen, in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen griechischen Behörden und anderen ausländischen archäologischen Einrichtungen. Die Heiligtümer von Olympia (seit 1906, zuvor 1875–81 ‚Reichs-Grabung‘), Samos (seit 1925, zuvor 1910–14 Grabungen durch die Berliner Museen), Kalapodi (seit den siebziger Jahren) wie auch die mykenische Akropolis von Tiryns (seit 1905, zuvor 1884–85 Ausgrabungen durch H. Schliemann) und die antike Nekropole von Athen, Kerameikos (seit 1913) befinden sich im Mittelpunkt der bedeutendsten Projekten von DAI Athen.

olympiaDer Zeustempel von Olympia/ Foto: Pan.stathopoulos, Dias entrance EAST 04, CC BY-SA 4.0 (Quelle: Wikimedia Commons)

Das Heiligtum in Olympia, dessen Ausgrabung bereits1875 anfing, ist heute fast vollständig freigelegt. Die Schwerpunkte der laufenden Projekte liegen auf der Erforschung der Funde und der Publikation, sowie der Restaurierung der Ruinen um ihre Attraktivität für die Besucher zu erhöhen.

Die archäologische Forschung am Heraion von Samos ist auf die Entwicklung des Kultes von seinen Anfängen bis in die späte Antike fokussiert. Das reiche archäologische Fundmaterial ermöglicht unter anderem gute Einblicke in die frühen Kontakte Griechenlands mit dem Mittelmeerraum. Seit 2016 findet auch das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Wasser & Kult im Heraion von Samos“ statt, im Rahmen dessen die Forscher Erkenntnisse zu den wasserbaulichen Einrichtungen im Heiligtum sammeln und ihre Bedeutung für den Kult auswerten.

Die Ausgrabung des Heiligtums von Kalapodi (in der Nähe von Atalanti), seit 2014 von der Direktorin des DAI Athen Prof. Dr. Katja Sporn geleitet, brachte zwei parallele Tempelanlagen zutage; bei dem Heiligtum handelt es sich wahrscheinlich um das bedeutende Orakel des Apollon von Abai.

Die Ausgrabung in Tiryns ist das einzige unter der Projekten des DAI Athen, das sich mit der Bronzezeit beschäftigt, d.h. mit dem Zeitabschnitt vor dem 1. Jahrtausend v. Chr.; es handelt sich um einen Ort, der, seit der frühen Bronzezeit (3.Jahrtausend), immer wieder ein politisches Zentrum gewesen ist. Im Schwerpunkt des Projekts derzeit befindet sich der Zeitabschnitt nach 1200 v.Chr., die letzten 150 Jahre der mykenischen Kultur, denn Tiryns hat in dieser Zeit eine ganz besondere Entwicklung genommen und, wie es sich aus dem Fundmaterial ergibt, die Stadt unterscheidet von allem was in anderen Orten in Griechenland gefunden wird.

Kerameikos CemeteryNekropole von Kerameikos (Quelle: Wikimedia Commons)

In Kerameikos wurden in der letzten Zeit zwei große Forschungsprojekte verfolgt, die die Heiligtümer und Kulte im Gelände, in der Nähe der Stadttore als auch das Wassermanagement untersuchten. 2015 konnten die deutschen Archäologen zum ersten Mal überhaupt in Athen ein Orakelheiligtum, das dem Apollon Paian geweiht war, identifizieren.

Das DAI Athen verfügt über eine bedeutende Fachbibliothek mit Spezialisierung im Bereich der griechischen Archäologie, die über 80.000 Bände und ein umfangreiches Archiv umfasst. Im Gebäude befindet sich auch eine eigene Fotothek, die mehr als 140.000 Negative enthält; es handelt sich eigentlich um eine der umfangreichsten Fototheken im Bereich der Archäologie Griechenlands.

2024 feiert das DAI Athen sein 150. Jubiläum und bereitet unter anderem eine Publikation zur Geschichte des Institutsgebäude vor.

Introbild: Sitz des Deutschen Archäologischen Instituts Athen in der Fidiou 1./ Foto:Marcus Cyron, Deutsches Archäologisches Institut Athen 28, CC BY-SA 3.0 (Quelle: Wikimedia Commons)

Quelle: Deutsches Archäologisches Institut Athen

EG

TAGS: Archäologie | Athen | Geschichte | Kultur