Sein Geburtsjahr ist nicht bekannt. In den spärlichen Biografien wird das Jahr 1883 oder auch 1885 angegeben. Georgios, Yorgos Bouzianis oder auch Yorgo Bousianis ist ein bekannter griechischer Maler, der Jahrzehnte lang in Deutschland lebte. Er studierte zunächst, fast zehn Jahre lang, von 1897 bis 1906, an der Athener Kunsthochschule. Er beendete das Studium mit einem bedeutenden Preis.

Yorgos Bouzianis / Quelle: ERT

Ein Privatstipendium ermöglichte ihm im Jahr 1906 das weitere Studium an der Akademie der Bildenden Künste u.a. bei Otto Seitz in München. Dort traf er den etwas jüngeren Athener Studienkollegen Giorgio de Chirico, mit dem er sich zeitweise auch ein Atelier teilte. 1909 ging er nach Berlin zu Max Liebermann und blieb in Deutschland bis zum Jahr 1934. Nur drei Jahre, von 1929 bis 1932, befand er sich in Paris, in der Hoffnung dort einen neuen Anfang zu wagen. Es war ihm aber nicht gegönnt.

Denn er war kein Geschäftsmann. Introvertiert, von stiller und friedlicher Natur, blieb er ein Leben lang verkannt, arm und erfolglos. Als er München im Jahr 1921 verlies, um sich im benachbarten Ort Eichenau mit Frau und Sohn niederzulassen, war er in den künstlerischen Kreisen Deutschlands ein ziemlich anerkannter Maler. Der finanzielle Erfolg blieb jedoch aus.

Er gehörte seit 1914 der Münchner Künstlergenossenschaft an —später der „Münchner Sezession“—, welche eine avantgardistische Kunst vertrat und nur für wenige eine Bedeutung hatte. Ab 1927 ging es ihm wirtschaftlich so schlecht, dass die Familie zeitweise auf öffentliche Hilfe angewiesen war. Sein Leipziger Galerist Heinrich Barchfeld, mit dem Bouzianis einen jahrelangen bedeutenden Briefwechsel führte, unterstützte ihn finanziell, da sich seine Werke so schlecht verkauften. Er finanzierte auch den Pariser Aufenthalt des Malers und seiner Familie.

selbstportat 1917Yorgos Bouzianis, Selbstporträt, 1917/ Quelle: Nationalgalerie – Alexandros Soutzos Museum (Athen)

Als Bouzianis 1932 nach Eichenau zurückkam, musste er den schlimmsten und herbsten Schlag erleben. Die Nazidiktatur hatte seine Kunst als „entartet“ gekennzeichnet. Ein Jahr später musste er, nach knapp dreißig Jahren, Deutschland auf immer verlassen. Er kehrte nach Athen in sein winziges, altes Elternhaus zurück, das sich im Athener Vorort Dafni befindet und heute das kleine, schmucke Bouzianis-Museum beherbergt.

In Athen zurück, hoffte er auf eine Stelle an der Athener Kunsthochschule, seine Hoffnung erwies sich jedoch als trügerisch. Seine lebenslange Armut ist legendär. Hinzu kam noch eine ziemliche Feindseligkeit der griechischen Kunstszene, die ihn als Fremdkörper ansah und seinem solitären Weg eher mit Spott begegnete.   

Die Malerei von Bouzianis gilt allgemein als expressionistisch. Er hat sich jedoch ein Leben lang gegen Etikettierungen und Kategorisierungen gewehrt. Mit unendlicher Mühe und Geduld, Fleiß und Selbstlosigkeit entwickelte er eine persönliche Malerei, die nicht an der Oberfläche haftet, sondern danach trachtet, den geheimen Sinn ans Licht zu bringen.

collageYorgos Bouzianis: (links) Tänzerinnen, 1936, (rechts) Lisa Kottou, 1947/ Quelle: Nationalgalerie – Alexandros Soutzos Museum (Athen)

Die Eichenauer Kunsthistorikerin Ursula Mosebach charakterisiert die Kunst von Jorgos Busianis folgendermaßen: „Waren seine frühen Bilder mit ihrer tonigen Farbigkeit noch geprägt von einem akademischen Traditionalismus, so kam es durch den Kontakt mit Max Liebermann in Berlin zur Auseinandersetzung mit dem Spätimpressionismus. Die radikale Wende zum Expressionismus mit seiner vereinfachten, direkten Bildsprache, der Dominanz der Farbe und einer expressiven, dramatischen Pinselführung vollzog sich am Ende des Ersten Weltkrieges. Busianis zählt heute zu den bedeutendsten griechischen Malern des 20. Jahrhunderts“ (vgl. Ursula Mosebach: Bildende Kunst in Eichenau).

spitia per.1945Yorgos Bouzianis, Häuser, ca. 1945/ Quelle: Nationalgalerie – Alexandros Soutzos Museum (Athen)

Es geht dem Künstler dabei nicht etwa um ein „Bild“ oder um eine Bildfläche, sondern es geht ihm vielmehr um die Darstellung eines inneren Mythos des Menschen. Der bedeutende Kunstkritiker Herbert Marwitz widmete Bouzianis zahlreiche Aufsätze – u.a. in Kindlers Malereilexikon – und hat sich damit im deutschsprachigen Raum um den Künstler sehr verdient gemacht. In dem Aufsatz „Jorgo Busianis – Ein griechischer Maler neben Max Beckmann“ nennt Marwitz Bouzianis den „notwendigen Gegenpol zu Beckmann von gleichem Niveau“.    

Bouzianis starb am 23. Oktober 1959 in seinem Haus in Athen. Neben der Athener Nationalgalerie finden sich seine Werke in vielen Museen in Griechenland und der ganzen Welt.             (AL)

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