„Und da ich hörte, / Der nahegelegenen eine / Sei Patmos, / Verlangte mich sehr, / Dort einzukehren und dort / Der dunkeln Grotte zu nahn“. Die Verse gehören einem der schönsten und ergreifendsten Gedichte Friedrich Hölderlins (1770-1843), welches er im Jahr 1802 verfasste und den schlichten Titel „Patmos“ gab.

Panoramabild der Insel Patmos / Quelle: amna.gr

Patmos, eine kleine, karge Insel in der Ost-Ägäis, war in der Antike Verbannungsort. Mehrere Jahrhunderte lang, vom 7. Jh. bis zum Ende des 11. Jh. war die Insel vor allem wegen der Piraterie und der ständigen Überfälle unbewohnt. Gegen Ende des 1. Jh., um das Jahr 95, wurde dorthin der Evangelist Johannes nach seiner Wirkung im kleinasiatischen Ephesos verbannt, in einer Zeit als die frühchristlichen Gemeinden unter dem Kaiser Domitian unerbittlich verfolgt wurden.

Auf der Insel Patmos, in einer Höhle, der Legende nach, schrieb er einen der imposantesten Texte der Christenheit: Die Offenbarung, griechisch Apokalipsis, welche rasch in der christlichen Welt große Verbreitung fand. „Ich, Johannes, euer Bruder und Gefährte in der Bedrängnis, … ich bin auf die Insel Patmos gekommen…“ So beginnt die „Offenbarung“, welche der Insel eine große Bedeutung verliehen und zu einem kultischen Ort für die ganze Christenheit gemacht hat.

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Der Eingang der Grotte auf Patmos, wo Johannes die Offenbarung schrieb / Quelle: Wikimedia Commons

Außer der Grotte, wo Johannes, der Legende nach, lebte und die „Offenbarung“ schrieb, ist heute das berühmte Kloster des Heiligen Johannes des Theologen zu bewundern, welches sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem bedeutungsvollen Zentrum entwickelt hat. Gegründet wurde es im Jahre 1088. In ihrer wechselvollen Geschichte blieb die Insel Patmos bis 1912 unter türkischer Herrschaft bis sie dann im Jahr 1947, als Insel der Dodekanes, der Zwölfinselgruppe, mit Griechenland vereinigt wurde. Die Bibliothek des Klosters des heiligen Johannes des Theologen ist von besonderer Bedeutung. Hier befinden sich bedeutende Handschriften der Evangelien. Eine der bekanntesten ist der sogenannte „Papyruskodex“, der Auszüge aus dem Markusevangelium enthält und in das 6.Jh. datiert wird.

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Das Kloster des Heiligen Johannes des Theologen und die umliegende Chora (Hauptort), Patmos / Quelle: Valeria CasaliChora di Patmos con il Monastero di San Giovanni „il teologo“CC BY-SA 3.0

Das Kloster des Heiligen Johannes des Theologen und die umliegende Chora, der Ort, welcher das Kloster umgibt, wurden im Jahr 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Wenige Jahre später, 2006, wurde das „Informationszentrum für orthodoxe Kultur“ eröffnet, ein überaus wichtige Anlaufstelle für Wissenschaftler, Theologen, Pilger und Reisende. Patmos ist heute einen Besuch wert nicht nur um dem Geist des Heiligen Johannes nachzuspüren, sondern eine wunderschöne Insel kennenzulernen, welche immer noch heute dem Massentourismus trotzt und eine geradezu ruhige, ja geistige Atmosphäre vermittelt.  (AL)

     

 

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