Athen 1842. Der Akropolishügel dominiert die Stadt und inspiriert Joseph-Philibert Girault von Pringay (1804-1892). Er bleibt in der Geschichte, als derjenige, der die älteste Fotografie der Akropolis aufgenommen hat. Das Foto wurde am Morgen aufgenommen.
Athen und die Akropolis in der Zeit der Photographie
Athen, im 19. Jh. noch eine kleine Stadt, wird im Jahr 1834 zur Hauptstadt des neuen griechischen Staates (Landesbevölkerung im Jahr 1840: ca. 850.246). Athen ist fast komplett von den Folgen des Unabhängigkeitskrieges (1821-1829) ruiniert. Die Stadt war am schlimmsten betroffen, vor allem während der Belagerung von Mehmet Rechid Pacha (bekannt als Kioutachis), die insgesamt elf Monate zwischen Juni 1826 und Mai 1827 dauerte. Nach der Übernahme der Stadt im Jahr 1827 werden die osmanischen Streitkräfte die Stadt weiterhin bis zu ihrem Rücktritt am 31. März 1833 beherrschen. Es ist der Zeitpunkt, an dem die Akropolis offiziell an den griechischen Staat übergeben wurde. In Bezug auf Parthenon ist anzumerken, dass seit einigen Jahren vor dem Besuch von Girault de Pringay, Thomas Bruce (bekant als Lord Elgin), der Botschafter des Vereinigten Königreichs in Konstantinopel, in den Jahren 1801 und 1805, 12 Fronten, 156 Lose-Platten und 13 Metopen vom Parthenontempel abgenommen hat. Außerdem hat er noch den Fries des Tempels von Athena Nike und eine „Karyatide vom Eretheion“ auch mit Gewalt entfernt (später wurde sie durch eine Gipskopie ersetzt).
Die „Grand Tour“ (große Reise*) von Girault de Pringay
Die Geschichte der ersten Fotografie der Akropolis beginnt, als der Künstler Joseph-Philibert Girault de Pringay, seine „Grand Tour“ in Palästina, Ägypten, Syrien, Italien, der Türkei und Griechenland im Jahr 1842, im Alter von 38 Jahren, antritt. Er verfügt über eine spezielle Kamera, die Daguerreotypien macht. Vor seiner Reise im Orient hatte er bereits zwei Bücher den arabischen Denkmälern und mauretanischen Denkmälern in Spanien und Sizilien gewidmet. Horace Vernet, Frédéric Guillo-Fessquet und Joly von Lotbinière waren schon vor ihm vor Ort, aber keine ihrer Daguerreotypien wurde überliefert. Girault de Pringay reist durch Marseille und Rom, bevor er nach Griechenland, dann in Kairo und Alexandria ankommt, bevor er nach Konstantinopel weiterreist und die archäologischen Stätte in Kleinasien besucht, um „möglichst häufiger von den üblichen Routen abzuweichen“. Er setzte seine Reise fort, welche drei Jahre lang dauerte, und besuchte das Heilige Land, Baalbek, Damaskus und Aleppo. “Auf diesen Reisen entwickelte er sein Interesse für die islamische Architektur, die er in zahlreichen Zeichnungen dokumentierte und studierte. Zugleich engagierte er sich für die antiken Überreste in seiner Region, begründete mit einigen Freunden die Société historique et archéologique de Langres und wurde 1836 Inspektor der Kulturgüter von Haute-Marne”, laut der österreichischen Zeitschrift „Fotogeschichte“. Seine Daguerreotypien zählen zu den ältesten bekannten Fotos von Griechenland, Palästina, Ägypten, Syrien und der Türkei. Überraschenderweise wurden seine Werke erst in den 1920er Jahren in ein Lager seines Grundstücks gefunden und blieben unbekannt etwa 80 Jahre lang.
Das Entstehen der Fotografie während der „Grand Tour“
Die Entstehung der Fotografie fällt mit der „großen Reise“ zusammen, dieser großen Reise aus den westlichen Ländern auf der Suche nach Wissen und nach der Exotik. Vor allem in Frankreich besteht ein besonders starker Zusammenhang zwischen Orientalismus und Photographie.
Joseph-Philibert Girault de Pringay: Ein unbekannter bedeutender Pionier der Daguerreotypie
Joseph-Philibert de Pringay (1804-1892), Erbe eines großen Vermögens, hat sein ganzes Leben den Reisen, der Botanik, dem Zeichnen, der Architektur und einer Erfindung gewidmet, welche ihn sofort begeistert hat: Der Photographie. Sein Bild im Jahr 1842 vom Tempel des olympischen Jupiters in Athen, mit dem dunklen Himmel, der die Ruinen umgibt, wurde von den Experten als äußerst mutig bezeichnet; sie wurde für 1,23 Millionen Schweizer Franken verkauft. Die über 800 Daguerreotypien (einmalige, nicht replizierbare und äußerst empfindliche Platten), welche er von seiner Reise im Osten (1842-1845) heimbringt, sind außergewöhnliche visuelle Dokumente, die es ermöglichen, zahlreiche veraltete, später noch ruinierte, Standorte zu dokumentieren. Für Girault de Pringay war die Daguerreotypie nur ein praktisches Werkzeug im Dienste des Zeichnens, denn er hat in der Fotografie keinen anderen Wert als die Genauigkeit des Zeichnens gesehen. In seinen Augen war die Daguerreotypie ein einfaches Notizbuch, wie es auch bei vielen anderen zu diesem Zeitpunkt der Fall war. Nur im einzigen Selbst-Porträt, das von ihm bekannt ist, steht er wie ein Maler vor dem Gerät, mit einem Stift in der Hand, da für ihn die automatische Aufnahme mithilfe einer Maschine noch vervollständigt werden sollte. Dennoch haben seine Fotos einen besonderen Stellenwert in der Geschichte der Fotografie, insbesondere das erste Foto der Akropolis.
* Große Reise (auch „Cavalierstour“, „Kavalierreise“, „Junkerfahrt“ u.a.) war die Bezeichnung für eine seit der Renaissance obligatorische Reise der Söhne des europäischen Adels, später auch des gehobenen Bürgertums, durch Mitteleuropa, Italien, Spanien und auch ins Heilige Land
Quelle : Das französischsprachige On-line Magazin Grècehebdo (www.grecehebdo.gr)
AC