Friedrich Hölderlin, der große deutsche Lyriker, dessen 250. Geburtstag dieses Jahr feierlich begangen wird, veröffentlichte in den Jahren 1797-1799 in zwei Bänden seinen Briefroman „Hyperion oder Der Eremit in Griechenland“. In diesem Werk thematisiert er einen misslungenen griechischen Aufstand gegen die brutale türkische Herrschaft. Dafür diente ihm als Leitbild der griechische Aufstand des Jahres 1770 (seines Geburtsjahres) im Rahmen des russisch-türkischen Krieges. Der Briefroman „Hyperion“ ist ein glänzendes Beispiel dafür, dass der griechische Befreiungskrieg, der erst im Jahr 1821 ausbrach, lange zuvor vorbereitet worden war.

Theodoros Vryzakis (1814 oder 1819-1878), “Das Lager von Georgios Karaiskakis vor Kastella” (1855), Nationalgalerie Athen. Oben rechts auf dem Bild, unter anderen Philhellenen und Freiwilligen, der Lehrer und Freund von Vryzakis, deutscher Maler und General Karl Wilhelm von Heideck schaut durchs Teleskop auf die Akropolis von Athen in der Ferne. (Bildquelle: Wikimedia Commons)

Eine indirekte aber kraftvolle Unterstützung bekamen die aufständischen Griechen von den Philhellenen, die bereits im ersten Jahr der griechischen Revolution sich zu einer richtigen europäischen Bewegung formiert haben. Wenig bekannt ist, dass in den Jahren 1821 und 1822 des griechischen Freiheitskampfes mehrere deutsche Freiwillige aktiv an den kriegerischen Ereignissen Anteil genommen haben. Trotz des jähen Rückgangs des allgemeinen Interesses in den folgenden Jahren, wird ab dem Jahr 1826 und in den kommenden Jahren der Philhellenismus in Deutschland zu einer Massenbewegung.

Einer der ersten eifrigen Befürworter des griechischen Aufstandes war der Philosophieprofessor und in jener Zeit bekannte Publizist Wilhelm Traugott Krug. Bereits am 15. April 1821, als der Freiheitskampf der Griechen kaum einen Monat alt war, veröffentlichte er eine kleine aber leidenschaftliche Schrift, welche den Titel „Griechenlands Wiedergeburt“ trug. Es ist erstaunlich, dass in dieser ersten Zeit des griechischen Aufstands, wo es keine genauen Nachrichten von den Ereignissen auf der Peloponnes gab, der Verfasser den Wunsch äußert, die Revolution möge sich auf ganz Griechenland ausbreiten. Krug fand überall in der deutschen Öffentlichkeit großen Beifall und seine Schrift ermutigte noch mehrere andere Publizisten, offen Stellung zur „griechischen Sache“ zu nehmen. In den folgenden Monaten des Jahres 1821 erschienen dann mehrere Broschüren, die den gerechten Kampf der Griechen gegen ihre „barbarischen Dränger“, so Krug, ans Licht der Öffentlichkeit rückten. Erwähnenswert ist eine Broschüre von J. G. Heynig, die den Titel „Europa᾿s Pflicht“ trägt. Hier heißt es, dass Griechenland nicht irgendein Land ist, in dem gerade eine Revolution ausbrach, sondern „die hehre Geburtsstätte aller wissenschaftlichen und künstlichen Bildung“, dasjenige Land „wo die ersten Geistesfunken in und für Europa erglimmten, und alles Höhere, was längst Europa zierte und noch ziert, anfachten“.

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Wilhelm Traugott Krug und seine Schrift „Griechenlands Wiedergeburt: Ein Programm zum Auferstehungsfeste“ (1821)

Die philhellenische Bewegung in Deutschland nahm zwar in den Jahren des griechischen Freiheitskampfes Gestalt an, die starken Stimmen jedoch, welche sich zur Befreiung der Griechen vom türkischen Joch äußerten, sind viel älter. Der später bekannte Staatsrechtler Friedrich Murhard, der Anfang des 19ten Jh. die Ägäis bereiste, veröffentlichte in den Jahren 1807-1808 ein zweibändiges Werk unter dem Titel „Gemälde des griechischen Archipelagus“. Hier spricht er mit Entschiedenheit seine Überzeugung aus, dass die griechische Nation die größten Hoffnungen für die Zukunft wecke und dass sie noch einmal „auf dem großen Schauplatz des Erdenrundes“ glänzen werde. Dies sind allerdings nur wenige Beispiele des Philhellenismus in Deutschland. Im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit existierte von früh an der Wunsch, dass es höchste Zeit sei, der brutalen jahrhundertelangen Türkenherrschaft ein Ende zu machen und das Griechenvolk in den Genuss seiner Rechte und seines Besitzes kommen zu lassen.               

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Zwei Gemälde von dem deutschen Maler Peter von Hess (1792-1871)/ Links: Alexandros Ypsilantis überquert den Fluss Pruth, Rechts: Andreas Miaoulis schlägt die türkische Flotte bei Kos (Bildquelle: Wikimedia Commons)

Die Freiheitsbestrebungen der Griechen, welche Hölderlin in seinem Briefroman „Hyperion“ auf höchst poetische Weise dargestellt hat, fanden bei den deutschen Philhellenen die erwünschte tatkräftige Unterstützung. Es dauerte noch einige Zeit bis zum Jahr 1829 als Griechenland seinen Platz in der europäischen Völkerfamilie wieder erlangte. Auch wenn nicht zu den deutschen Philhellenen bekannte Namen wie bei der französischen philhellenischen Bewegung, wie Chateaubriand und Benjamin Constant, gehörten, half die rechtzeitige Reaktion des philhellenisch gesinnten deutschen Publikums entscheidend der wiedergeborenen griechischen Nation.   (AL)

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