1832 wurde der bayerische Prinz Otto (1815-1867) zum ersten König von Griechenland gekürt. Innerhalb von zwei Jahren bauten die drei Vormünder Ottos – denn bis zu dessen Volljährigkeit Mitte 1835 sollte sein Staat ja fertig sein – eine Verwaltung, ein Schulwesen, ein Rechtssystem, eine Armee, eine Staatskirche, eine Finanzverwaltung auf, verlegten die Hauptstadt von Nafplion nach Athen und richteten sogar ein Übersetzungsbüro mit drei Dolmetschern ein, die die Kommunikation zwischen dem Volk und den Behörden zu gewährleisten hatten, deren Amtssprache die Katharevousa war. Der heutige Nationalgarten jedoch entstand in der Zeit von 1838 bis 1840 auf Veranlassung der Königin Amalie (1818-1875) und nach den Entwürfen des preußischen Agronomen Friedrich Schmidt. Bayerische und griechische Experten haben mitgearbeitet.  1923 wurde der Garten der Öffentlichkeit freigegeben und nach dem Ende der Monarchie 1974 von königlicher Garten in Nationalgarten umbenannt. Da die Anlage des Gartens eng mit Königin Amalie verknüpft, wurde anschließend die Straße an der von ihr persönlich gepflanzten 12 Palmen nach ihr benannt und der Haupteingang dorthin verlegt. Seitdem wird, zu den Öffnungszeiten, also laut Anschlag «von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang», rege besucht.

 
 
Die Gesamtfläche der Parkanlage (insgesamt 15,5 Hektar mit über 500 Pflanzensorten aus aller Welt) setzt sich aus kleinen Wiesen, Gehölzen, Gewässern und Nutzflächen zusammen. Die Besucher können im Nationalgarten auch einige archäologische Hinterlassenschaften bewundern. Auf der linken Seite befinden sich Reste einer antiken Wasserleitung, die aus der Zeit von 600 vor Christus stammen. Geht man in Richtung des Zappeion-Ausgangs, so findet man Überbleibsel eines Tempelfundaments, die möglicherweise vom Heiligtum des Apollon Lykeios (Beschützer der Herden vor den Wölfen) stammen. Am Zugang von der Sophia Straße aus (Odos Sofias) erscheint auf der rechten Seite der gut erhaltene Mosaikfußboden einer ehemaligen römischen Villa.      (AL)