Er gilt als der Erneuerer der byzantinischen Malerei im vorigen Jahrhundert. Er hat sie neu erfunden und sie von Manierismen befreit. Er war auch der Lehrer vieler bedeutender jüngerer Maler, die andere Wege gingen, doch nie vergessen haben, was sie ihm alles verdanken. Fotios oder Fotis Kontoglou wurde am 8. November 1895 im antiken Kydonies in Kleinasien (heute Ayvalí in der Türkei) als viertes Kind einer alteingesessenen Familie geboren. Schon als Schüler war er zusammen mit dem späteren Schriftsteller und seinem Flüchtlings‒Kameraden Stratis Doukas eng befreundet. Seine Familie verlor er während der kleinasiatischen Katastrophe. Im Jahr 1922 ließ er sich in Athen nieder, wo er fortan lebte und arbeitete.
Fotis Kontoglou, Der Maler und seine Familie, aus den Sammlungen der Athener National Gallery
1930 wurde er vom Athener Byzantinischen Museum als technischer Leiter der hiesigen Sammlungen eingestellt. 1932 baute er sein Haus in der Vizyinou-Straße 16 (im Kypriadou-Viertel), wo er zusammen mit seinen Schülern und späteren bedeutenden Malern Yannis Tsarouchis und Nikos Engonopoulos eines seiner Zimmer mit Fresken ausmalte. 1933 unternahm er eine längere Reise nach Ägypten, wo er für das Koptische Museum arbeitete. 1934 nahm er an der 19. Biennale in Venedig teil. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg waren besonders kreative Jahre. Er nimmt an Gruppenausstellungen teil, viele seiner Bücher werden veröffentlicht, während er in den Jahren 1950‒60 auf dem Höhepunkt seiner malerischen und ikonografischen Tätigkeit steht.
Für sein reiches literarisches und künstlerisches Schaffen bekam Fotis Kontoglou die Medaille „Commander of the Royal Order of the Phoenix“ (1960). Am 24. März 1965 verlieh ihm die Athener Akademie ihre höchste Auszeichnung, die „Excellence of Letters and Arts“. Anfang Juni des gleichen Jahres beendete ein schwerer Autounfall jäh ein besonders kreatives Künstlerleben. Fotis Kontoglou starb am 13. Juli 1965, wenige Monate vor seinem 70. Geburtstag.
Αnlässlich des 100. Jahrestages der kleinasiatischen Katastrophe und der brutalen Entwurzelung des Griechentums in Kleinasien und Ionien startet die B&E Goulandris Foundation eine Jubiläumsausstellung mit dem Titel „Fotis Kontoglou und sein Einfluss auf die jüngere Generation“.
Die große Ausstellung bietet die Gelegenheit, seiner besonderen Persönlichkeit näherzukommen. Er wurde durch seine erzwungene Flucht —wie auch für mehr als 1,5 Millionen griechische Flüchtlinge— nachhaltig traumatisiert. Die Katastrophe und der Verlust der geliebten Heimat verursachten in ihm eine tiefe, unheilbare Trauer, die für den Rest seines Lebens zum „Kompass“ all seiner Entscheidungen wurde. Ziel der Ausstellung ist es daher zunächst, den kulturellen und intellektuellen Beitrag von Fotis Kontoglou zur bildenden Kunst und Literatur im griechischen 20. Jahrhundert zu lokalisieren.
Eine Reihe von vielen Werken aus seiner Jugendzeit mit direktem Bezug zu Ayvali und Ionien bezeugen mehrfach das künstlerische Schaffen des großen Künstlers, der der griechischen Tradition treu blieb und daher eine Ausnahmeerscheinung in der vom westlichen Modernismus stark geprägten griechischen Malerei des vorigen Jahrhunderts darstellt.
Kyriakos Koutsomallis, der Kurator der Ausstellung und Leiter der B&E Goulandris Foundation, erklärt die Gründe für die Entscheidung für diese große Retrospektive: „Fotis Kontoglou als Flüchtling der Kleinasien‒Katastrophe, ließ sich 1922 im Alter von 27 Jahren in Griechenland nieder. Die gewaltsame Vertreibung vom Geburtsort, von seinem geliebten Kydonies, von der geliebten Heimat, von den Gewohnheiten, vom familiären Umfeld, von der soliden enzyklopädischen Bildung des historischen Gymnasiums von Kydonies, waren von entscheidender, schicksalhafter Bedeutung“.
Ausstellung:
Fotis Kontoglou und sein Einfluss auf die jüngere Generation
21.9. — 12.12.2022
Vassilis & Eliza Goulandris Foundation
goulandris.gr