Im April 1941 greift Deutschland, nachdem der italienische Angriff am 28. Oktober 1940 kläglich scheiterte, Griechenland an. Dies ist der Beginn einer tragischen und grauenvollen Geschichte, welche die bilateralen griechisch-deutschen Beziehungen bis heute stark belastet.

Heute jährt sich zum 76. Mal eins der schlimmsten Verbrechen der deutschen Truppen in Griechenland. Am 10. Juni 1944, nachdem griechische Widerstandskämpfer sieben deutsche Soldaten töteten, haben die deutschen SS-Truppen das Dorf Distomo buchstäblich ausgelöscht. 218 griechische Zivilisten kamen ums Leben, darunter kleine Kinder und Säuglinge.

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Gedenkstätte Distomo, Ausschnitt aus der Denkmal-Reliefdarstellung / Quelle: AlMareDistomo Gedenkstätte Relief Ausschnitt,CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

Die Gemeinde Distomo erinnert an jedem Jahrestag unter starker griechischer und internationaler Beteiligung an das Massaker vom 10. Juni 1944, verbunden mit Veranstaltungen und einer Prozession zur großen Gedenkstätte, die auf einem Hügel etwas außerhalb der Gemeinde errichtet worden ist. Dort sind auf einer mehrteiligen Tafel Namen und Alter aller 218 Opfer zu lesen, in einem Schrein sind die Gebeine der Ermordeten aufbewahrt.

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Dorf und Umgebung von Distomo / Quelle: SogalDistomo,CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

Die Liste der Massaker und Gräueltaten im besetzten Griechenland ist lang. Ein Jahr zuvor, am 13. Dezember 1943, ermordeten Soldaten der Deutschen Wehrmacht im griechischen Dorf Kalavrita Hunderte von Zivilisten. Ebenfalls 1943 massakrierten deutsche Gebirgsjäger im griechischen Dorf Lyngiades 82 Frauen, Greise und Kinder.

In Viannos auf Kreta ermordeten deutsche Truppen mehr als 400 Zivilisten. Weitere Massaker mit mehreren Hundert Toten richteten die deutschen Truppen während der Besatzungszeit (1941-1944) an, unter anderem in Kandanos, Paramythia, Klissura, Pyrgi, Mousiotitsas, Kommeno und Kedros.

In kaum einem Land außerhalb Osteuropas gingen die deutschen Truppen und ihre Verbündeten so extrem wie in Griechenland vor.

Argyris Sfountouris, einer der wenigen Überlebenden des Distomo-Massakers, hat die tragische Geschichte, die auch seine persönliche Lebensgeschichte ist, im Jahr 2016 in der beliebten ZDF-Sendung „Die Anstalt“ ausführlich dargestellt. Eine Geschichte, welche im heutigen Deutschland kaum bekannt ist.

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Argyris Sfountouris mit Angehörigen seiner Familie, kurz vor dem Distomo-Massaker / © Archiv Argyris Sfountouris, Quelle: ERT

Distomo gehört seit dem Jahr 1998 zu den Märtyrerorten Griechenlands. Es erinnert an eine Barbarei, welche auf europäischem Boden mit dem zweiten Weltkrieg zurückgekehrt war. Es mahnt für Versöhnung und Verständnis, für Frieden und Dialog.             (AL)

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