Mit Philhellenismus bezeichnet man den aktiven ausländischen Anteil am griechischen Freiheitskampf gegen die fast vier Jahrhunderte lang währende osmanische Gewaltherrschaft. Lange vor dem Ausbruch der Griechischen Revolution am 25. März 1821 hatte das Wort „Griechenland“ einen großen Zauber und übte in ganz Europa und nicht nur in den gebildeten Kreisen eine große Faszination aus.
Das Museum für Philhellenismus in Athen
Friedrich Hölderlin, einer der größten deutschen Lyriker, war erst 29 Jahre alt, als der zweite Band seines Hyperion-Briefromans im Jahr 1799 erschienen war. Ein junger deutscher Autor erzählt dem deutschsprachigen Lesepublikum im ausgehenden 18. Jahrhundert von den Bemühungen seiner heißgeliebten Griechen, die das Land von der türkischen Herrschaft in einem verzweifelten Aufstand zu befreien suchten.
Hölderlin, ein großer Griechenlandverehrer und Philhellene vor dem Philhellenismus, ist sicher keine Ausnahme. Ein anderer Dichter, Lord Byron, der sein Leben für die Unabhängigkeit Griechenlands geopfert hat, gehört zu jenen großen Gestalten, die durch ihr Engagement die langersehnte Freiheit des griechischen Volks ermöglicht haben.
Es war nunmehr höchste Zeit, dass man den bekannten und weniger bekannten Philhellenen ein eigenes Museum widmet. Für diesen Zweck ist vor mehr als zehn Jahren die „Gesellschaft für Hellenismus und Philhellenismus“ entstanden, die den Weg durch ihre reichen Sammlungen für das neue „Museum für Philhellenismus“ ebnete, welches die Rolle der Philhellenen in der griechischen Revolution von 1821 dokumentiert und dem breiten Publikum bekannt machen möchte. Rechtzeitig zum 200. Jubiläum der Griechischen Revolution öffnete letzten Mai das neue Museum, das sich im Stadtteil Psychiko befindet, seine Pforten für das Publikum.
Der Gründer, Konstantin Velentzas, ein überaus aktiver Mann, Manager einer Informations- und Technologiegruppe, sieht seine neue Rolle durchaus nicht als „Hobby“. Vielmehr ist das vierstöckige Museumsgebäude seine Lebensleidenschaft. Es ist mit wunderbaren Exponaten, Kunstwerken und anderen Objekten ausgestattet. Der Besucher wird reichlich belohnt. So auch die diplomatischen Vertreter aus der Schweiz, den USA, Österreich, Deutschland, Belgien u.a., die bereits ihren offiziellen Besuch abstatteten.
Im Erdgeschoss kann man eine Zusammenfassung der jahrhundertealten griechischen Geschichte und Kultur betrachten. Die griechische Antike, die hellenistische Zeit, die Renaissance und die folgende Zeit bis zum beginnenden 19. Jahrhundert werden durch Exkurse ausgearbeitet, die den Besucher in die griechische Geschichte einführen. Hier kann man auch eine imposante Namensliste von 1.500 dokumentierten Philhellenen sehen, von denen 1.050 an der griechischen Revolution teilgenommen haben.
Im ersten Stock werden ausgewählte Werke von verschiedenen europäischen Malern des 19. Jahrhunderts ausgestellt, darunter Werke von Carl Rottmann und Ludwig Lange, welche sich der treuen Darstellung von Land und den Leuten jener Zeit widmeten und monumentale Kunstwerke geschaffen haben. Ein anderer bedeutender Maler ist gewiss Georg Christian Perlberg, der mit einem sehr gelungenen Gemälde die besondere Atmosphäre der Belagerung von Akropolis und die herausragende Persönlichkeit eines großen Freiheitshelden, einem der Protagonisten ⸺Georgios Karaiskakis⸺ festgehalten hat. Auch das Portrait von Lord Byron darf hier nicht fehlen. Im dritten Stock, das Herzstück des neuen Museums, kann man die Griechische Revolution und die Rolle von vielen bedeutenden Philhellenen nah erleben. Hier wird der Kampf dokumentiert, der zu einem Krieg wurde und mehrere Jahre lang, mit einem Wechsel von Erfolgen und Niederlagen, dauerte.
Das neue „Museum für Philhellenismus“ ist ein Ort des Andenkens an jene unvergleichliche, heroische Zeit, die von der Begeisterung für die großen Ideale der Freiheit und der Souveränität getragen wurde. Es ist auch ein Ort der Andacht und der Erinnerung an ein Land, das „die hehre Geburtsstätte aller wissenschaftlichen und künstlerischen Bildung“ war, wie es in Heynigs „Europas Pflicht“, eine der vielen philhellenischen Schriften jener Zeit heißt.
Infos: https: //phmus.org
(AL)