Frédéric Boissonas oder besser bekannt als Fred Boissonnas (1858‒1946) war ein Schweizer Fotograf, der für den hohen künstlerischen Wert seiner Bilder aus Griechenland berühmt wurde. Sein Vater, ebenfalls ein Pionier der Fotografie, war einer der ersten, der sich ernsthaft bemühte, Genf zu einem Zentrum der Fotografie zu machen. Sein Sohn Fred genoss eine Ausbildung, die stark auf das Künstlerische ausgerichtet war. Im Jahr 1900 gewann Fred Boissonnas eine Goldmedaille an der Weltausstellung von Paris, die ihm eine internationale Karriere ermöglichte.
Ein Höhepunkt in seinem Leben stellt das Buch „La Grèce par monts et par vaux“, das 1910 veröffentlicht wurde. Es enthält eine Auswahl seiner Griechenland-Bilder, die großen Wert als Dokumente dieser Zeit besitzen. In den nächsten Jahren führten Fred Boissonnas weitere Reisen nach Griechenland. Im Jahr 1913 erfolgten seine Erstbesteigung des Olymps und sein Besuch der Mönchsrepublik Athos.
Fred Boissonas, Athos
Die Bilder von Fred Boissonnas bewegen sich auf einem hohen künstlerischen Niveau. Hinzu kommt noch der große dokumentarische Wert seiner Arbeit für die Geschichte Griechenlands im frühen 20. Jahrhundert. Er dokumentierte nicht nur die griechische Landschaft, sondern auch die Menschen bei ihrer Arbeit, in ihrem Alltagleben, einzeln oder als Gruppen.
Nun werden seine Bilder in einer großen Ausstellung in Thessaloniki präsentiert. Es werden insgesamt 110 Bilder ausgestellt, welche ermöglichen, die Entstehung von Fred Boissonas fotografischer Vision, seine Inspirationsquellen und sein langjähriges Bemühen gut zu verfolgen. Auf einer Route von den Alpen bis zur Sinai-Wüste steht das Mittelmeer im Mittelpunkt seines künstlerischen Werks. Fred Boissonas Arbeit wurde durch seine Zusammenarbeit mit Schriftstellern, Archäologen, Politikern und Geographen angetrieben und trug zur Bildung einer neuen Wahrnehmung bei, die das Mittelmeer als eine einzige geografische und kulturelle Einheit darstellt. Szenen aus dem alltäglichen Leben einfacher Menschen, Denkmäler und Landschaften, laden die Besucher zu einem Reiseerlebnis zu Orten ein, die damals noch in einem mythischen Licht erstrahlten.
Fred Boissonas, Athen: Die Ermoú Straße
Die Ausstellung „Fred Boissonas und das Mittelmeer. Eine fotografische Odyssee“ ist eine Veranstaltung des MOMus ‒ Museum of Photography of Thessaloniki, in Zusammenarbeit mit dem Departement für Geographie und Umwelt der Universität Genf, der Bibliothek Genf und dem Museum für Kunst und Geschichte der Stadt Genf mit Unterstützung der Zentralbibliothek der Aristoteles‒ Universität Thessaloniki.
Die Kuratorin der Ausstellung, Estelle Sohier, außerordentliche Professorin am Departement für Geographie und Umwelt der Universität Genf, kommentiert anlässlich der Präsentation der Ausstellung in Thessaloniki: „Wir sind sehr zufrieden mit der Ausstellung, wo erstmals Werke und zugehöriges Archivmaterial präsentiert werden. Ziel der Ausstellung „Fred Boissonas und das Mittelmeer. Eine fotografische Odyssee“ ist die Erweiterung des Blicks durch die Werke des Schweizer Fotografen, die sowohl die Breite seiner Karriere, die sich über fünf Jahrzehnte erstreckt, als auch die engen Verbindungen hervorhebt, die er zwischen der Schweiz, Griechenland und der mediterranen Welt aufgebaut hat. Ausstellung und Publikation spiegeln Fred Boissonas Intention wider, die materiellen und symbolischen Grenzen der Fotografie zu erweitern. Darüber hinaus zeigen sie, wie ihm Griechenland die Möglichkeit bot, die Fotografie als eigenständige Kunstform hervorzuheben.“
Die Co-Kuratorin der Ausstellung im Auftrag des MOMus-Museum of Photography of Thessaloniki, Kunsthistorikerin Areti Leopoulou, erklärt: „Die gemeinsame Präsentation von zwei wichtigen Sammlungen von Boissonas Werken, den Archiven der Genfer Bibliothek und der Zentralbibliothek (Trikoglios-Bibliothek) von der Aristoteles-Universität von Thessaloniki, stellt ein wichtiges „Treffen“ der Dokumentation eines fotografischen Reichtums dar, der bereits die nationalen Grenzen überschritten hat. Boissonas fotografisches Werk war zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die griechischen Nationalbestrebungen von strategischer Bedeutung und steht zugleich als ästhetisch vollendetes künstlerisches Werk eines seit einem halben Jahrhundert tätigen Fotografen… Diese fotografische Reise wird nunmehr ‒angelehnt auch an die Reisen des Fotografen im Mittelmeerraum, manche sogar bewusst angelehnt an Geschichten der homerischen Odyssee‒ durch fotografische Arbeiten, aber auch durch multimediale Anwendungen zugänglich gemacht“.
Die Ausstellung wird von einer ins Griechische übersetzten wissenschaftlichen Publikation, Führungen für die Öffentlichkeit und noch Bildungsaktivitäten begleitet.
„Fred Boissonas und das Mittelmeer. Eine fotografische Odyssee“
MOMus ‒ Museum für Fotografie von Thessaloniki
(Lagerhaus A, Kai A, Hafen von Thessaloniki)
8. September 2022 – 8. Januar 2023
Führungen durch die Ausstellung
Anmeldungen unter Tel. 2310 566716
(Dienstag – Samstag 11:00-17:00) und per E-Mail info.fotografie@momus.gr