Kulturministerin Lina Mendoni präsentierte die strategischen Grundsätze und Prioritäten der griechischen Kulturpolitik im Zentrum für Hellenische Studien der Harvard-Universität. In ihrer Rede vor einem großen Publikum erläuterte Mendoni ausführlich die grundlegenden Prinzipien der Bewahrung, des Schutzes und der Förderung des griechischen Kulturerbes sowie des zeitgenössischen künstlerischen Schaffens. Sie betonte zudem die Bedeutung der Kultur als nationales Entwicklungspotenzial und Eckpfeiler der intellektuellen, wirtschaftlichen und sozialen Erneuerung, des Fortschritts und des Wohlstands des Landes.

 (Titelbild: Hellenic Heritage: Das offizielle Portal zu Museen und Kulturstätten mit Führern, Tickets, Geschichten, kuratierten Erlebnissen und mehr)

Lina Mendoni betonte: „Unser Erbe muss geschützt, aber nicht in der Zeit eingefroren werden. Museen, Denkmäler und archäologische Stätten sind lebendige Bestandteile der Gesellschaft, eng mit den Gemeinschaften verbunden, ziehen Besucher an und fördern kulturelle, bildungsbezogene und wirtschaftliche Aktivitäten. Wenn sie in den Alltag integriert werden, gedeiht das Erbe und schafft so stärkere Anreize für seinen Schutz und eine größere gesellschaftliche Wirkung.“ Bezüglich des kulturellen Erbes und zeitgenössischer Kunst fügte sie hinzu, dass ein entscheidender Faktor sei, dass sie zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen, Einkommen und Arbeitsplätze schaffen, Investitionen anziehen und den Tourismus stärken, mit dem sie eng verknüpft sind. „Denkmäler und Museen sind keine Orte des Konsums. Sie sind Wahrzeichen, die im kollektiven Gedächtnis und der Identität verankert sind. Sie vereinen Generationen, fördern Stolz und sozialen Zusammenhalt und tragen das Bild eines Ortes über die Landesgrenzen hinaus“, hob sie hervor.

(Quelle: Kulturministerium, Athen-Mazedonische Nachrichtenagentur)

Die Kulturministerin Lina Mendoni in ihrer Rede am Zentrum für Hellenische Studien der Harvard-Universität (Quelle: Kulturministerium). Zu den wichtigsten Initiativen der griechischen Kulturpolitik gehören die Kulturcharta für alle Regionen, große Restaurierungs- und Digitalisierungsprojekte, der Ausbau des Kulturtourismus, neue digitale Plattformen sowie verstärkte Bemühungen gegen den illegalen Handel mit Antiquitäten und für die Rückgabe der Parthenon-Skulpturen.

„Kulturcharta für Entwicklung und Wohlstand“ für die 13 Regionen Griechenlands: Vision für Wachstum und Wohlstand

Seit 2019 verfolgt die griechische Regierung einen grundlegenden Wandel im Kulturmanagement, um der Kultur sowohl ihre soziale als auch ihre entwicklungspolitische Rolle zu verleihen. „In den vergangenen sechs Jahren“, so der Kulturminister, „haben wir systematisch an der Umsetzung eines neuen, flexiblen und dynamischen Modells gearbeitet und dabei Ziele und Methoden neu definiert. Dieser Ansatz basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, Datenanalysen, kohärenter Planung und realistischer Programmgestaltung. Er zielt auf Multiplikatoreffekte und Skaleneffekte ab, stärkt Innovationen, verbessert die Effektivität und gewährleistet den effizienten Einsatz von Mitteln und Ressourcen.“

Hellenic Heritage ist die neue offizielle Plattform des griechischen Kulturministeriums und der ODAP (Griechische Organisation für die Entwicklung kultureller Ressourcen) – ein modernes Portal, das die Essenz der griechischen Kultur präsentiert. Ab dem 5. September 2025 ist hh.gr verfügbar und dient als offizieller Führer zu über 350 archäologischen Stätten, Denkmälern und Museen. Die Website hh.gr wurde aus der Perspektive der Besucher entwickelt und bietet wichtige Informationen, integriert alle Services von Hellenic Heritage – Tickets, Erlebnisse und Shop – und unterstützt zukünftige digitale Innovationen. Mit einem starken Fokus auf Barrierefreiheit und Inklusion erweckt hh.gr Geschichte mithilfe fortschrittlicher Storytelling-Tools zum Leben. Dieser Launch markiert einen wichtigen Meilenstein in der Digitalstrategie von ODAP und verbindet Tradition mit moderner Technologie.

Eine zentrale Initiative ist die „Kulturcharta für Entwicklung und Wohlstand“, die für alle 13 Regionen Griechenlands mit einem Planungshorizont bis 2030 konzipiert wurde. Die Charta dient als aktiver, auf jede Region zugeschnittener Fahrplan und umfasst bedeutende Infrastrukturprojekte, Kulturförderprogramme und institutionelle Reformen. Sie legt gleichermaßen Wert auf den Schutz des materiellen und immateriellen Kulturerbes Griechenlands – von antiken Monumenten und historischen Stätten bis hin zu moderner Kunst und lebendigen Traditionen – und auf die Förderung der kulturellen Ausdrucksformen, die die griechische Identität heute prägen.

Die Charta zielt darauf ab, Kultur zu einem strategischen Faktor für Erholung, nachhaltige Entwicklung und sozialen Zusammenhalt zu machen – nicht nur in den Großstädten, sondern in allen Regionen des Landes. Sie spiegelt einen breiteren globalen und europäischen Trend wider, Kultur und Kreativität als Motoren für Innovation, wirtschaftliche Vitalität und gesellschaftliche Resilienz zu betrachten. Durch die Kombination von Infrastruktur, Modernisierung der Regulierung, digitaler Innovation und aktiver Förderung zeitgenössischer Kunst schafft die Charta ein starkes, zukunftsorientiertes Kulturökosystem, das langfristigen Nutzen für Griechenland und seine Bürgerinnen und Bürger bietet.

„Die Stärkung des Kulturtourismus ist ein zentrales Ziel des Ministeriums für Kultur und Sport in der Region Thessalien, da sich die Region zu einem aufstrebenden Reiseziel entwickelt“, betonte Kultur- und Sportministerin Lina Mendoni bei der Vorstellung des Thessalien-Entwicklungsprogramms unter der Leitung von Premierminister Kyriakos Mitsotakis im Februar 2023 in Larissa (Foto oben: Besuch des Premierministers im antiken Theater von Larissa). Das Kulturministerium setzt in enger Zusammenarbeit mit der Region Thessalien einen umfassenden Projektplan im Wert von 100 Millionen Euro um. Die Mittel stammen aus EU- und nationalen Ressourcen und konzentrieren sich auf den Schutz und die Restaurierung von Denkmälern und archäologischen Stätten sowie auf die Schaffung moderner Museums- und Kulturinfrastruktur. Zu den wichtigsten kulturellen Initiativen gehören strategische Pläne zur Integration bedeutender archäologischer Stätten wie des antiken Demetrias und des byzantinischen Anchialos in städtische Gebiete. Das Ministerium schuf in Alonnisos und im westlichen Pagasetischen Golf besichtigbare Unterwasserstätten, darunter das berühmte Schiffswrack von Peristera, das kürzlich von National Geographic zu einem der 50 besten Tauchziele gekürt wurde. Zu den weiteren Projekten gehören: das Diachrone Museum in Trikala; der integrierte Managementplan für Meteora, der Tourismus und Klosterleben in Einklang bringt; die Restaurierung von Theatern im phthitischen Theben, Larissa und Demetrias; Kulturrouten durch Pelion und Skiathos; sowie ein verbesserter Zugang zur Theopetra-Höhle und zur neolithischen Siedlung Dimini, wodurch der Kulturtourismus in Thessalien gestärkt wird (Quelle: Kulturministerium).

Ein Kernelement der Charta ist die Anerkennung von Kultur als Hebel für regionale Entwicklung, Kulturtourismus und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Durch die Einbindung von Kultur in die lokale und regionale Wirtschaft zielt der Plan darauf ab, die Kultur- und Kreativwirtschaft zu stärken, den Besucherstrom zu steigern, Arbeitsplätze in verwandten Sektoren zu schaffen und langjährige regionale Ungleichheiten abzubauen. Er legt zudem großen Wert auf Inklusion und gleichberechtigten Zugang und stellt sicher, dass kulturelle Infrastruktur, Dienstleistungen und Erlebnisse für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind und den Bedürfnissen städtischer und ländlicher Gemeinschaften gleichermaßen gerecht werden.

Mithilfe von EU-Mitteln (NSRF, RRF) und nationalen Ressourcen führt das Ministerium das größte Kulturinvestitionsprogramm in der Geschichte Griechenlands durch: über 850 Projekte mit einem Gesamtbudget von über 1,3 Milliarden Euro. Zu den abgeschlossenen und laufenden Arbeiten gehören die Restaurierung von Denkmälern, die Erhaltung des kulturellen Erbes, die Modernisierung von Museen – seit 2019 wurden bereits 28 neue oder vollständig restaurierte Museen eröffnet, weitere 28 sollen bis 2028 fertiggestellt werden – sowie der Bau neuer kultureller Infrastrukturen. Diese Projekte unterstützen die lokale Wirtschaft, stärken den sozialen Zusammenhalt, fördern eine ausgewogene regionale Entwicklung und schaffen Tausende von Arbeitsplätzen.

Im September 2025 übergab das Kulturministerium in der Stadt Veria die vollständig restaurierten christlichen Denkmäler: die historischen Kirchen der Heiligen Anna (obere Fotos, Führung mit Ministerin Lina Mendoni) und des Christus Pantokrator (unteres Foto). In Imathia (Region Zentralmakedonien) hat das Kulturministerium im Rahmen seiner integrierten Planung seit 2019 Kulturprojekte im Wert von über 25 Millionen Euro abgeschlossen und setzt diese weiterhin um. Zu diesen Initiativen zählen unter anderem das Polyzentrische Museum von Aigai, der restaurierte Palast Philipps II. in Aigai, das Virtuelle Museum „Alexander der Große: Von Aigai nach Oikoumene“, die Dauerausstellung im Freien des Archäologischen Museums von Veria, die Ausstellung der Schatzkammer des Heiligen Klosters Dovra, die Erhaltung und Präsentation der byzantinischen Akropolis von Veria sowie die Konservierung und Restaurierung christlicher und osmanischer Denkmäler, ebenfalls in Veria (Quelle: Kulturministerium).

Das virtuelle Museum „Alexander der Große: Von Aigai nach Oikoumene“

Digitale Innovation im Dienste der Kultur

Die digitale Transformation ist ein weiterer Eckpfeiler der Charta und modernisiert die Verwaltung, Dokumentation und Präsentation von Kulturgütern. Lina Mendoni hob die Investitionen des Kulturministeriums in digitale Technologien und Werkzeuge zur Verbesserung des Managements des griechischen Kulturerbes hervor. Das Ministerium hat über das „Nationale Denkmalarchiv“ groß angelegte Projekte umgesetzt, die virtuelle und erweiterte Realität, Kooperationen mit Technologieunternehmen wie Microsoft und Google sowie eine Strategie zur Integration künstlicher Intelligenz nutzen. Zu den wichtigsten Zielen gehören die Beschleunigung der Digitalisierung, die Verbesserung des Naturschutzes, die Verhinderung des illegalen Handels, die Bereitstellung personalisierter kultureller Erlebnisse, die Unterstützung der Forschung mit Big Data und die Sicherstellung ethischer Standards für Transparenz und Datenschutz.

Das Portal der digitalen Sammlungen beweglicher Denkmäler des Kulturministeriums (Nationales Denkmalarchiv) umfasst bewegliche Denkmäler, die hauptsächlich aus den Sammlungen der Museen des Kulturministeriums und des übrigen öffentlichen Sektors stammen. Das Portal wird fortlaufend aktualisiert und bietet über das Integrierte Informationssystem (IIS) des Kulturministeriums Zugriff auf rund 680.000 Einträge.

Der ebenfalls online verfügbare Archäologische Kataster erfasst und dokumentiert Griechenlands unbewegliche Denkmäler, archäologische Stätten, historische Stätten und deren Schutzzonen. Das Portal des Archäologischen Katasters enthält heute beschreibende (archäologische und administrative) sowie Geodaten zu mehr als 21.500 Denkmälern, rund 3.400 archäologischen und historischen Stätten, 844 Schutzzonen und 220 Museen.

Eine umfassende, landesweite digitale Transformation – mit einer Investition von über 27,3 Millionen Euro – hat 107 Museen und archäologische Stätten modernisiert. Ziel ist ein inklusiverer Zugang, ein besseres Management, ein bereicherndes Besuchererlebnis und die Verbindung von Kulturerbe und digitaler Moderne. Dazu gehören einheitliche Ticket- und Zugangskontrollsysteme, eine „Hellenic Heritage Web App“, digitale Beschilderung, QR-Codes, interaktive Führungen in mehreren Sprachen (einschließlich Griechischer Gebärdensprache) und AR/VR-Erlebnisse an wichtigen Standorten (z. B. Sounion, Delos, die antike Agora von Athen, das antike Olympia, die Rotunde von Thessaloniki).

Die Vergangenheit wird vor Ihren Augen lebendig! Wir haben die innovative Augmented-Reality-Anwendung (AR) auf hh.gr getestet – und das Ergebnis? Absolut bezaubernd! Im Poseidontempel in Sounion versetzte uns die AR-Technologie in die Vergangenheit und ließ die Stätte in ihrer ursprünglichen Pracht wiederaufleben. Ein immersives Erlebnis, das Geschichte, Technologie und Emotionen vereint. (Quelle: ODAP, Griechisches Kulturerbe, das offizielle Portal zu Museen und Kulturstätten)

Besondere Erwähnung fand auch das Programm des Kulturministeriums zur Restaurierung und Umnutzung des ehemaligen königlichen Anwesens in Tatoi. Neben der Bebauung wird die weitläufige Landschaftsgestaltung das Gelände in zugängliche Grünflächen für Erholung und Aktivitäten im Freien verwandeln und so nachhaltigen Tourismus und gesellschaftliches Engagement fördern. Das Projekt bewahrt die historische Bedeutung des Anwesens und schafft gleichzeitig ein modernes Reiseziel, das Kultur, Natur und Freizeit vereint.

Die Sammlungen des ehemaligen königlichen Anwesens Tatoi wurden kürzlich online registriert. Sie sind die größte Sammlung ihrer Art in Griechenland und widmen sich der bildenden und angewandten Kunst sowie der griechischen Geschichte. Sie umfassen mehr als 70.000 Objekte, die vom Kulturministerium auf dem ehemaligen königlichen Anwesen Tatoi erfasst und dokumentiert wurden.

Kulturrouten

2025 startete Griechenland eine große nationale Initiative zur Schaffung eines Netzes thematischer Kulturrouten im ganzen Land. Unterstützt wird das Projekt mit rund 50 Millionen Euro aus dem EU-Wiederaufbau- und Resilienzprogramm. Dieser ambitionierte Plan zielt darauf ab, die Tiefe und Vielfalt der griechischen Geschichte hervorzuheben, indem kulturelle Sehenswürdigkeiten in zusammenhängende, erzählerische Routen integriert werden, die verschiedene Regionen und Epochen miteinander verbinden. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, sinnvolle Verbindungen zwischen archäologischen Stätten, Denkmälern und lokalen Gemeinschaften herzustellen und sie zu einheitlichen Kulturerlebnissen zu vereinen. Diese Kulturrouten sollen Besuchern intensivere und intensivere Einblicke in die vielschichtige Vergangenheit Griechenlands ermöglichen und gleichzeitig langfristige Vorteile für die durchquerten Regionen generieren.

„Monumentale Werke von Zyklopen und Menschen“

Fünf thematische Routen wurden bereits definiert, die jeweils eine bestimmte Epoche und kulturelle Erzählung repräsentieren – von der mykenischen Welt bis zum byzantinischen und osmanischen Erbe. Dazu gehören Themen wie „Monumentale Werke von Zyklopen und Menschen“, die die mykenische Ingenieurskunst und Zivilisation präsentieren; „Auf den Spuren des Apostels Paulus“, die Stätten des frühen Christentums folgen; die „Kulturstraße Egnatia“, die der alten Handelsader folgt, die Handel und Verbindungen auf dem Balkan prägte; und das „Burgennetzwerk: Von Byzanz zur osmanischen Herrschaft“, das Befestigungsanlagen hervorhebt, die die Geschichte wechselnder Reiche und kultureller Einflüsse erzählen. (Quelle: Kulturministerium)

„Auf den Spuren des Apostels Paulus“

Der Schutz des griechischen Kulturerbes vor illegalem Handel

Mendoni betonte in einem Vortrag an der Harvard University auch das strategische Ziel des Ministeriums: den Schutz des griechischen Kulturerbes vor illegalem Handel. Dieser ist nicht nur eine Form krimineller Aktivität, sondern ein komplexes Phänomen, das mit organisierter Kriminalität verknüpft ist und zum Verlust, zur Fragmentierung und oft zur irreversiblen Zerstörung des historischen und kulturellen Gedächtnisses von Nationen führt. Die Strategie des Ministeriums konzentriert sich auf Prävention, internationale Zusammenarbeit und die systematische Rückführung von Antiquitäten aus ausländischen Museen und Privatsammlungen.

Gallery of the Acropolis Museumin Athens © Acropolis Museum

„Diese Verpflichtung gilt umso mehr für Griechenlands langjährige Forderung nach Rückgabe und Wiedervereinigung der Parthenon-Skulpturen, die seit über 200 Jahren im British Museum aufbewahrt werden. Die griechische Forderung nach den Skulpturen wurde bereits vor der offiziellen Gründung des modernen griechischen Staates erhoben. In den letzten sechs Jahren hat sich die Lage jedoch deutlich verändert. Weltweit erkennen Regierungen, Museen und die Zivilgesellschaft zunehmend die Notwendigkeit, historische Ungerechtigkeiten im Umgang mit Kulturerbe zu korrigieren. Unser Druck auf die britische Regierung und die Leitung des British Museum nimmt stetig zu“, betonte sie.

(Quelle: Kulturministerium, Athen-Mazedonische Nachrichtenagentur)

Originaltext: Greek News Agenda, A New Era for Greek Cultural Policy: Heritage, Innovation, Development