Bis ins 8. Jahrhundert wurde die Auferstehung Christi nicht mit dem heutigen österlichen Morgengottesdienst, sondern mit einem besonders feierlichen Vespergottesdienst gefeiert, der mit der Feier der Göttlichen Liturgie verbunden ist. Als der heutige österliche Morgengottesdienst mit seinem feierlichen Auferstehungskanon eingeführt wurde, verlegte man die Feier der Vesper auf den Samstagvormittag. Dieser Vespergottesdienst ist vom Übergang von der Passion und der Feier der Grablegung zum Ostermorgen geprägt. Diese Vesper des Karsamstags hat den Sinn, dass der Sabbat und die Grabesruhe enden und der neue Tag von Ostern, die lichte Auferstehung des Herrn anbricht.

Nach der orthodoxen Tradition nehmen die Gläubigen am Ende der morgendlichen Liturgie vom Osterlicht Feuer mit nach Hause, um damit die Kerzen (Lampaden) vor den Hausikonen neu zu entzünden. In Jerusalem wird dafür von den Orthodoxen das Licht  des sich auf wundervolle Weise vom Himmel her entzündenden Osterfeuers, das vom Jerusalemer Patriarchen am Heiligen Grab am Mittag des Karsamstags empfangen wird.

Anast3

Die Osterfeierlichkeiten, von der Vesper am Samstagvormittag angefangen über die Osternachtfeier mit dem freudigen Osterkanon des heiligen Johannes von Damaskus bis zum gemeinsamen Ostermahl, haben noch einen weiteren Höhe- und Schlusspunkt: die Ostervesper, auch Vesper der Liebe (Esperinós tis agápis) genannt. Zu diesem Gottesdienst werden noch einmal die schönsten Gewänder angelegt, alle Kerzen in der Kirche angezündet, und mancherorts eine feierliche Prozession mit der Osterikone gemacht, die in der Nacht aus der Kirche zum Agapemahl mitgenommen und in der schönen Ecke des Gemeindesaals aufgestellt wurde. Die Vesper der Liebe ist ganz von der Osterfreude erfüllt. Sie hat keine nächtliche Prägung und ist nicht mehr vom vorangegangenen Fasten bestimmt.

Anast4

Im Morgengottesdienst der Osternacht und in den Osterstunden singt die Kirche deshalb anbetend:

Die Auferstehung Christi haben wir geschaut, so lasset uns

anbeten den heiligen Herrn Jesus, der allein ohne Sünde ist.

Vor Deinem Kreuze fallen wir nieder, o Christus, und Deine

heilige Auferstehung besingen und verherrlichen wir. Denn Du

bist unser Gott, außer Dir kennen wir keinen anderen. Deinen

Namen rufen wir an. Kommt, all ihr Gläubigen, lasset uns

anbeten die heilige Auferstehung Christi. Denn siehe, durch

das Kreuz ist Freude gekommen in die ganze Welt. Allezeit

lobsingen wir dem Herrn und preisen Seine Auferstehung.

ER hat die Kreuzigung erlitten und den Tod durch den Tod zertreten.