Agios Efstratios ist eine kleine Sandinsel. Sie liegt in der nordöstlichen Ägäis, in einer Entfernung von etwa 18 Meilen südlich zu Lemnos, der Provinz, zu der es administrativ gehört. Die mittelalterliche Burg, die byzantinischen Kirchen, das neugegründete Museum der Demokratie, in dem die sozial und politisch bewegte Zeit, in welcher die Insel zu einem Ort des Exils wurde, dokumentiert und aufbewahrt wird, machen Ai Stratis, wie die Insel noch genannt wird, zu einem besonderen Ort.

Mehrere Gelehrte geben an, dass die Insel Ai Stratis diejenige ist, auf der nach alten Quellen Philoctetes von der Schlange gebissen wurde, was dazu führte, dass er von den Griechen, die in Troja kämpften, wenig später auf Lemnos ausgesetzt wurde. Funde aus byzantinischer Zeit zeigen, dass die Insel Agios Efstratios zumindest in den ersten byzantinischen Jahrhunderten bewohnt war. Unter dem Kaiser Justinian wurden die Inseln der Ägäis geschützt und erlebten eine lange Zeit des Fortschritts und des Friedens. Die Insel scheint von Arabern oder durch einen Überfall von Berberpiraten geplündert und verlassen worden zu sein. Laut einem alten Manuskriptbuch fand der heilige Eustratios, ein Wundertäter, nach 813 nur noch zwei Menschen auf der Insel vor. Im August 1021 schenkte Basilius II., der Bulgaroktonos (976-1025), Kaiser von Byzanz, „die Insel der Jungen“ (Agios Eustratios) an das Kloster der Großen Lawra auf dem Berg Athos.

Das im Jahr 2007 neugegründete „Museum der Demokratie“ dokumentiert die neueste griechische Geschichte der letzten hundert Jahre. Es handelt sich um das erste und einzige öffentliche griechische Museum, das sich zu seiner Aufgabe gemacht hat, ein dunkles Kapitel der jüngeren Geschichte Griechenlands zu beleuchten und aufzuarbeiten. Als Sitz des Museums wurde die Insel Ai-Stratis gewählt, die lange Zeit —von den frühen 1930er Jahren bis 1943 und von 1948 bis 1963— Verbannungsort für politisch anders denkende Griechen war.

Das Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Geldern der „Bruderschaft Agios Eustratios in Alexandria“ errichtet, zunächst als Lehrschule –die erste auf der Insel– bis zum Bau der Maraslios‒Logothetios Schule (1909). In den Jahren der Deportierung politischer Exilanten nach Ai‒Stratis, wurde es als Genesungskrankenhaus oder als ländliche Klinik genutzt.

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Ein Gesetz im Jahr 1929 bekräftigte, dass jede Handlung, die „den gewaltsamen Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung“ zum Ziel hatte, als Straftat definiert wurde. In der Zeit bis zum Fall der Militärjunta im Jahr 1974 sollten mehrere Tausende Griechen, vornehmlich aus kommunistischen Kreisen und Gewerkschaften auf griechischen Inseln, darunter auf Ai‒Stratis, interniert gewesen sein. Auch mehrere bekannte Künstler, wie der Dichter Jannis Ritsos oder der Komponist Mikis Theodorakis waren hier während des griechischen Bürgerkriegs gebracht worden. Im Jahr 1951 sollen sich ca. 3.000 Menschen auf Ai‒Stratis aufgehalten haben.

Das kleine, aber hochinteressante „Museum der Demokratie“ auf Ai‒Stratis im ehemaligen Schulhaus dokumentiert in zwei Sprachen (Griechisch und Englisch) eins der dunkleren Kapitel der neueren griechischen Geschichte, die Verbannung auf die griechischen Inseln und insbesondere auf die Insel von Ai‒Stratis.

Unter den Exponaten befinden sich wertvolle Fotografien von Vassilis Manikakis, der das Alltagsleben der Einwohner und der Verbannten von den 1930er bis in die 1970er Jahre dokumentiert hat.    

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