Einen diplomatischen Neuanfang haben Griechenland und Österreich bei dem offiziellen Besuch des griechischen Außenministers Nikos Kotzias am Mittwoch in Österreich gemacht. Nach den Spannungen zwischen Griechenland und Österreich in der Flüchtlingskrise wegen der Schließung der sogenannten „Balkanroute“ hat Kotzias am Mittwoch die im Februar aus Wien abgezogene Botschafterin Chrysoula Alfieri nach Österreich mitgebracht.

Bei dem Treffen von Kotzias mit seinem Amtskollegen Sebastian Kurz wurden die unterschiedlichen Ansichten und Erfahrungen beider Länder zur Flüchtlingskrise diskutiert. Kotzias und Kurz haben sich darauf geeinigt, gemeinsam an einer europäischen Lösung zu arbeiten. „Außenminister Kurz und ich haben offen über die aktuellen Herausforderungen diskutiert. Wir beide haben unseren Standpunkt klar gemacht. Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten und dafür sorgen, dass Flüchtlinge Hilfe bekommen und diese auch vor Ort annehmen“, betonte Kotzias. „Wir müssen uns eine langfristige europäische Strategie überlegen und Abhängigkeiten etwa von der Türkei vermeiden. Daran arbeiten wir als EU gemeinsam. Wir sind alle für eine gemeinsame europäische Lösung“, erklärte seinerseits Außenminister Kurz.

Neben der Flüchtlingskrise standen auch andere Themen auf der Agenda. Außenminister Kotzias hat seinen Amtskollegen eingeladen, Griechenland bald zu besuchen und sich an der Durchführung 2017 in Athen der zweiten internationalen Tagung zum Schutz der kulturellen und religiösen Gemeinschaften im Nahen Osten zu beteiligen.

fischer

Kotzias traf außerdem Bundespräsident Heinz Fischer. „Bundespräsident Fischer ist ein Freund Griechenlands […], der immer tief in seinem Herzen weiß, dass Griechenland die Mutter der Demokratie ist […] Ich möchte auch daran erinnern, dass Bundespräsident Fischer in schwersten Zeiten der Finanz- und Flüchtlingskrise Griechenland immer mit Liebe, Verständnis und Solidarität beigestanden hat“, unterstrich Kotzias in einem Interview mit der griechischen Nachrichtenagentur ANA- MPA nach seinem Treffen mit Fischer.

parlamentAm Mittwoch und Donnerstag besuchte Kotzias das österreichische Parlament, wo er vom Obmann des Außenpolitischen Ausschusses des Nationalrates, Josef Cap, herzlich willkommen geheißen und zu einer rund einstündigen Unterredung mit österreichischen Abgeordneten gebeten wurde.

Kotzias hat ferner mit dem Zweiten Präsidenten des Nationalrats, Karlheinz Kopf, zusammengetroffen.

In einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ anlässlich seines Besuchs in Wien hat der Außenminister den diplomatischen Zwischenfall, der zur Zurückberufung der Botschafterin nach Athen führte, als „ungewöhnlich“ bezeichnet; „sehr ungewöhnlich“ seien auch die gegen Griechenland erhobenen Vorwürfe zum Thema Flüchtlingskrise gewesen, so Kotzias. Jetzt sei aber das Klima verbessert, nicht zuletzt durch die Vereinbarung zwischen der EU und der Türkei über die Steuerung der Flüchtlingsströme sowie durch die EU-Beschlüsse zur Umsiedlung der Flüchtlinge. Dem griechischen Außenminister zufolge habe Europa viel Zeit verloren, statt das Flüchtlingsproblem vor Ort, also in Syrien oder Libyen, mit einer gemeinsamen europäischen Politik zu lösen. „Deshalb hat es mich gestört, dass alle Vorwürfe plötzlich auf uns fielen“, unterstrich der Außenminister in seinem Interview.

Weitere Interviews des griechischen Außenministers mit österreichischen Medien können Sie unter folgenden Links finden:
http://kurier.at/politik/ausland/nikos-kotzias-im-interview-vor-dem-besuch-in-oesterreich/197.954.411
http://www.vienna.at/versoehnungstreffen-in-wien-griechischer-aussenminister-kotzias-im-interview/4717154