Die Haupttendenzen der deutsch-griechischen Wirtschaftsbeziehungen, die Tätigkeit der Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer sowie der Beitrag der deutsch-griechischen Unternehmensgemeinschaft zur griechischen Wirtschaft stehen im Mittelpunkt einer Studie der Stiftung der Industrie- und Wirtschaftsforschung (IOBE), die am 06. April 2021 digital vorgestellt wurde. Die Studie, die im Auftrag der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer erstellt wurde, erfasst und bewertet die Tätigkeit deutscher Unternehmen in Griechenland sowie den Grad ihres Beitrags zum griechischen BIP.
Laut der Studie mit dem Titel „Der Abdruck des deutschen Unternehmertums in der griechischen Wirtschaft“ ist Deutschland, aufgrund der jahrzehntelangen engen Geschäftsbeziehungen zwischen beiden Ländern, einer der größten Handels- und Investitionspartner in Griechenland. Der Gesamtbeitrag der Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer zur griechischen Wirtschaft unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit anderen Wirtschaftszweigen wird 2019 auf 3,3% des BIP oder 6,1 Milliarden Euro geschätzt.
Der stellvertretende Minister für Entwicklung und Investitionen, Nikos Papathanasis, betonte auf der Veranstaltung: „Die vorgelegten Daten sind ein weiterer Beweis für die starke bilaterale Zusammenarbeit, die sowohl für Griechenland als auch für Deutschland von großem Nutzen ist. Die komparativen Vorteile unseres Lands in Verbindung mit den von der Regierung geförderten Reformen machen Griechenland schnell zu einem starken Investitionsziel. Viele deutsche Konzerne sind bereits in Griechenland aktiv und schaffen neue Geschäftsmöglichkeiten und mehr Arbeitsplätze. Die deutsch-griechischen Beziehungen entwickeln eine starke Dynamik und die Aussichten für eine weitere Zusammenarbeit sind äußerst vielversprechend „, fügte der stellvertretende Minister für Entwicklung und Investitionen hinzu.
In seinem kurzen Gruß betonte der Präsident der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer, Herr Konstantinos Marangos, unter Bezugnahme auf den vor einigen Tagen von der Regierung vorgelegten Nationalen Konjukturprogramm, dass beim neuen Investitionsstart des Landes „das deutsche Unternehmertum ihr Interesse für eine führende Rolle in Bereichen wie Energie, Innovation und neue Technologien, Arzneimittelproduktion, Lebensmittel, Tourismus, Logistik und Infrastruktur bereits bekundet hat. Die deutschen Investoren, die Griechenland vertrauen, werden methodisch handeln und die Chancen erkennen, die das Land bietet, insbesondere heute, wenn der Neustart der Binnenwirtschaft mit dem Neustart der europäischen Wirtschaft zusammenfällt“. Schließlich wies er darauf hin, dass die Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer bei diesen Bemühungen ein dynamischer Helfer der produktiven Ministerien bleiben werde. „Unsere Absicht ist es, den bereits starken Kommunikations- und Kooperationskanal zwischen der griechischen und der deutschen Investmentgemeinschaft weiter zu stärken“, sagte er.
Die Studie wurde vom Generaldirektor der IOBE, Professor Nikos Vettas und dem Leiter der Abteilung für mikroökonomische Analyse und Politik, Herrn Svetoslav Danchev vorgestellt. Herr Vettas erklärte, dass die Studie die starke Beziehung zwischen den Volkswirtschaften Griechenlands und Deutschlands analysiert und den relativen Nutzen aus der Geschäftstätigkeit deutscher Unternehmen schätzt, betonte jedoch, dass sowohl für die griechischen Exporte nach Deutschland als auch für deutsche Investitionen, die neues Kapital und neue Technologie bringen können, viel Raum für weiteres Wachstum besteht.
Der Geschäftsführer von TeamViewer Griechenland, Philipp Deutscher betonte in seinem Beitrag, dass das Unternehmen beabsichtige, in Ioannina einen Technologiepark für Unternehmen der Branche einzurichten und innerhalb eines Jahres die Mitarbeiter des bereits in der Stadt betriebenen Dynamischen Technologieknoten auf 200 zu erhöhen. In Bezug auf die Gründe, warum TeamViewer Ioannina für eine Investition in Griechenland ausgewählt hatte, erklärte er, dass Faktoren wie das hohe wissenschaftliche Potenzial und die Anbindung der Stadt an die internationale Infrastruktur sowie die „digitalen Autobahnen“ abgewogen wurden.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
Warenhandel – Dienstleistungen
- Deutschland hält einen bedeutenden Anteil am griechischen Außenhandel und eine führende Position als Exportdestination und Herkunftsland für Importe der griechischen Wirtschaft. Die Exporte griechischer Produkte nach Deutschland beliefen sich im Jahr 2019 auf 2,2 Mrd. während die Importe aus Deutschland 2019 die 5,9 Mrd. € überstiegen. Das Handelsbilanzdefizit der griechischen Wirtschaft mit Deutschland fiel nahezu auf 3,7 Mrd. € zurück.
- Der Anteil der griechischen Importe aus Deutschland beträgt 11%, wobei der Anteil der Exporte 7% erreichte. Im innergemeinschaftlichen Handel machen Importe aus Deutschland 21% der gesamten Importe Griechenlands aus den EU-28, während der Anteil der Gesamtexporte in EU-28-Länder 12% beträgt.
- Nahrungsmittel, Pharmaprodukte und Metalle sind die wichtigsten griechischen Produkte, die nach Deutschland exportiert werden. In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 haben die Nahrungsmittel- und Agrarexporte nach Deutschland ihren Anteil gestärkt.
- Produkte aus den Sektoren der chemischen Industrie, Pharmaindustrie, Fahrzeugbauindustrie und aus der Nahrungsmittelindustrie haben den größten Importanteil. Bei den Einfuhren aus Deutschland ist in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 ein Anstieg im chemischen und pharmazeutischen Bereich zu verzeichnen.
- Im Dienstleistungssektor verzeichnet Griechenland einen langfristigen Überschuss im bilateralen Handel mit Deutschland. Die Zahlungseingänge für Dienstleistungen von in Deutschland ansässigen Personen beliefen sich im Zeitraum 2015-2018 auf fast 3,8 Mrd. € und legten gegenüber dem Zeitraum 2010-2012 zu und betrafen hauptsächlich Reisedienstleistungen.
- Im Jahr 2019 wurden 4 Millionen Besucher aus Deutschland in Griechenland verzeichnet, während die durchschnittlichen Ausgaben von deutschen Besuchern in Griechenland höher als die durchschnittlichen Ausgaben der Besucher aus anderen Ländern sind.
- Die Reiseeinnahmen aus Deutschland erreichten in den Jahren 2018-2019 mit fast 3 Mrd. EUR den höchsten Stand, während den größten Einnahmenanteil die Reiseregionen Kreta, Süd-Ägäis, Zentral-Makedonien und Epirus haben.
- Deutschland steht mit einem Anteil von 17,2% im Zeitraum 2005-2019 an erster Stelle der touristischen Einnahmen Griechenlands. Die Pandemie hat die Anzahl der Reisenden und der Einnahmen aus allen Ländern beeinflusst – geringer fiel der Rückgang aus Deutschland aus.
Investitionen
Deutschland nimmt einen besonderen Stellenwert in der griechischen Wirtschaft im Bereich der Direktinvestitionen ein. Im Jahr 2019 überstieg das gesamte Direktinvestitionskapital, das von in Deutschland ansässigen juristischen und natürlichen Personen nach Griechenland floss, 8,2 Mrd. €
Ein positiver Einkommenszufluss primär aus Beschäftigung wird verzeichnet. Auf die Einkommenszuflüsse aus Deutschland, primär aus Beschäftigung und sekundär aus Heimatüberweisungen, entfielen jeweils 5,3% bzw. 16,4% der Gesamteinkünfte, die 2019 in die griechische Wirtschaft einflossen.
Kultur – Bildung
Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern spiegeln sich auch in weiteren Aspekten des gesellschaftlichen Lebens wider, vor allem in den Bereichen Kultur und Bildung. Die Zahl der Deutschlernenden in der griechischen Sekundarstufe erreichte 2019 fast 163.000, mit steigender Tendenz seit 2013.
Die Tätigkeit der Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Griechischen Industrie- & Handelskammer
Der Umsatz der an der Untersuchung beteiligten Mitgliedsunternehmen der Kammer belief sich 2019 auf 7,3 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 belief sich die Anzahl der Beschäftigten in den befragten Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer auf 28.000 und verzeichnete damit einen leichten Rückgang im Vergleich zum Zeitraum 2017-2018.
Nahezu sämtliche befragten Unternehmen (35 von 37) haben im 3-Jahres-Zeitraum 2017-2019 Anlageinvestitionen getätigt, die kumulativ rund 2 Mrd. € betragen und 650 Mio. EUR pro Jahr überstiegen (durchschnittlich 10% ihres Umsatzes).
Bei 2 von 3 der befragten Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer handelt es sich um exportorientierte Unternehmen. Der Gesamtwert der Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen belief sich 2019 auf 525 Mio. EUR, wobei der größte Anteil an Länder innerhalb der Europäischen Union ging.
Die Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer führen Initiativen und Aktionen zum Wohle der Allgemeinheit im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility (CSR) durch. Im Jahr 2019 beliefen sich die Förderaktivitäten und Spenden der befragtem Mitgliedsunternehmen auf 6,1 Mio. € (bzw. 0,1% des Bruttoumsatzes) und entsprachen damit fast dem Niveau der Jahre 2017-2018.
Der Beitrag zur Binnenwirtschaft
Der Gesamtbeitrag beträgt 3,3% des BIPs von 2019 (6,1 Mrd. €). Für jeden Euro Wertschöpfung aus dem Betrieb und den Investitionen der Mitgliedsunternehmen entstehen weitere 0,5 € Wertschöpfung in anderen Sektoren der griechischen Wirtschaft (insgesamt 1,5 €).
In Bezug auf die Beschäftigung wird der Gesamtbeitrag im Jahr 2019 auf 75,7 Tausend Beschäftigte geschätzt (1,7% der gesamten Beschäftigten des Landes).
Der gesamte Effekt von Steuereinnahmen und Einnahmen beträgt mehr als €1,4 Mrd. Die staatlichen Einnahmen aus Steuern und Abgaben, die direkt aus dem Regelbetrieb resultieren, werden auf 559 Mio. € geschätzt. Im Hinblick auf die direkten Steuereinnahmen werden die Arbeitgeberbeiträge der befragten Unternehmen auf rund 39 Mio. € geschätzt.
Schlussfolgerungen der Studie
Deutschland gehört zu den wichtigsten Handels- und Investitionspartnern Griechenlands.
• Exporte griechischer Produkte nach Deutschland (2019): 2,2 Mrd. €, 6,8% der Exporte
• Importe deutscher Produkte nach Griechenland: 5,9 Mrd. €., 11% der Importe
• Deutsche Touristen: 4 Mio. Besucher, 3 Mrd. € Einnahmen, 16,3% der Gesamteinnahmen, Nr. 1 in der Rangliste der Herkunftsländer
• Direkte Investitionen aus Deutschland nach Griechenland: 8,2 Mrd. € Gesamtkapital, 20,5% aller Länder, Nr. 1 in der Rangliste der Herkunftsländer
Aus der Tätigkeit der DGIHK-Mitgliedsunternehmen resultiert eine Hebelwirkung für das Wirtschaftswachstum
• Die Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung stärkt die inländische Wirtschaftstätigkeit, trägt zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und zur Entwicklung der griechischen Wirtschaft bei.
• Der BIP-bezogene Gesamtbeitrag der Mitgliedsunternehmen der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer aus ihrer Geschäftstätigkeit und ihrer Anlageinvestition im Jahr 2019 wird auf 6,1Mrd. € geschätzt.
• 75,7 Tausend Arbeitsplätze (1,7% des gesamten Marktes)
Introbild: Banner der Veranstaltung /Quelle: Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer
Bilderquelle: www.amna.gr
EG
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