Es waren legendäre Zeiten, als die Begeisterung von der griechischen Antike zum richtigen Fieberwahn wurde. Ein gutes Beispiel ist Heinrich Schliemann (1822-1890), dessen Leben und Wirken mit der langjährigen Suche nach Troja, der sagenumwobenen Stadt in der homerischen „Ilias“ eng verbunden ist. Die homerische „Ilias“ ist das literarische Werk, welches Schliemann schon als Kind tief beeindruckte und ein Leben lang nicht in Ruhe ließ.
Der erfolgreiche Kaufmann, der es zum Multimillionär schaffte, Kalligrafie und 15 Sprachen beherrschte, hatte die Träume seiner Jugend nicht vergessen. Im April 1868 kam es zur ersten Reise nach Griechenland, welches wenig später zu seiner Wahlheimat wurde. Am 24. September 1869 heiratete er nach griechisch-orthodoxem Ritus die 17jährige Sophia Engastroménou und ließ sich in Athen nieder. Mit seiner jungen Frau sprach er zunächst auf Altgriechisch, eine Sprache, die er erlernte, um den vielgeliebten Homer im Original lesen zu können.
Im folgenden Jahr begann er mit den Ausgrabungen in Hisarlik (der heutigen Türkei), im Jahr 1874 mit den Ausgrabungen in Mykene. Am 28. November 1876 telegraphierte Schliemann an den griechischen König, er habe das Grab des Agamemnon und seiner Familie gefunden. Erst am folgenden Tag jedoch fand er die größte und kunstvollste goldene Totenmaske, die als Goldmaske des Agamemnon bekannt wurde. Zur selben Zeit baute der berühmte Architekt Ernst Ziller (1837-1923) den Wohnpalast der Familie Schliemann im Zentrum Athens, wo Schliemann fortan lebte.
Die Einweihung des Wohnhauses fand am 30. Januar 1881 statt. Schliemann nannte es „Iliou Marathon“ – „Palast von Troja“ -, ein Name, der sich bis heute im Sprachgebrauch erhalten hat. Lange nach seinem Tod, im Jahr 1927 wurde das Gebäude vom griechischen Staat erworben und beherbergte ab 1934 den Areopag, das höchste Gericht des Landes. Im Jahr 1981 zog der Gerichtshof aus, drei Jahre später begannen die Restaurierungsarbeiten und im Dezember 1998 konnte das Gebäude erneut eingeweiht werden – diesmal als Numismatisches Museum.
Die Villa nahe dem Syntagma-Platz beherbergt heute das Numismatische Museum Griechenlands, eines der weltweit wichtigsten Museen seiner Art. Es befindet sich auf der Panepistimiou-Straße (Universitätsstraße) 12, eine der Hauptadern der griechischen Hauptstadt, welche den Syntagma-Platz und den Omonia-Platz verbindet. Das Gebäude ist eines der repräsentativsten und prächtigsten in ganz Griechenland.
Der Besucher des Numismatischen Museums wird durch die Fülle der Exponate beeindruckt. Etwa 600.000 Einzelstücke sind zu besichtigen. Es kommen zudem noch das prächtige Gebäude, der anmutige Garten, das Café und der Museumsladen hinzu, wo man sich lange verweilen kann.
Im Numismatischen Museum befindet sich ebenfalls die Sammlung „Heinrich Schliemann“, welche hauptsächlich Fund- und Erinnerungsstücke aus Troja enthält. Eine eigene numismatische Sammlung von Schliemann ist auch zu sehen. Das Gebäude schmücken Innenmalereien des slowenischen Malers Jurij Subic. Ein weiterer Saal ist dem Architekten des Wohnpalastes, Ernst Ziller gewidmet, der in der Zeit von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg über 500 private und öffentliche Bauten in Athen bauen ließ und die Stadtmitte der griechischen Hauptstadt nachhaltig prägte.
(AL)