Das Konzept der Maerzbuehne zielt darauf ab, mit deutschsprachigem Theater als kulturelle Brücke zum künstlerischen Geschehen in Griechenland beizutragen, aber andererseits auch das Interesse für die Deutsche Sprache und ihren einzigartigen künstlerischen Ausdruck im Theater zu wecken.
GRIECHENLAND AKTUELL sprach mit Martin Scharnhorst, dem Theaterregisseur und Direktor der Maerzbuehne.

Erzählen Sie uns von der Märzbühne. Wann wurde sie gegründet? Welches ist das Hauptkonzept?

die maerzbuehne wurde als erstes professionelles deutschsprachiges theater griechenlands am 1. märz 2015 in athen gegründet und hat es sich zur aufgabe gestellt, die werke von deutschen, österreichischen und schweizer dramatikerInnen zur aufführung zu bringen. dabei richtet sie ihr augenmerk nicht nur auf das deutschsprachige publikum sondern auch auf das griechischsprachige publikum mit und ohne deutschkenntnissen (mittlerweile werden die vorstellungen auch mit griechischen übertiteln angeboten), welches an dieser spezifischen literarischen theaterkultur interessiert ist.
ein weiterer wichtiger aspekt liegt auch in der zusammenarbeit mit griechischen schauspielerInnen, kostüm- und bühnenbildnerInnen, musikerInnen und komponistInnen, sowie mit künstlerInnen aus der bildenden kunst, um das verbindende in einer europäischen gesellschaft zu propagieren und als lebbar begreifbar zu machen.

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Als österreichischer Theaterregisseur welche Autoren möchten Sie in Griechenland präsentieren?

richtig ist, daß es auf grund meiner herkunft natürlich landesbezogene prägungen und eigenheiten gibt, aber ich bezeichne mich lieber als deutschsprachiger regisseur, der auch in anderen sprachen (griechisch, englisch) arbeitet. bei meiner generellen neugierde an geschichten und stoffen, die sich um das ewige thema des menschen mit seinen mitmenschen drehen, interessieren mich hauptsächlich autoren, die dies unter besonderm blickwinkel in ihren werken darzustellen wissen. dabei handelt es sich um theaterstücke, aber nicht nur, die von der klassik über die postmoderne bis zur gegenwart reichen. bislang habe ich amphitryon (heinrich v. kleist), der weibsteufel (karl schönherr), laut und luise (lautgedichte von ernst jandl), die mitschuldigen (johann w. v. goethe), vier bilder der liebe (lukas bärfuss), katzen haben sieben leben (jenny erpenbeck) und geschichten vom herrn keuner (philosophische parabeln von bertolt brecht) zur aufführung gebracht. an dieser auswahl ist bereits die streuung und inhaltliche ausrichtung deutlich erkennbar.

 

Wie erleben Sie die „Krisenzeit“, die nunmehr sieben Jahre lang in Griechenland dauert und renommierte Theater zur Schließung gezwungen hat? Wie wird Ihre Arbeit dadurch beeinflusst?

die vergangenen sieben jahre habe ich die krise in griechenland sehr deutlich mitbekommen und ich befinde mich auch als auslandsösterreicher in keiner priviligierten situation wie man vielleicht anehmen könnte. mein leben in diesem staat verläuft unter den gleichen schwierigen bedingungen, wie sie für die meisten griechischen mitbürger gelten, womöglich mit der kleinen ausnahme, daß ich natürlich als theaterregisseur auch in österreich, deutschland oder auch zypern arbeite. zeiten der krise bedeuten eben immer auch zeiten der gesellschaftlichen umbrüche und veränderungen, auf die die kunst extrem sensibel reagiert und versucht, dies auch als potenzielles bearbeitungsfeld zu erkennen und zu nützen. im konkreten fall des theaters sind die produktionsbedingungen im vergleich von vorher äußerst schlecht geworden und vieles kann, wenn überhaupt, nur unter großen abstrichen (nicht inhaltlicher natur!) und hoher selbstausbeutung realisiert werden. aus diesem grund ist es der maerzbuehne momentan auch nicht möglich voll ausinszenierte theaterstücke zu zeigen, da die finanziellen mittel dafür einfach nicht vorhanden sind. ich habe mich daher für einen mittelweg entschieden, der die form von sehr komprimierten und intensiv gearbeiteten szenischen lesungen angenommen hat. unser publikum steht dem aufgeschlossen und interessiert gegenüber, die begeisterung für die aufführungen ist jedesmal deutlich sichtbar und hat sich mittlerweile schon bis thessaloniki herumgesprochen.

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Was planen Sie noch für die nächste Zeit?

das grundkonzept der maerzbuehne war von anfang an auf veränderung angelegt, das heißt, das wir uns schrittweise und ohne besonderer eile in eine richtung bewegen, die mir als künstlerischen leiter vorschwebt. die bedingungen dafür ändern sich momentan in griechenland von tag zu tag und daher werden wir auch in zukunft sorgfältig und umsichtig mit dem umgehen, was eben noch vorhanden ist, um unseren „kulturauftrag“ auch weiterhin leisten zu können.
als geplante neuproduktion wollen wir eine dramatisierte erzählung von stefan zweig bringen, dessen todestag sich 2017 zum 75. mal jährt. unsere erfolgreich laufende produktion geschichten vom herrn keuner verbleibt weiterhin auf unserem spielplan und wird in gewissen abständen immer wieder in griechenland zu sehen sein.

weitere informationen zu unseren projekten und aufführungen erhalten sie unter:
m-buehne@otenet.gr oder www.facebook.com/maerz.buehne