Nach dem Salz – auch „weißer Gold“ genannt – und den Olivenfrüchten – Homer bezeichnete Olivenöl als „flüssiges Gold“ – kommt in der griechischen Geschichte und Kultur das Brot an die Reihe, auch „König der Ernährung“ genannt.

In älteren Formen der griechischen Sprache wurde Brot „άρτος“ genannt. Das Wort „ψωμί“ ist jüngeren Ursprungs und ist eine Verkleinerungsform von „ψωμός“ (= Stück) > „ψωμίον“ (= Stückchen, Bissen) > „ψωμί“. Alle sind Ableitungen des Verbs „ψώω“ (= reiben). Brot wird im Wesentlichen aus Mehl und Wasser hergestellt.
Die Geschichte des Brotes beginnt vor 30.000 Jahren in Europa. Das erste Brot war wahrscheinlich eine Art Getreidebrei, aus gerösteten und gemahlenen Getreidekörnern und Wasser hergestellt und entstand möglicherweise zufällig beim Kochen oder absichtlich nach Experimenten mit Vollkornmehl und Wasser. Höchstwahrscheinlich war es ungesäuert.
Während dieser Zeit waren Getreide eine der vielen Nahrungsquellen, da die Ernährung der Europäer hauptsächlich auf tierischen Produkten basierte. Getreide und Brot wurden in der Jungsteinzeit vor etwa 10.000 Jahren zu Grundnahrungsmitteln, als Weizen und Gerste zu den ersten angebauten Pflanzen gehörten. Ihr Anbau verbreitete sich von Südwestasien nach Europa, Nordafrika und auf den indischen Subkontinent und ermöglichte es den Menschen, nach der Phase des Jägers und Sammlers Bauern zu werden.
Das Aufkommen von Sauerteigbrot lässt sich wahrscheinlich ebenfalls in prähistorische Zeiten zurückverfolgen, doch die ersten Zeugnisse dafür finden sich im alten Ägypten. In der Antike scheint die Idee eines eigenständigen Ofens, der vorgeheizt werden konnte und eine Tür hatte, griechischen Ursprungs zu sein. Getreide nahm in der Ernährung der alten Griechen einen herausragenden Platz ein. Bereits in der homerischen Zeit war die Anbaumethode von Weizen, Gerste und Dinkel bekannt. Aus antiken Texten geht hervor, dass die Griechen den Göttern Brote opferten, die sie „θειαγόνους άρτους“ (Opferbrot) nannten. Im 5. Jahrhundert v. Chr. konnte man in Athen Brot in einer Bäckerei kaufen, während in Rom griechische Bäcker im 2. Jahrhundert v. Chr. auftauchten, als Kleinasien unter römische Herrschaft fiel.

Louvre-Museum. H: 9,2 cm, ca. 500 v. Chr.
Quelle: Food for Thought: Women’s Domestic Roles through the Culinary Iconography of Archaic Greek Terracotta Figurines – Discentes
In prähistorischen Siedlungen in Thessalien in Griechenland wurden verkohlte Getreidekörner gefunden, und es ist historisch belegt, dass zwei Weizensorten und zwei Gerstensorten angebaut wurden, die den heute angebauten Sorten ähneln. Bei Ausgrabungen, die auf 6000 v. Chr. zurückgehen, wurden Feuersteingeräte gefunden, die als Sicheln verwendet wurden. In der homerischen Zeit bauten die Menschen in Griechenland vor allem „pyrόn“ (Gr. πυρόν) an, das wir heute als Hartweizen kennen. Das Mehl, das aus pyrόn hergestellt wurde, hieß „pyrinon“ (Gr. πύρινον). Das Backen erfolgte zunächst auf erhitzten Steinen und später in gemauerten Öfen oder in verschließbaren Tongefäßen.
Homer erwähnt das Brot mit lobenden Worten wie „melidis“ (Gr. μελιηδής», d.h. süß wie Honig) und „melifron“ (Gr. μελίφρων, d.h. der das Herz versüßt). Platon betrachtet Brot als Grundnahrungsmittel seiner idealen Politeia (d.h. Der Staat). Er schreibt dazu: „Um sich zu ernähren, werden die Menschen auf jeden Fall Mehl aus Weizen oder Gerste herstellen, das sie kneten und backen werden. Sie werden schönes Brot backen, das sie auf Schilfhalme oder saubere Blätter legen werden.“
Später verwendete der Christentum den Brot als Rohstoff für seine heiligen Sakramente, um ihn in den Leib Christi zu verwandeln. Im Gebet „Vater unser“ heißt es: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Gib uns heute unser tägliches Brot und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigen vergeben; und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ (Das Evangelium nach Matthäus – Die Bibel (Schlachter 2000)). Das tägliche Brot symbolisiert das Grundlegende und Notwendige für das Überleben des Menschen.

Tatsächlich ist Brot ein grundlegender Bestandteil der griechischen Ernährung und Kultur mit einer langen und reichen Geschichte in Bezug auf Produktion und Verbrauch von der Antike bis heute. Brot ist in Griechenland mit der Identität, der Volksüberlieferung, den Sitten und Gebräuchen und den wichtigen religiösen Feiertagen des Jahres verbunden. Die Herstellung, der Verzehr, die Geschichte, die Gesellschaft und die Wirtschaft des Brotes und der Vielzahl von Backwaren sind im Laufe der Jahrhunderte untrennbar mit der griechischen – und nicht nur der griechischen – Lebensweise verbunden. Brot ist für die Griechen mehr als nur Nahrung, es ist Teilen, Fürsorge, Vertrautheit.
Weltkulturerbe

In der heutigen Zeit war die Industrialisierung des Brotbackens ein entscheidender Schritt zur Entstehung der modernen Welt. Otto Frederick Rohwedder (1880 – 1960) gilt als der Vater des geschnittenen Brotes (1912), der 1928 eine Maschine erfand, die Brot schnitt und in Verpackungen verpackte.
Eine weitere wichtige Veränderung erfolgte 1961 mit der Entwicklung des Chorleywood-Verfahrens (Chorleywood bread process, Abk. CBP), einem Verfahren zur effizienten Herstellung von Hefeteig für die schnelle Zubereitung von geknetetem Brot, das ein weiches, luftiges Brot ergibt. Dieses Verfahren wird heute weltweit in großen Fabriken eingesetzt.

Heute gibt es Hunderte von Brotsorten auf der Welt, vom griechischen goldgelben Bauernbrot über Tortillas und das beliebte deutsche Brot bis hin zum indischen Naan.

Der Nährwert und die Bedeutung des Brotes für die menschliche Kultur und das Überleben bis heute zeigt sich auch in der Einführung des Weltbrottags am 16. Oktober.
Wir sollten nicht vergessen, dass Brot aus Vollkorngetreide die Grundlage der mediterranen Ernährung bildet. Die Vielfalt des Brotes ist groß und hängt von der Kultur und den lokalen Traditionen ab.
Griechen und Deutsche teilen eine reiche Brotkultur, da beide Völker Brot und Backwaren sehr zu schätzen scheinen.

Die griechische Brotkultur ist reich an Traditionen und Vielfalt. Das bekannteste griechische Brot im Ausland ist das „Pita“, ein rundes Fladenbrot, das häufig mit Gyros oder Souvlaki serviert wird. Ein weiterer beliebter Brottyp ist das „Horiatiko Psomi“, ein rustikales Bauernbrot, das in vielen Regionen Griechenlands hergestellt wird. Insgesamt wird in Griechenland viel Wert auf die Herstellung von hochwertigem Brot gelegt, das sowohl geschmacklich als auch ernährungsphysiologisch überzeugt. Dies spiegelt sich auch in der Vielfalt der Zutaten wider, die in der griechischen Brotproduktion verwendet werden, darunter Olivenöl, Kräuter und lokale Getreidesorten wie Weizen und Gerste (Quelle: https://superlekker.es/de/bread-griego/).

Mehr als 3000 verschiedene Brote und Backwaren gehen laut dem Deutschen Brotinstitut täglich in Deutschland über die Ladentheken. Diese Vielfalt ist Weltrekord und seit 2014 Teil des immateriellen Kulturerbes in Deutschland (Quelle: https://www.germany.travel/de/erleben-geniessen/deutsche-brotkultur.html).
Der griechische Sommer und Kindheitserinnerungen sind voller Sprünge ins Meer, Unfug, Spielen und einem einfachen Snack mit hausgemachtem Brot der Großmutter, Feta, Oliven und Tomaten. Unser Frühstück bestand oft aus einer Scheibe fluffigem Brot mit Butter und Zucker oder mit dick aufgetragenem Honig. Und die Energie war grenzenlos!

In Griechenland gibt es ein Brotmuseum in Varnava, Attika Region. Für Interessierte lohnt sich auch ein Besuch im Museum Brot und Kunst in Ulm in Deutschland, mit bedeutenden Exponaten zur Geschichte und Kultur des Brotes, aber auch zur künstlerischen Ausdrucksform und zur Beteiligung der Bürgergesellschaft durch vielfältige organisierte Führungen und Veranstaltungen.
Quellen: https://diatrofi.gr/to-psomi-kai-i-istoria-tou/, Brot in der Tradition | Ευρωπαϊκό Μουσείο Άρτου
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