Delos (Die Offenbare) ist eine kleine, felsige Insel im Zentrum der Ägäis. Sie ist seit dem siebten Jahrhundert nach Christus bis zum heutigen Tag unbewohnt. Trotz der kleinen Fläche galt Delos in der Antike als die heiligste aller Inseln. Hier wurden laut der griechischen Mythologie zwei der größten griechischen Götter geboren: Apollon, der Gott des Lichtes und der Harmonie und seine Zwillingsschwester Artemis, die Göttin des Getiers und des Nachtlichts.

Delos, Archäologische Stätte

Der Mythologie nach suchte die von Zeus schwangere Göttin Leto lange nach einem geeigneten Ort, um einen mächtigen Gott, wie es hieß, zu gebären. Da alle den Zorn und die Eifersucht Heras, der Gemahlin Zeus, fürchteten, fand Leto zunächst bei niemandem Aufnahme. Nur auf der kleinen, felsigen und unfruchtbaren Insel Delos wurde sie endlich willkommen geheißen. Es wird in der griechischen Mythologie erzählt, wie die kleine, aber schöne Insel duftete, als Leto noch am Fuß des Berges Kynthos in den Wehen lag. Apollon wurde schon in der homerischen Zeit als Heilgott, ja als der bedeutendste Gott neben Zeus verehrt. Seine herausragende Bedeutung ist während der gesamten Zeit der Antike zu erkennen.

Apollon, ein unnachsichtiger Gott, der große Herr über sterbliche und Unsterbliche, wurde hier in seinem Geburtsort besonders verehrt. Funde aus der ältesten Zeit beweisen, dass Delos bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. besiedelt wurde. Im neunten vorchristlichen Jahrhundert begannen die Bauarbeiten für die Errichtung eines Apollon-Heiligtums, das in der archaischen und in der klassischen Zeit seine größte Bedeutung erreichte.

In der Antike fanden auf Delos große Feste und Wettkämpfe mit Musik, Tänzen und Faustkämpfen statt. Aus der ganzen Ägäis und aus dem benachbarten Kleinasien reisten Tausende an, um den besonderen Feiertagen beizuwohnen.

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Wahrzeichen von Delos, die Marmorlöwen

Seit 1990 gehört Delos – zu Recht – zu dem „Unesco Weltkulturerbe“. Es ist als Ganzes eine imposante archäologische Stätte, die alle Gäste mit ihrer besonderen Atmosphäre dazu verhilft, in eine ferne Vergangenheit einzutauchen. Die Insel hatte in der Antike ihre große Zeit, da sie in religiöser wie auch in wirtschaftlicher Hinsicht im östlichen Mittelmeerraum von eminenter Bedeutung war. Es lohnt sich immer noch, von der nah liegenden, international bekannten Insel Mykonos Delos einen Besuch abzustatten. Jährlich kommen hier um die 150.000 Besucher und genießen das strahlende, nahezu mystische Licht, das alles vergoldet.

In der hellenistischen Zeit erlebte Delos ein rasches wirtschaftliches Wachstum. Der Hafen wurde zu einem großen Umschlagsplatz für viele Handelswaren. Auch während der römischen Zeit genoss die Insel eine große wirtschaftliche Entwicklung, was auch die hohe Einwohnerzahl (ca. 25000) in jener Zeit für eine so unfruchtbare Insel beweist. Man kann durchaus behaupten, dass Delos eine kosmopolitische Insel während der ganzen antiken Zeit bis hin zum siebten nachchristlichen Jahrhundert war.

Danach begann allerdings der Niedergang dieser Insel, der nicht mehr aufzuhalten war. Als im Jahr 1835 der deutsche Reisende Ludwig Roß den Ort betrat, sah er nur noch eine völlig leere, mit unzähligen Ruinen übersäte Insel, die bis heute nach und nach erforscht und erschlossen wurde.

Heute erwartet die zahlreichen Besucher, Gäste und Pilger aus der ganzen Welt ein anderes Delos. Über die heilige Straße erreicht man die imposanten Überreste des Apollon-Heiligtums, ein uraltes, schon in mykenischer Zeit benutztes kultisches Zentrum. Man kann noch die Reste von drei Apollon-Tempeln besichtigen, die in der Antike nach und nach gebaut wurden. Zunächst der Tempel der Delier, dann der der Athener und der kleine, aber sehr schöne „Poros-Tempel“, welcher auch von den Athenern errichtet wurde.  

Nicht weit von diesem Ort, am Letoon vorbei, liegt das Wahrzeichen von Delos, die weltberühmten, stolzen Marmorlöwen. Man sieht zwar hier nur fünf Kopien, doch kann man die Originale im Museum vor Ort bewundern. In diesem Museum werden zahlreiche Funde ausgestellt, die im letzten Jahrhundert durch minutiöse archäologische Arbeit nach und nach ans Licht gelangten.

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Delos im Abendlicht

Immer noch heute kann der Besucher der elementaren Erfahrung auf die Spur kommen, welche unter anderem in den Werken der großen Dichter, bei Pindar und Aischylos nachhallt. Dort heißt es, Apollon würde mit den Klängen seiner Leier das Weltall in harmonischer Bewegung halten. Dies ist eine Erfahrung, die man durchaus immer noch heute, in unseren nüchternen, aufgeklärten Zeiten auf Delos, diesem Ort mit dem strahlenden Licht, machen kann.  

(AL)