Das 1994 gegründete Nationale Buchzentrum (EKEBI) stellte 2012 während der Wirtschaftskrise nach 18 Jahren ununterbrochener Tätigkeit seine Arbeit ein. Das Fehlen dieser Institution war im kulturellen Leben Griechenlands deutlich spürbar.
Im April 2024 entstand schließlich eine neue Einrichtung für das Buch: Mit der Auflösung der Griechischen Stiftung für Kultur (GSfK, ΕΙΠ) wurde die Griechische Stiftung für Buch und Kultur (GSfBK, ΕΛΙΒΙΠ) ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, die griechische Literatur im In- und Ausland zu fördern, das Buch als Bildungs-, Kultur- und Unterhaltungsmedium hervorzuheben sowie die griechische Sprache und Kultur international zu stärken.
Die Stiftung ist offizieller Veranstalter der Internationalen Buchmesse Thessaloniki und initiiert darüber hinaus zahlreiche Kooperationen und Projekte, die ein vielfältiges Spektrum literarischer Aktivitäten abdecken.

Im Mittelpunkt der Strategie der neuen Stiftung stehen sechs Säulen:
Erstens: Extrovertiertheit – Ziel ist es, die Sichtbarkeit griechischer Bücher und Autor:innen im In- und Ausland zu erhöhen.
Zweitens: Synergien und Koordination – Die Stiftung fördert die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen, um eine effizientere Ressourcennutzung und bessere Abstimmung zwischen den zuständigen Ministerien zu ermöglichen.
Drittens: Netzwerkbildung – Die Stiftung fungiert als Kommunikations- und Informationszentrum für die griechische Buchbranche und bringt Fachleute, Institutionen und Leser:innen miteinander in Kontakt.
Die vierte Säule ist die Stärkung der Fachkräfte im Buchsektor – durch gezielte Unterstützung und Weiterbildungsangebote für die in der Branche Tätigen.
Die fünfte Säule umfasst Investitionen in Forschung und Dokumentation: Die Stiftung sammelt Statistiken, Daten und historisches Material mit dem Ziel, das institutionelle und kulturelle Gedächtnis des griechischen Buches zu bewahren.
Die sechste Säule ist dem Lesen gewidmet. Sie betont die Bedeutung der Lesekultur für die junge Generation und die breite Öffentlichkeit – insbesondere im digitalen Zeitalter.
Die organisatorische Gründung der Stiftung begann im September 2024 mit der Ausarbeitung der Geschäftsordnung, die im Februar 2025 offiziell veröffentlicht wurde.
Im digitalen Bereich hat die Stiftung für Buch und Kultur (GSfBK) eine zweisprachige Website eingerichtet, die als zentrale Informationsplattform für die Welt des Buches dient. Die Website stellt sowohl die Strategie als auch die Aktivitäten der Stiftung vor, bietet Zugang zu Archiv- und Forschungsmaterialien und beleuchtet die Arbeit der Auslandsbüros der ehemaligen Hellenic Foundation for Culture in Städten wie Alexandria, Odessa, Berlin, Triest, Belgrad, Bukarest und Tirana.
Darüber hinaus werden schrittweise digitalisierte Ausgaben bedeutender Literaturzeitschriften veröffentlicht – als Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes.

Eine der zentralen Initiativen der Stiftung ist die Wiederbelebung des GreekLit-Programms, das die Übersetzung griechischer Bücher in andere Sprachen fördert. Das vom Recovery and Resilience Fund finanzierte Programm übernimmt bis zu 75 % der Übersetzungskosten und umfasst begleitende Maßnahmen wie Werbekampagnen, Seminare, Workshops und die Erstellung von Informationsmaterialien.
Parallel dazu wird eine Datenbank mit Listen übersetzter Werke und bibliografischen Angaben aufgebaut. Die Veröffentlichung eines zweisprachigen Katalogs in gedruckter und digitaler Form ist ebenfalls geplant.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verwaltung von BIBLIONET, der zentralen bibliografischen Datenbank des Landes. Die neue Stiftung arbeitet an einer umfassenden digitalen Neugestaltung – bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs. Ziel ist es, ein modernes Instrument zur Erfassung und Erforschung der griechischen Buchproduktion zu schaffen, das der breiten Öffentlichkeit zugänglich ist.
Die Internationale Buchmesse Thessaloniki ist die wichtigste Veranstaltung der Stiftung und zugleich die einzige ihrer Art in Griechenland. Im Jahr 2025 feiert sie ihr 21-jähriges Bestehen – mit Italien als Ehrengastland und dem Schwerpunktthema: Menschliche Kreativität im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz.
Über 300 Aussteller und 500 Referent:innen nahmen an rund 400 kulturellen Veranstaltungen teil. Zudem wurden Persönlichkeiten wie Manolis Anagnostakis, Andrea Camilleri und Hugo Pratt gewürdigt.
Die Griechische Stiftung für Buch und Kultur (GSfBK) zählt auch zu den Vorreitern im Einsatz neuer Technologien zur Förderung der Lesefreude. Die Initiative „Phygital Readers“, die Teil des Digitalplans 2025–2028 ist, verbindet traditionelles Lesen mit digitalem Geschichtenerzählen und nutzt dabei Technologien wie künstliche Intelligenz, Augmented Reality, Podcasts und Videotrailer.
Über die Plattform können Nutzer:innen aktiv an der Inhaltserstellung mitwirken, während das Buch mit anderen Kunstformen wie Musik, Film und Comics verknüpft wird.

Die Ministerin für Kultur und Tourismus, Lina Mendoni, stellte am 2. April 2025 bei einer Pressekonferenz im Amphitheater des Kulturministeriums die strategische Vision der Stiftung sowie seine wichtigsten Maßnahmen zur Förderung griechischer Bücher, zur Vernetzung von Autoren und Fachleuten des Sektors und zur internationalen Förderung der griechischen Kultur vor.
Die Kulturministerin betonte:
„Die Griechische Stiftung für Buch und Kultur ist eine Institution von großer Bedeutung für die griechische Literatur und spielt eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung griechischer Literatur und der Stärkung von Buchfachleuten. Mit Initiativen, die die Liebe zum Lesen wecken, die Extrovertiertheit griechischer Werke fördern und das Buch als zentrale Säule unserer Kulturlandschaft stärken, eröffnet die Stiftung neue Perspektiven für seine Zukunft.“

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Nikos Bakunakis, erklärte:
„Die Griechische Stiftung für Buch und Kultur schließt eine bedeutende Lücke in der öffentlichen Buchpolitik und erfüllt die Bedürfnisse von Leser:innen, Institutionen, Fachleuten, Autor:innen und Verleger:innen nach einer modernen und extrovertierten Institution.“
Die Griechische Stiftung für Buch und Kultur (GSfBK, ΕΛΙΒΙΠ) hat sich in nur wenigen Monaten ihres Bestehens als dynamische und innovative Institution etabliert, die nicht nur die Arbeit ihrer Vorgänger fortführt, sondern auch die Rolle des griechischen Buches in der modernen Kultur neu definiert.
Quellen, Fotos:
(PS)