Die Onassis Foundation (www.onassis.org), die seit 2012 über das Gesamtarchiv des Dichters von Weltrang Konstantinos Kavafis (1863-1933) verfügt, möchte nunmehr allen Interessierten freien Zugang in seine Welt mit der vollständigen Digitalisierung von über 2.000 überlieferten Manuskripte, Tagebücher, Fotos, persönlicher Gegenstände etc. gewähren (www.cavafy.onassis.org). Hinzu kommen noch die Räumlichkeiten des alten Gebäudes, das an der Amalia Straße 56 liegt, im Zentrum Athens, welches der Sitz des Kavafis-Archivs ist (Tel.: +30 210 37 13 000, E-Mail: cavafyarchive@onassis.org). Eine späte aber angemessene Würdigung eines Dichters, der nicht nur die heutige griechische Literatur revolutionierte.

Als äußerlich vollkommen ereignislos und uninteressant hat einmal der Nobelpreisträger Joseph Brodskij das Leben des Konstantin Kavafis bezeichnet – eine treffende Aussage, welche in äußerst knapper Form das ruhige an der Oberfläche aber innerlich tief bewegte Leben Kavafis beschreibt. Kavafis, dem man nur schwer Vorbilder nachweisen kann, gilt heute als Begründer der modernen griechischen Dichtung. Ein Lyriker, der sich nur kurze Zeit in Griechenland aufhielt und zeit seines Lebens in seinem geliebten Alexandria in Ägypten gelebt hat.

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«Kavafis sieht die Sprünge und Risse in einem Gesellschaftskörper, dessen organische Ordnung angegriffen ist: Gerade Alexandria, das wie angeklebt wirkt an das riesige Afrika, ist ihm ein deutliches Beispiel. Und doch behält er zeitlebens die Fassung, indem er seine Masken aufsetzt: die Maske des Hellenismus, die Maske der Ironie, die Maske des Angestellten, die Maske der Kunst. Alle Masken müssen das zitternde, ängstliche, Alter, Krankheit, Tod und Weltverlust fürchtende Ich verbergen, das gleichwohl nicht zu verbergen ist, weil es längst schon das Gesicht der Epoche ist», schrieb vor Jahren der deutsche Lyriker und bedeutende Verleger Michael Krüger, der zu den großen Bewunderern von Konstantinos Kavafis gehört.   (AL)