Es wird angenommen, dass El Greco vier Werke mit der Darstellung der Taufe Christi geschaffen hat.
Das erste Werk in chronologischer Reihenfolge befindet sich heute im Historischen Museum von Kreta. Es wurde vor einigen Jahren erworben und war zuvor unbekannt. Dieses Werk, das die Taufe Christi zeigt, wurde 2004 von der Gemeinde Heraklion auf Kreta bei einer Auktion von Christie’s in London erworben. Die zentralen Figuren, Jesus und Johannes der Täufer, werden von drei geflügelten Engeln begleitet. Sie befinden sich in einer natürlichen Umgebung, die die Landschaft des Flusses Jordan darstellt.
Das Werk ist unsigniert, kann jedoch aufgrund stilistischer Merkmale zweifelsfrei Domenikos Theotokopoulos zugeschrieben werden. Es wird den Werken seines fortgeschrittenen venezianischen Schaffens zugeordnet. Die Komposition zeichnet sich durch eine hohe handwerkliche Qualität, harmonische Farbgestaltung, deutliche venezianische Einflüsse – insbesondere in der Darstellung der Naturlandschaft – sowie einen ausgeprägten manieristischen Geist aus.
Im Bulletin der Christlichen Archäologischen Gesellschaft heißt es: „Das Werk erschien auf dem Kunstmarkt als eine Schöpfung von Domenikos Theotokopoulos. Diese Studie untermauert die Zuschreibung des Werkes an den kretischen Maler und legt nahe, dass es mit der Ankunft des jungen Künstlers in Venedig im Jahr 1567 entstanden ist. Es war ein Teil eines Triptychons, genauer gesagt die Innenseite des rechten Flügels. Eine weitere Darstellung desselben Triptychons, die heute im Agnes Etherington Art Centre der Queen’s University in Kanada aufbewahrt wird, zeigt die Anbetung der Hirten und könnte die Innenseite des linken Flügels gewesen sein.
Theotokopoulos schuf auch eine Darstellung der Taufe im signierten Triptychon von Modena (1568). Beide Werke weisen zahlreiche ikonografische und stilistische Parallelen auf, wie beispielsweise die Darstellung von Bäumen an den Rändern der Komposition und die ausgiebige Verwendung von Braun- und Goldtönen für die Darstellung des Himmels. Dennoch sind Unterschiede offensichtlich, da das Gemälde der Gemeinde Heraklion eine verfeinerte und ausgefeiltere Version des Themas darstellt. Der Vergleich der Hauptfiguren beider Werke ist deshalb von besonderem Interesse, da er den evolutionären Fortschritt in der Malerei Theotokopoulos‘ verdeutlicht.
Eine weitere Darstellung der Taufe Christi von Domenikos Theotokopoulos (1597–1600), Öl auf Leinwand, 350 x 144 cm, befindet sich im Museo del Prado in Madrid, zusammen mit anderen Werken des Malers. Dieses Gemälde wurde für den Altar der Kirche Santa María de Aragón des Augustinus-Kollegs in Madrid geschaffen.
Die Komposition entfaltet sich auf zwei Ebenen: der irdischen und historischen (im unteren Bereich des Gemäldes) sowie der himmlischen und übernatürlichen (im oberen Bereich). Im Zentrum der Komposition steht Gottvater in himmlischer Herrlichkeit. Das verbindende Element zwischen diesen beiden Ebenen ist der Heilige Geist, dargestellt in Gestalt einer Taube, der auf den getauften Jesus herabkommt. Die Figuren wirken durch ihre intensive Streckung, als würden sie schweben. Christus, nahezu nackt und in einer flehenden Haltung, wird von Johannes dem Täufer, gekleidet in ein Gewand aus Kamelhaar gemäß der Evangelienbeschreibung, mit Wasser übergossen. Hinter Christus sind Engelsfiguren dargestellt, die sein leuchtend rotes Gewand halten – ein Symbol für sein Leiden und Martyrium. Das Werk zeigt deutlich byzantinische Einflüsse und strahlt eine tiefe Spiritualität aus. Es lässt sich interpretieren als eine Darstellung der Epiphanie.
Eine spätere Darstellung der „Taufe“ (1608–1614), Öl auf Leinwand, 330 x 211 cm, befindet sich im Hospital de San Juan Bautista de Afuera in Toledo. Es ist bekannt, dass der Maler für große religiöse Kompositionen bevorzugt die Form des Parallelogramms wählte, bei dem die Höhe mehr als doppelt so groß war wie die Breite. Diese Proportion betont die Vertikalität der Figuren und ermöglicht eine Anordnung der Szene auf zwei überlagernden Ebenen. Im unteren Bereich erscheinen die Figuren kräftiger und präsenter, während der obere Teil für göttliche Offenbarungen und die Tänze der Engel reserviert ist. Diese hierarchische Struktur wird in seinem Werk „Die Taufe Christi“ besonders deutlich. Charakteristisch ist die verlängerte Form, die in vielen seiner Gemälde mit religiösem Inhalt wiederkehrt. Sie ermöglicht es, die physische Realität zu transzendieren und eine Illusion schwebender Figuren zu erzeugen.
Domenikos Theotokopoulos wurde von Fachleuten als der Maler beschrieben, der eine Kunst mit hoher Spiritualität geschaffen hat, in der Byzanz, Renaissance und Manierismus miteinander verschmelzen, um einen völlig originellen und einzigartigen Stil zu kreieren. Experten zufolge war es Theotokopoulos, der auf geniale Weise die Spiritualität und das Ethos der Hagiographie mit den Themen und Techniken der Renaissance verband, insbesondere mit den innovativen Aspekten dieser Epoche. In Grecos „Taufen“ entdecken wir die Spiritualität als ein zentrales Element seines Werks, das sein Streben nach einer Kunst kennzeichnete, die nicht nur durch hohe Ästhetik, sondern auch durch spirituellen Ausdruck und Erleuchtung geprägt war.
Quellen, Fotos:
(PS)