Der Karneval von Patras: Ein Fest der Farben, der Freude und der Traditionen"

Der Karneval von Patras, auch Patras-Karneval genannt, ist die größte und älteste Karnevalsveranstaltung Griechenlands. Mit Blick auf die Teilnehmerzahl und seine lange Tradition zählt er zudem zu den bedeutendsten Karnevalsfesten weltweit. Seine Geschichte reicht 196 Jahre zurück (1829–2025). Der Karneval von Patras ist keine einzelne Veranstaltung, sondern eine Reihe von Events. Vom Tag der Eröffnungszeremonie bis zur Abschlusszeremonie finden zahlreiche spektakuläre und beeindruckende Veranstaltungen statt, darunter Theateraufführungen, Tänze, Paraden, eine Schatzsuche und ein Kinderkarneval.

Die Entstehung des Patras-Karnevals

Der Volksgeschichtsforscher Nikos Politis datiert die ersten Karnevalsveranstaltungen auf die Mitte des 19. Jahrhunderts. Diese bestanden vor allem aus Tänzen in Privathäusern und auf öffentlichen Plätzen. Dabei dominierten griechische Volkstänze, aber auch europäische Tänze der damaligen Zeit wie Polka, Mazurka, Quadrille und Walzer. Der erste urkundlich erwähnte Karnevalstanz fand 1829 im Haus des Patras-Kaufmanns Moretis statt.

In den Arbeitervierteln der Stadt hingegen verlief das Karnevalstreiben schlichter und spontaner. Erst später kamen dort Boules (als Frauen verkleidete Männer), Gaitanaki (eine Art Karussell) sowie das neckende und satirische Spiel mit gesellschaftlichen Situationen und Ereignissen hinzu.

Es wird untersucht, ob das damalige Karnevalsgeschehen durch die Anwesenheit der französischen Soldaten unter General Maison beeinflusst wurde, die unmittelbar nach der Befreiung von den Osmanen zeitweise in Patras stationiert waren.

Mit dem Anschluss der Ionischen Inseln an Griechenland im Jahr 1864 ließen sich viele Ionier in Patras nieder. Durch ihren fortschrittlichen Geist und ihre Lieder, die sie in den wenigen Tavernen des Hafens und der Altstadt sangen, beeinflussten sie die Entwicklung des Karnevals. Auch der Hafen der Stadt und die engen Kontakte der Bevölkerung zum Westen, insbesondere zum benachbarten Italien mit seinen berühmten Karnevalstraditionen, prägten den Charakter des Patras-Karnevals maßgeblich. Dies erklärt die zahlreichen mediterranen und westlichen Einflüsse des Festes.

Die erste Phase des Patras-Karnevals

In den 1870er Jahren, während der wirtschaftlichen Blütezeit der Stadt, erschienen die ersten Karnevalswagen. Gleichzeitig wurde das neu eröffnete Stadttheater „Apollo“ für die ersten öffentlichen Karnevalsbälle genutzt.

Während der Belle Époque, insbesondere im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, entwickelte der Karneval eine eigene Identität, und erstmals nahmen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten daran teil. In dieser Zeit etablierte sich die Eierschlacht mit konfettigefüllten Wachseiern, die als Vorläufer der heutigen Schokoladenschlacht gilt.

Es folgte eine Phase des Niedergangs, bedingt durch die Balkankriege, den Ersten Weltkrieg, die nationale Spaltung und die Katastrophe in Kleinasien. Ein kurzzeitiger Aufschwung, mit Höhepunkten in den Jahren 1938 und 1939, wurde durch die deutsche Besatzung und den Bürgerkrieg (1940–1950) jäh unterbrochen und kam schließlich zum Erliegen.

Der Patras-Karneval in der Nachkriegszeit

Die Wiederbelebung des Karnevals von Patras begann im Jahr 1951, angeführt von den Musikgruppen „Orpheus“ und „Patraiki Mandolinata“. Seit 1952 ist die Gemeinde Patras für die Organisation des Karnevals verantwortlich.

1964 wurde der Karneval aufgrund des Todes von König Paul abgesagt.

1966 entstand mit „Hidden Treasure“ (“Verborgener Schatz“) ein neues Gruppenspiel, an dem zunächst nur eine kleine Anzahl verkleideter Personen teilnahm. Es handelte sich um eine Variante des klassischen Pfadfinder-Navigationsspiels. Im darauffolgenden Jahr tauchten erstmals festlich geschmückten Umzugswagen auf.

Im Jahr 1980 wurde das Spiel „Der verborgene Schatz“ mit seinen Mannschaften und karnavalischen Streitwagen zum ersten Mal in die Große Sonntagsparade integriert. Es hatte eine katalytische Wirkung auf die Entwicklung des Karnevals, indem es ihm Umfang, Vielfalt, Lebendigkeit und Dynamik verlieh.

Der Patras-Karneval in der modernen Zeit

Kennzeichnend für den Karneval von Patras ist die kontinuierliche Steigerung der Beteiligung von Karnevalsteilnehmern an den verschiedenen Veranstaltungen. In seiner modernen Form erstreckt sich der Karneval auf kreative Weise über die gesamte Karnevalszeit – von der Eröffnungszeremonie bis zur Abschlusszeremonie – und umfasst eine Vielzahl von Events, darunter Tänze, Paraden, das Spiel des “verborgenen Schatzes“, den Kinderkarneval, die Bourboulia, Straßentheater, Ausstellungen, Kunstaktivitäten, Konzerte und vieles mehr.

Der Höhepunkt ist das letzte Wochenende: Am Samstag findet die Nachtparade der Mannschaften statt, und am Sonntag folgt die beeindruckende große Parade der festlich geschmückten Umzugswagen und Mannschaften. Der Karneval endet mit den spektakulären Abschlussfeierlichkeiten und dem Verbrennen der Figur des Karnevalskönigs während der Abschlusszeremonie auf dem Pier von Agios Nikolaos.