Berühmter griechischer Maler und einer der wichtigsten Vertreter der Münchner Schule in Griechenland, wird Georgios Iakovidis wegen seiner Vorliebe für Kinderabbildungen als ‘Maler der Kinder‘ bezeichnet.
Geboren 1853 in Chidira auf Lesbos, wurde er im Alter von 13 Jahren nach Smyrna zu seinem Onkel geschickt, um dort die Evangelische Schule zu besuchen. Schon von diesem frühen Alter zeigte er sein Interesse für die Kunst und ging 1870, nachdem er die finanzielle Unterstützung des Holzhändlers Hatziloukas gesichert hatte, nach Athen um dort sich an der Athener Kunsthochschule einzuschreiben. Er studierte Malerei (1870-1876) bei Nikiforos Lytras und absolviert seine Studien 1877 mit der Höchstnote.
Im selben Jahr gewann Iakovidis einen ausgeschriebenen Wettbewerb und erhielt ein Stipendium um in Deutschland an der Münchner Akademie der Bildenden Künste weiterzustudieren. Seine Studien vertiefte er in München bei Ludwig von Lofftz, Wilhelm Lindenschmidt und Gabriel von Max bis 1883. Mittlerweile besuchte er in den Sommermonaten Bayern und malte Landschaften und Szenen aus dem dortigen Alltag. Gemeinsam mit Toby Erward Rosenthal gründete er 1878 eine Malschule vornehmlich für Frauen, die er bis 1898 betrieb. Im jahr 1889 starb seine Frau Aglaia, mit der er zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn hatte und seitdem hörte er auf, fröhliche Kinderszenen in seine Gemälde abzubilden, für die er bis dahin bekannt war.
Er blieb bis zum Ende des Jahrhunderts in München, beteiligte sich am künstlerischen Leben der Stadt und etablierte sich. Nachdem er seine Werke bereits in Ausstellungen im Kunstverein und im Glaspalast präsentiert hatte, wurde er 1884 ordentliches Mitglied der Künstlergenossenschaft und wurde dreimal zum Mitglied des kritischen Ausschusses für deren Ausstellungen berufen (1889, 1892, 1895). Neben Deutschland, wo er in vielen Ausstellungen ausgezeichnet wurde, war er auch bei Ausstellungen in Athen und den Internationalen Ausstellungen von Paris (1878, 1889 – Bronzemedaille, 1900 – Goldmedaille) präsent.
1900 kehrte er auf Einladung der griechischen Regierung nach Griechenland zurück und übernahm die Leitung der neu konstituierten Nationalgalerie, eine Position, die er bis 1918 innehatte. Auch in Athen erwarb er sich einen guten Ruf als herausragender akademischer Maler. Zu seinem Kundenkreis gehörte die königliche Familie ebenso wie zahlreiche Unternehmer. Befreundet war Iakovidis mit Nikolaus von Griechenland, der in seiner Freizeit als Maler tätig war.
1904 folgte er seinem Lehrer Lytras auf den Lehrstuhl für Malerei der Hochschule der Bildenden Künste Athen, wo er bis 1930 lehrte, ab 1910 als Direktor der Schule. Einer seiner Studenten war auch Giorgio De Chirico.1914 erhielt Iakovidis den Preis für Kunst und Literatur und 1926 wurde er Mitglied der Athener Akademie der Wissenschaften. 1930 gab er die Direktion der Kunsthochschule auf, blieb aber ihr ehrenamtlicher Direktor. Iakovidis starb 1932 kurz vor seinem 80. Geburtstag. Die Nationalgalerie von Athen organisierte 2005 eine Retrospektive seiner Gemälden.
Das Georgios Iakovidis-Digitalmuseum
Das Georgios Iakovidis-Digitalmuseum in seinem Geburtsort Chidira auf Lesbos ist das erste vollständig digitale Kunstmuseum in Griechenland. Nach einer speziellen museologischen Studie auf der Grundlage neuer Technologien organisiert, präsentiert es Leben und Werk des renommierten griechischen Malers auf vielfältige Weise digital. Es soll als Treffpunkt für Technik und Kunst fungieren und Besuchern jeden Alters ein visuelles Erlebnis bieten, das Freude und Wissen vereint.
Das Erdgeschoss bietet einen Einblick in die Persönlichkeit von Iakovidis und die wichtigsten Meilensteine seines Lebens (1853-1932) durch digitale Anwendungen mit Archivmaterial, das Familienereignisse, seine beruflichen Leistungen und sein soziales Umfeld veranschaulicht. Ebenfalls auf dieser Etage bietet die Anwendung „Georgios Iakovidis, sein Leben und Werk“ den Besuchern eine alternative Möglichkeit, das Leben und Werk des bedeutenden Künstlers weiter zu erkunden.
Die erste Etage ist Georgios Iakovidis facettenreichem Oeuvre gewidmet, von seinen frühen Studienjahren bei seinem Lehrer Nikiforos Lytras über die Werke seiner reifen Jahre in München bis hin zu den Porträts seiner Enkel am Ende seines Lebens. Mythologische Themen, Kindheitsszenen, Landschaften, Porträts, Stillleben, Blumenkompositionen werden durch eine Vielzahl digitaler Mittel wie TFT-Bildschirme, Touchscreens, zweisprachige Texttafeln mit Duratrance-Bildern, Holoscreens lebendig. Verschiedene Tricks, wie die Lupe, die Details auf einem Gemälde hervorhebt, die Illustration bedeutender Elemente durch interessante Grafiken und ihr Vergleich mit anderen Werken von Iakobides selbst, seinem Lehrer Nikiforos Lytras und bedeutenden deutschen Malern sind nur einige der Medien, die das Digitale Museum verwendet um den „pädagogischen“ Aspekt der Kunst zu verstärken. Auf der unteren Ebene können die Besucher ein Video über den künstlerischen Werdegang des Malers sehen.
Info: Nationalgalerie von Athen, Georgios Iakovidis-Digitalmuseum
Bildquellen: Nationalgalerie von Athen, Georgios Iakovidis-Digitalmuseum, Wikimedia Commons
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