Theophilos gilt als der wichtigste Repräsentant der griechischen Volksmalerei. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Man vermutet, dass er zwischen 1867 und 1870 (oder auch später) im Ort Variá (heute ein Vorort der Hauptstadt Mytilini) auf der Insel Lesvos geboren wurde. Sein Vater war Schuster, seine Mutter die Tochter eines Ikonenmalers. Der Großvater mütterlicherseits war der erste und möglicherweise auch der einzige Lehrer des jungen Theophilos, der sehr früh sein großes Interesse für die Malerei zeigte.

Es brauchte allerdings sehr viel Zeit bis er zu seinem eigenen Malstil fand. Auch sein weiteres Leben ist nur fragmentarisch bekannt. Mit 18 verließ er das Elternhaus. Mehrere Jahre lang lebte er in Smyrna (heute Izmir) an der kleinasiatischen Küste, wo er im Griechischen Konsulat tätig war: Als Türsteher oder Laufbursche. Danach lebte er fast 30 Jahre lang in Volos in Zentralgriechenland, bevor er im Jahr 1927 endgültig nach Lesvos zurückkehrte. Er starb am 25. März 1934, der als Nationalfeiertag für die Erhebung gegen die türkische Tyrannei im Jahr 1821 gefeiert wird.

Theophilos: Der Tod von Markos Botsaris

Theophilos Chatzimichaíl, der bekannteste griechische naive Volksmaler, fand erst in den letzten Jahren seines Lebens die gebührende Anerkennung. Der in Paris lebende einflussreiche Kunstkritiker Stratis Eleftheriadis, auch Tériade genannt, welcher ebenfalls aus Lesvos stammte, entdeckte den eigensinnigen Theophilos gegen Ende der 1920er Jahre, bei einem seiner Besuche in der Heimat.

Theophilos, der sein Leben lang das traditionelle Faltenröckchen (griechisch Fustanela) trug und sich strikt weigerte, sich in europäischer Weise zu kleiden, war zu dieser Zeit bereits vielen Leuten auf Lesvos aufgefallen. Tériade erkannte sofort sein enormes Talent. Er bestellte Bilder bei ihm, so dass Theophilos sich zum ersten Mal in seinem Leben ganz und gar seiner Malerei widmen konnte.

In atemberaubendem Tempo malte er in den letzten fünf Jahren seines Lebens mehrere Bilder, die heute in dem Theophilos-Museum in Variá auf Lesvos ausgestellt werden. Der Bau des Museums wurde hauptsächlich von Tériade finanziert. Die offizielle Eröffnung des kleinen, aber schmucken Museums im Sommer 1965 war eine Sensation. Zahlreiche prominente Gäste erschienen, darunter der Dichter Giorgos Seferis, welcher den Nobelpreis zwei Jahre zuvor erhalten hatte, der ebenfalls aus Lesvos stammende Dichter Odysseas Elytis, der bekannte Maler Jannis Tsarouchis und viele mehr.

Die Werke von Theophilos wurden auf Initiative von Tériade auch in Paris, im Louvre, im Jahr 1961 ausgestellt und bekamen enthusiastische Kritiken, unter anderem vom weltberühmten französischen Architekten Le Corbusier.

Nun kommen Theophilos und seine authentische Malkunst auch nach Hydra, eine bezaubernde Insel, die Jahr für Jahr mehrere Gäste mit Kunst lockt. Die kleine aber sehr ruhige Insel hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer guten Adresse entwickelt. Sie zieht das gleiche Publikum wie die Art Basel und die Biennale in Venedig an.

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Theophilos: Erotokritos und Aretoússa

Hydra, die kleine Insel des Saronischen Golfes, südwestlich von Athen gelegen, ist bekannt als eine autofreie Insel. Es gibt weder einen Flughafen noch ein reges Nachtleben. Die meisten Transporte erledigen Esel und Maultiere, die sich langsam aber sicher bewegen. „Wie ein gewaltiger versteinerter Brotlaib“ gleiche die Insel, „der aus dem Wasser emporsteigt“, schrieb der berühmte amerikanischer Autor Henry Miller, der 1939 neun Monate in Griechenland verbrachte und dem Land in seinem Werk „Der Koloss von Maroussi“ ein Denkmal setzte.

Zu Anlass des 200-jährigen Jubiläums des offiziellen Beginns der Griechischen Revolution im Jahr 1821, werden nun auf Hydra in dem imposanten alten Gebäude des Historischen Museums 12 großformatige Werke von Theophilos ausgestellt, die sich unter anderem mit dem griechischen Freiheitskampf befassen und eine Ausleihe des Theophilos-Museum in Variá sind. Die Ausstellung dauert noch bis zum 15. Oktober 2021.  

AL