Griechenland hat eine „Rote Liste“ eingeführt – ein wertvolles Instrument im Kampf gegen den illegalen Handel mit Kulturgütern. Die Rote Liste ist ein praktischer Leitfaden des Internationalen Museumsrates (ICOM), der Kategorien von Kulturgütern auflistet, die besonders gefährdet sind, gestohlen und illegal gehandelt zu werden. Ziel dieser Listen ist es, Behörden wie Polizei und Zoll sowie Auktionshäusern und Kulturschaffenden dabei zu helfen, gefährdete Objekte zu identifizieren und so deren illegalen Verkauf oder Export zu verhindern. Diese Listen können nicht nur von Museen, Universitäten und Forschenden, sondern auch von Einzelpersonen genutzt werden.

Im Laufe der Jahre hat das griechische Kulturerbe erhebliche Verluste durch Diebstahl und Plünderung erlitten. Griechische Antiquitäten sind heute in bedeutenden Museen weltweit sowie in privaten Sammlungen verstreut. Viele dieser Kulturgüter wurden zu unterschiedlichen Zeiten unter bekannten oder unbekannten Umständen illegal gehandelt.

Die griechische Rote Liste wurde von der griechischen Abteilung des Internationalen Museumsrates (ICOM) in Zusammenarbeit mit einem Team griechischer Fachleute und mit Unterstützung des Kulturministeriums erstellt. Sie umfasst 52 Objekte, die von der Vorgeschichte bis zur Neuzeit reichen und besonders vom Schmuggel bedroht sind. Kriterien für die Auswahl dieser Objekte waren ihre Häufigkeit im internationalen Kunsthandel sowie die gestiegene Nachfrage nach bestimmten Kategorien infolge von Diebstählen in Griechenland.

Die Objekte sind in neun Kategorien unterteilt: Skulptur, Vasen, architektonische Dekoration, Bewaffnung, Numismatik, Schmuck, Kirchenobjekte, Bücher und Manuskripte sowie Malerei. Sie reichen von mykenischen Figuren über attische Krater und athenische Tetradrachmen bis hin zu Fragmenten byzantinischer Fresken und Werken von Theofilos Hadjimichael.

Dabei ist zu beachten, dass die Rote Liste keine gestohlenen Objekte aufführt. Sie enthält vielmehr Kulturgüter, die in den vergangenen Jahren beschlagnahmt oder zurückgegeben wurden und heute zu den Sammlungen griechischer Museen und anerkannter Institutionen gehören – darunter das Nationale Archäologische Museum, das Archäologische Museum von Thessaloniki, das Byzantinische und Christliche Museum sowie das Diachronische Museum von Larissa.

Die Liste umfasst Kategorien von Kulturgütern, die dem Risiko des illegalen Handels besonders ausgesetzt sind, und macht damit die Verletzlichkeit des griechischen Kulturerbes deutlich – trotz strenger nationaler und internationaler Schutzgesetze. Die Erstellung der griechischen Roten Liste ist das Ergebnis der interdisziplinären Zusammenarbeit von Fachleuten aus Museen, Zentraldirektionen und regionalen Sonderdiensten des griechischen Kulturministeriums.

Bei der Vorstellung der griechischen Roten Liste erklärte Kulturministerin Lina Mendoni, dass der illegale Handel mit Kulturgütern nicht nur eine Form krimineller Aktivitäten sei, sondern auch eine komplexe und gut vernetzte Operation der globalen organisierten Kriminalität, die direkt mit dem Terrorismus verbunden ist. Die Ministerin betonte, dass es sich um ein Verbrechen mit vielfältigen Folgen und Auswirkungen handelt, das den gemeinsamen Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft widersteht, und fügte hinzu, dass es Mittel und Ressourcen braucht, sowohl materiell als auch personell, um dieses Phänomen zu bekämpfen. Die Bekämpfung dieses Verbrechens erfordert internationale Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen, Erfahrungen und bewährten Praktiken, so Lina Mendoni.

Griechenland hat eine multidimensionale und dynamische Strategie zum wirksamen Schutz seines kulturellen Erbes entwickelt. Mit einer Vielzahl an Initiativen und Maßnahmen übernimmt das Land eine führende Rolle bei der Gestaltung der internationalen Politik zur Prävention und Bekämpfung des illegalen Handels mit Kulturgütern. In diesem Kontext bringt sich Griechenland systematisch mit Positionen und Vorschlägen in internationale Foren ein – mit dem Ziel, bewährte Verfahren weiterzuentwickeln und Synergien zur wirksamen Prävention und Bekämpfung dieses globalen Problems zu schaffen.

Medea S. Ekner, Generaldirektorin von ICOM, erklärte im Rahmen der Präsentation der griechischen Roten Liste, dass Griechenland aufgrund seiner einzigartigen Geschichte, seines reichen Erbes und seiner einzigartigen Kultur ein bevorzugtes Ziel für den illegalen Handel mit Kulturgütern sei. Sie fügte hinzu, dass das griechische Kulturerbe besonders anfällig für illegale Ausgrabungen sei.

Die griechische Rote Liste wurde auf der Website von ICOM in griechischer und englischer Sprache veröffentlicht und wird an internationale und nationale Partner, Polizei- und Zollbehörden sowie weitere relevante Akteure verteilt.

*** Der Internationale Museumsrat (ICOM) wurde 1946 im Louvre von Museumsexperten aus verschiedenen Disziplinen gegründet, um das kulturelle Erbe zu retten, zu restaurieren und zu fördern, das während des Zweiten Weltkriegs erheblich zerstört wurde.

Die griechische Abteilung des ICOM wurde 1983 ins Leben gerufen und befindet sich in einem Gebäude des Kulturministeriums im historischen Zentrum von Athen.

Seit dem Jahr 2000 veröffentlicht der ICOM Rote Listen in enger Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Experten sowie mit Unterstützung von Sponsoren, um die weltweit am stärksten gefährdeten Gebiete im Hinblick auf den illegalen Handel mit Kulturgütern abzudecken. Griechenland war das erste Land in der Europäischen Union, das eine „Rote Liste“ einführte.

Die Listen werden je nach Thema in verschiedenen Sprachen veröffentlicht. Sie haben maßgeblich zur Identifizierung, Bergung und Rückgabe von Tausenden von Kulturgütern aus dem Irak, Afghanistan und Mali beigetragen.

Die Roten Listen sind in digitaler Form kostenlos verfügbar, und die entsprechenden Broschüren werden an die Strafverfolgungsbehörden verteilt. Alle, die sich für den Handel mit oder den Schutz von Kulturgütern engagieren, sind eingeladen, die Listen einzusehen und zu verbreiten, um den Einsatz und die Wirkung dieses weltweit anerkannten Instruments zu optimieren.

Den ICOM Roten Listen ging die Publikation „Hundert verschwundene Objekte“ voraus, eine ICOM-Veröffentlichung, die vermisste Kulturgüter hervorhebt. Seit Jahrzehnten steht die ICOM an vorderster Front in den Bemühungen zum Schutz des Kulturerbes vor illegalem Handel und nutzt die einzigartige Expertise von Museumsfachleuten, um Kulturerbe-Experten und anderen bei der Identifizierung und dem Schutz von Kulturgütern zu unterstützen.

Origianltext: Grèce Hebdo, La « Liste rouge des biens culturels grecs en péril », un nouvel outil pratique contre le trafic illicite

(PS)