Eine meist belastende Vergangenheit wirft „lange Schatten“ auf Gesellschaften, auf Nationen, auf dem ganzen europäischen Kontinent. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges setzt man sich beim Aufarbeiten mit der Vergangenheit als einem Prozess der Erinnerungskultur auseinander. Begriffe wie Vergangenheitsaufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung wurden oft in der öffentlichen Diskussion im Deutschland benutzt.  Aber vor dem Hintergrund des ständig laufenden Generationswandels sowie der inzwischen weit vorangeschrittenen politischen und wirtschaftlichen Integration der Europäischen Union (EU) ist auch die Frage aufgeworfen worden, ob nicht die Begründung und Förderung eines „europäischen Gedächtnisses“ notwendig sei.  Darüber hinaus ist es wichtig, die Zivilgesellschaft daran zu erinnern, dass die Erinnerungskultur und zusammenhängende Projekte, Initiativen und öffentliche Veranstaltungen und Ausstellungen führen zur echten Versöhnung. Versöhnung wird als Ergebnis und Konsequenz der kathartischen Wirkung einer schwer belasteten Vergangenheit verstanden.

Leiterinnen und Mitglieder der Projektteams „Geteilte Vergangenheit“

Dank der Projektförderung durch das Kulturerhaltprogramm des Auswärtigen Amts im Jahr 2024 konnten die 1944 aus dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) beschlagnahmten und im Archäologischen Nationalmuseum (NAM) aufbewahrten Objekte und Materialien in einem gemeinsamen Forschungsprojekt digitalisiert und erfasst werden.

Antiken und Archivalien liefern wertvolle, bislang unbekannte Indizien zur Geschichte des DAI Athen, insbesondere aber zur Person und zum wissenschaftlichen Werk von Walther Wrede, der von 1937 bis 1944 amtierender Direktor und gleichzeitig NSDAP-Landesgruppenleiter in Griechenland war.  Der Abschluss des Projekts mit der Auswertung der historischen Hintergründe der Materialien ist für 2025 geplant.

Dr. Anna Karapanagiotou, NAM Direktorin und Dr. Katja Sporn, DAI Athen leitende Direktorin

Im Rahmen des Programms „Geteilte Vergangenheit – die Beschlagnahmung der DAI Athen im Jahr 1944“ wurde ein Memorandum über die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen unterzeichnet. Diese Forschung soll neue Aspekte der Aktivitäten des DAI Athen im besetzten Griechenland aufzeigen, die Rezeption von Altertümern durch die deutsche Elite beleuchten, die Beziehungen zwischen griechischen und ausländischen Archäologen während der Zwischenkriegszeit und der Besatzungszeit darstellen und natürlich die Herkunft der beschlagnahmten Altertümer erfassen und zu bestimmen versuchen.

Dank der Bemühungen von Dr. Anna Karapanagiotou, NAM Direktorin und Dr. Katja Sporn, DAI Athen leitende Direktorin als auch ihren wissenschaftlichen Projektteams wird dieses wichtiges für die kollektive Erinnerung und Versöhnung Kooperationsprojekt ermöglicht.  (KL)

Fotos ©Deutsches Archäologisches Institut

Mehr: https://www.facebook.com/story.php?story_fbid=669345395662093&id=100077599142038&_rdr & DAI – Neues Kooperationsprojekt mit dem Archäologischen Nationalmuseum Athen

Siehe auch die jüngste Hommage von GRaktuell an die 150 Jahren des Deutschen Archäologischen Instituts – Abteilung Athen: https://www.graktuell.gr/das-deutsche-archaeologische-institut-athen-150-jahre-vielseitigen-und-wertvollen-beitrags-zur-foerderung-der-griechischen-antike/ (PS)

Projekt „Geteilte Vergangenheit“

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