Der Athos, der Heilige Berg, befindet sich auf dem östlichen Finger der Halbinsel Chalkidiki in Nordgriechenland. Seit über tausend Jahren ist der Heilige Berg (griechisch Hagion Oros) ein Ort des Gebets und der inneren Sammlung. Frauen haben in der tausendjährigen Mönchsrepublik keinen Zugang, auch weibliche Haustiere nicht, mit Ausnahme von Katzen.
Die Gründungszeit der Mönchsrepublik Athos fällt ins 10. Jahrhundert, in die sogenannte byzantinische Zeit. Byzanz, das oströmische Reich, welches nach der Teilung des römischen Reiches entstand, und seine Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul), währte von 330 bis 1453; danach fiel es in die Hände der Türken.
Bis zum Jahr 963, als das erste Kloster Mejísti (Große) Lawra vom hl. Athanassios gegründet wurde, lebten in der Region viele Einsiedler, entweder in abgelegenen Einsiedeleien und versteckten Höhlen oder in kleinen Siedlungen aus locker und zerstreut beieinanderstehenden Hütten. Wenig später entstanden noch zwei Großklöster, das Watopédi-Kloster und das Iwiron-Kloster, das Kloster der Iberer, d.h. der Georgier, eines früh christianisierten und gerade damals mit Byzanz in enger Verbindung stehenden Volkes.
Heute beherbergt die autonome, unabhängige Mönchsrepublik zwanzig Klöster. Hinzu kommt noch die Gegend Kafsokalíwia mit Einsiedeleien, die sogenannten Skiten, die erst im 16. Jahrhundert nach und nach entstand. Sie ist bis heute ein Ort für Einsiedler und geht auf die Zeit zurück, als einzelne Mönche die Großklöster verließen und sich in der Einöde kleine Unterkünfte bauten, die sogenannten Kalíwia d.h. Hütten oder Klausen, in denen bis heute 2-3 Mönche beisammen wohnen.
Einer der Höhepunkte eines jeden Jahres auf dem Berg Athos ist die Karwoche und die nächtliche Auferstehungsfeier, welche besinnlich, ja nahezu mystisch begangen wird. Am darauf folgenden Ostersonntag versammelt die sogenannte „Vesper der brüderlichen Liebe“ gegen Abend die Mönche wieder in der Kirche. Dabei wird das Evangelium von der Auferstehung in möglichst viele Sprachen verkündet.
Die Athosrepublik erlebt in den letzten Jahrzehnten eine neue Blütezeit. Abgesehen von der großen finanziellen Unterstützung der EU, die die Mönche jährlich beantragen und auch erhalten, gibt es einflussreiche Politiker und Geschäftsleute, die mit hohen Geldsummen dem Mönchsstaat regelmäßig helfen.
Die Corona-Krise bietet uns trotz der vielen traurigen Folgen doch die Möglichkeit, uns auf die Lebensgrundlagen des mönchischen Lebens zu besinnen und auf die Ruhe und die innere Sammlung zu achten. Bei dieser Gelegenheit könnten wir wieder zu den wesentlichen Inhalten des Lebens und zur Einfachheit zurückfinden und mit innerer Ruhe der heutigen Ruhelosigkeit und Hektik trotzen. (AL)
Introbild: Kloster Simonos Petras, Foto: vlasidis (Quelle: iStock / Getty Images Plus)
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