Das zweite griechische Jugend-Diaspora-Symposium fand vom 25. bis 28. November 2025 in Athen statt. Junge Mitglieder der griechischen Diaspora im Alter von 18 bis 25 Jahren aus 31 Ländern und 5 Kontinenten nahmen als Redner teil.
Das Symposium wurde 2024 vom Generalsekretariat für Auslandsgriechen und öffentliche Diplomatie des griechischen Außenministeriums ins Leben gerufen, um die Beteiligung junger Menschen griechischer Abstammung an der griechischen Gesellschaft zu fördern. Ziel des Symposiums ist es, Möglichkeiten der Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen jungen Menschen der Diaspora und Gleichaltrigen in Griechenland aufzuzeigen und dabei aktuelle Herausforderungen und neue globale Perspektiven zu beleuchten. In diesem Jahr präsentierten die griechischen Jugend-Diaspora-Botschafter, junge Teilnehmer des ersten Symposiums, ihre Initiativen zur Förderung des Hellenismus und wurden für ihre Leistungen ausgezeichnet.
Die Veranstaltung wurde von Außenminister George Gerapetritis eröffnet, gefolgt von Reden des stellvertretenden Außenministers für die Angelegenheiten der im Ausland lebenden Griechen, Ioannis Loverdos, und der Generalsekretärin für Auslandsgriechen und öffentliche Diplomatie des Außenministeriums, Maira Myrogianni.
Zu den Teilnehmern des Symposiums gehörten unter anderem die Ministerin für Bildung und religiöse Angelegenheiten, Sofia Zacharaki; der stellvertretende Entwicklungsminister für Forschung und Innovation, Stavros Kalafatis; der stellvertretende Minister für digitale Verwaltung, Christos Dermetzopoulos; der Generalsekretär für Kommunikation und Information, Dimitrios Kirmikiroglou; und der Vorsitzende des Ausschusses des griechischen Parlaments für die Angelegenheiten der im Ausland lebenden Griechen, Filippos Fortomas. An der Veranstaltung nahmen außerdem die Leiter der diplomatischen Vertretungen in Athen und ein Vertreter des Patriarchats von Alexandria teil.
Bei dieser Gelegenheit sprach Graktuell mit einem Teilnehmer des Symposiums, nämlich Chrysovalantis Molotsios, der über seine Gesamteindrücke von der Teilnahme am Symposium sprach. Er erörterte auch die Verbindungen, die er und die griechische Gemeinde in seinem Land mit der Heimat pflegen, die Art und Weise, wie das kulturelle Bild Griechenlands dort repräsentiert wird, sowie die Frage, ob er kurz- oder langfristig eine berufliche Karriere in Griechenland anstreben würde.

| Chrysovalantis Molotsios, geboren am 26. Januar 2005 in Mannheim, besitzt die griechische und die deutsche Staatsangehörigkeit. Nach dem Abitur, das er 2024 in Ludwigshafen ablegte, studiert er seit Oktober 2024 an der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie an der Ludwig-Maximilian-Universität München mit dem Ziel des universitären Diploms. Bereits im März 2021 wurde er zum Lektor der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland durch S. E. Bischof Bartholomäus von Arianz geweiht. Molotsios spricht Griechisch und Deutsch als Muttersprachen sowie Englisch fließend. Neben seinen Studien engagiert er sich seit vielen Jahren ehrenamtlich in der Kirchengemeinde und in griechischen Kulturvereinen. |
1. Welche Eindrücke haben Sie von Ihrer Teilnahme am viertägigen Jugend-Symposium der Diaspora, und wie würden Sie diese Initiative bewerten?
Es ist für mich bereits das zweite Mal, an dem ich am Symposium teilnehme und Problematiken, aber auch Lösungen für die Herausforderungen der jungen griechischen Diaspora schildern kann. Die Möglichkeit, mit anderen Griechen aus aller Welt zu sprechen und Meinungen auszutauschen, ist wirklich essentiell für eine bessere Zukunft der griechischen Diaspora. In erster Hinsicht ist natürlich die engere Bindung der Menschen mit Griechenland und natürlich auch untereinander, da nur so eine Kooperation möglich sein kann. Die Tatsache, dass Griechen, die bereits in der vierten, fünften und sechsten Generation im Ausland leben, trotzdem versuchen, so nah wie möglich an ihren Wurzeln zu bleiben, ist etwas, das meiner Meinung nach für sich selbst spricht. Diese Erfahrung kann man eigentlich nur schwer in Worten fassen, denn sie besteht nicht nur aus Ideen, sondern aus Bildern und Momenten. Die Initiative des Außenministeriums hat eine Art “lebendige Einrichtung” geschaffen, die sich sozusagen mit den Problemen der Zukunft der griechischen Diaspora befasst. Gleichzeitig wird auch dafür gesorgt, dass die griechische Kultur im Ausland durch junge Menschen repräsentiert wird und den übrigen jungen Griechen in der Diaspora nahegelegt wird, damit auch die Bindung dieser zu ihrer Heimat gestärkt wird.
2.Könnten Sie uns beschreiben, welche Verbindungen Sie persönlich sowie die griechische Gemeinde in Ihrer Stadt zu Griechenland haben?
Persönlich versuche ich so oft wie möglich nach Griechenland zu kommen, um Verwandte, Freunde und meine Heimat zu besuchen. Es ist die Liebe eines Menschen zu seinem Herkunftsort, die in einem Menschen lebt, auch wenn dieser eigentlich nie ständig dort gelebt hat. Diese Liebe ist, denke ich, einer der wichtigsten Gründe, die mich dazu bringen, so oft es geht nach Griechenlands, insbesondere zu meinem Herkunftsdorf zu reisen. Auch in München, wo ich derzeit lebe, und in der Metropolregion Rhein-Neckar, wo ich aufgewachsen bin, gibt es viele Einrichtungen und Vereine, die es nicht nur Griechen, sondern auch Philhellenen näher an Griechenland zu kommen. Im Vordergrund stehen natürlich die griechisch-orthodoxen Kirchengemeinden, die eine Art Schirm und Stütze für alle griechischen Kulturvereine darstellen und stets den interkulturellen Dialog fördern. Der muttersprachliche Unterricht und die Aktivitäten der Kulturvereine ergänzen die Möglichkeiten der Zusammenkunft und bilden eine Art “kleine Heimat” innerhalb Deutschlands. Es wäre nicht falsch zu sagen, dass dieses Triptychon bestehend aus orthodoxen Kirchengemeinden, muttersprachlichen Unterricht und griechischen Kulturvereinen die Bewahrer der Bindung zur Heimat im Griechenland darstellen, die es ermöglichen auch im Ausland jederzeit mit den eigenen Wurzeln in Kontakt zu bleiben.
3.Denken Sie darüber nach, kurz- oder langfristig nach Griechenland zurückzukehren, um dort Ihre berufliche Tätigkeit auszuüben?
Ich denke, dass ich relativ zeitnah zurückkehren werde, um in Griechenland bleiben oder zumindest versuchen, eine Arbeitsstelle zu finden, die mir ein Pendeln zwischen Griechenland und Deutschland ermöglicht. Das ideale wäre für mich jedoch ein ständiges Leben in Griechenland. Die Tatsache, dass sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Jahren verbessert und viele im Ausland lebenden Griechen ein Haus in Griechenland besitzen, denke ich führt dazu, dass immer mehr Griechen, die bisher im Ausland leben, versuchen werden zurückzukehren. Auch die neu verkündeten Steuervorteile nicht nur im Rahmen des Programmes Rebrain Greece sondern auch die generellen Vorteile für junge Selbstständige wird diese Tendenz unterstützen.
4.Wird das kulturelle Image Griechenlands in der Gemeinde oder an der Bildungseinrichtung, an der Sie studieren, aktiv gefördert? Und wenn ja, auf welche Weise?
Das Erlernen der altgriechischen Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil des Studiums der orthodoxen Theologie. Die tiefere Befassung mit vielen Texten aus den Bereichen Bibel, Patristik und Dogmatik setzt gute Kenntnisse der Sprache voraus. Man kann somit auch hier eine Vermittlung der Kultur erkennen. Nicht zu vergessen bildet eine Sprache den Grundstein der Kultur des jeweiligen Landes, insbesondere die griechische Sprache, die seit über 2500 Jahren ununterbrochen gesprochen wird, was eine Unterscheidung zwischen Alt- und Neugriechisch nicht wirklich möglich macht, da viele noch heute benutzte Wörter in derselben Form und Bedeutung teils in antiken, teils in byzantinischen und teils in neuzeitlichen Texten zu finden sind.
Die griechische Kultur ist in ihrer Ganzheit ein Teil Münchens, das aufgrund der langjährigen Tradition des Kontaktes mit der klassischen Architektur und der Kultur Griechenlands auch Isar-Athen genannt wird. Dieser Kontakt ist auch im Zuge der ersten Gastarbeiterfamilien gestärkt worden: fast alle griechischen Gastarbeiter stiegen am Münchner Hauptbahnhof aus dem Zug und betraten somit deutschen Boden. Die verschiedenen griechischen Kultureinrichtungen bemühen sich stets um die Förderung und die Vermittlung der Kultur. Aktivitäten, die diesen Zwecken dienen, sind mitunter Volksfeste, Teilnahme an interkulturellen Veranstaltungen, Stände in Messen und natürlich die Offenheit gegenüber allen Menschen, die Interesse an der Kultur Griechenlands zeigen, um mögliche Fragen zu beantworten. Besonders der Verein für Byzantinische Musik München e.V. repräsentiert das byzantinische kulturelle Erbe Griechenlands in Form der Musik. Sein Byzantinischer Kantorenchor hat sich über die Jahre hinweg als eine der besten Mitwirkenden in den Themen Ökumene und gleichzeitig auch Förderung der griechischen Kultur bewiesen. Man könnte somit sagen, dass es die Griechen in München geschafft haben, die griechische Kultur auf vielen Wegen den übrigen Bürgern näher zu bringen und ein wesentlicher Bestandteil des Dialoges der Kulturen zu sein.
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