Unter den jüngsten Publikationen der Edition Romiosini vom Centrum Modernes Griechenland (CeMoG) der Freien Universität Berlin ist die revidierte und ergänzte Fassung des Romans Contre-Temps von Mimika Cranaki, in der Übersetzung von Birgit Hildebrand. Cranaki war 23, als sie aus politischen Gründen nach Paris emigrieren musste; zwei Jahre später entstand ihr Debüt, deutlich im esprit des Existenzialismus: Kyveli, eine musikalische und intelligente junge Frau, lebt in Athen, als die deutsche Besatzung und der Bürgerkrieg Hungersnot und Tod mit sich bringen.
Doch die äußeren Umstände existieren in ihrer Geschichte nicht; Kyveli bleibt in ihrer Welt stets eine Fremde, schon seit sie als kleines Kind ihre Mutter verlor. Wie in Distanz zu sich selbst und in einem widrigen Umstand, verliebt sie sich als junge Musikstudentin in Spiros, mit dessen verletzlicher Intelligenz und Fürsorge sie nichts anfangen kann. Nach dem Krieg geht sie nach Paris und heiratet ihre erste Liebe Aris, einen virilen Draufgänger. Doch die Umstände sind wieder nicht günstig, denn nun, im Paris der Nachkriegszeit, fehlt ihr die Sensibilität von Spiros. Wieder geht sie fort und sucht anderswo nach Glück und Freiheit.
Neu in dieser Ausgabe der Übersetzung ist das Vorwort, das Cranaki für die zweite Ausgabe 1975 verfasst hat. Ein kurzer, poetischer Text über Migration und Fremdsein, über die Frauenbewegung, Nationalismen und Fremdenfeindlichkeit.