Mit der Ausstellung „Bridging Cultures“, die vom 4. Juli bis 15. Oktober im Art Space Pythagorion auf Samos zu sehen ist, feiert die Schwarz Foundation gemeinsam mit dem Deutschen Archäologischen Institut Athen das 100-jährige Jubiläum der archäologischen Forschung des Instituts auf der Insel.
Die Ausstellung ehrt das kulturelle Erbe von Samos, eröffnet neue Perspektiven auf ihre Vergangenheit und macht die historische Bedeutung der Insel sowohl für Einheimische als auch für Besucher erlebbar.

Die Ausstellung präsentiert seltenes Archivmaterial und Zeugnisse aus einem Jahrhundert archäologischer Forschung des Deutschen Archäologischen Instituts Athen auf Samos. Sie eröffnet einen faszinierenden Blick auf die Geschichte der Insel und beleuchtet die außergewöhnliche Rolle von Samos als kulturellem Kreuzungspunkt im antiken Mittelmeerraum.
In einer musealen Erzählung beleuchtet die Ausstellung die zentrale Rolle von Samos als Brücke der Zivilisationen im östlichen Mittelmeerraum – eine Rolle, die die Insel bereits seit der frühen Eisenzeit innehatte. Ihre geographische Lage machte Samos zu einem bedeutenden Knotenpunkt kultureller Interaktionen zwischen Europa, Asien und Afrika.
Die Exponate verdeutlichen, wie eng die antike Gesellschaft mit äußeren Einflüssen verflochten war – ein dynamischer Austausch, der kulturellen Wandel, technische Innovationen und sozialen Fortschritt hervorbrachte.

(6. Jahrhundert v. Chr.) ©Elma Gehnen
Samos – ein Ort interkultureller Begegnungen
„Bridging Cultures“ steht für grenzüberschreitenden Dialog, Offenheit und den Brückenbau zwischen Kulturen.
Die Ausstellung zeigt, dass kultureller Austausch bereits in der Antike ein entscheidender Motor sozialer und technologischer Entwicklungen war.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des antiken Samos nutzten diese Verflechtungen und entwickelten eine Stadtstaatkultur, die Einflüsse aus Anatolien, Ägypten und dem Nahen Osten aufnahm und weiterführte. „Dieses geografische Privileg ermöglichte die rasche Übernahme neuer Technologien, künstlerischer Konzepte und architektonischer Techniken – etwa die Verwendung des ägyptischen Messsystems oder innovativer Methoden im Tempelbau“, erklärt der Kurator und Leiter des Ausgrabungsprojekts am Heraion von Samos (DAI Athen).
„Die Offenheit der Insel für äußere Einflüsse war entscheidend für ihre architektonischen und künstlerischen Errungenschaften.“

Der Hera-Tempel, das Eupalinos-Aquädukt und der antike Wellenbrecher im Hafen – von Herodot als die beeindruckendsten Bauwerke bezeichnet, die je in Griechenland errichtet wurden – zeugen von der außergewöhnlichen Kunstfertigkeit, die aus der Verbindung lokaler und fremder Einflüsse hervorging.
Besonders das Heraion von Samos blieb über Jahrhunderte hinweg ein Objekt architektonischer Bewunderung – und zugleich der Plünderung.
In der nachbyzantinischen Zeit, insbesondere ab dem 13. Jahrhundert unter venezianischer Herrschaft in der Ägäis, wurden Marmorbauelemente aus dem Heraion abtransportiert und fanden schließlich ihren Weg bis auf den Markusplatz in Venedig. Das Heraion spiegelt die soziokulturelle Entwicklung der samischen Gemeinschaft wider und veranschaulicht, wie ihre Identität durch Austausch, Integration und kreative Transformation geprägt wurde.
Archäologische Funde, seltene audiovisuelle Materialien und Archivbelege dokumentieren den Beitrag des Deutschen Archäologischen Instituts zur Erforschung dieses lebendigen kulturellen Palimpsests.
Die archäologischen Funde verdeutlichen, wie stark die antike Gesellschaft von Samos mit externen Einflüssen interagierte.


Foto: Helmut Kyrieleis, ehemaliger Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts.
Das Konzept „Bridging Cultures“ zeigt sich exemplarisch am Kouros von Isches: Zwar orientierte sich der Bildhauer intensiv an den ägyptischen Darstellungen des menschlichen Körpers, doch schuf er daraus ein völlig neues, eigenständiges ästhetisches Konzept.
Der Kouros steht damit für einen konstruktiven interkulturellen Dialog und nicht für eine unreflektierte Übernahme – ein dynamischer Prozess zwischen Fremdem und Vertrautem, der auch heute noch als Symbol für erfolgreichen interkulturellen Austausch verstanden werden kann.
„‚Bridging Cultures‘ beschreibt auch die Mission und das Selbstverständnis deutscher Archäologen im Ausland: Durch ihr Engagement und ihre Zusammenarbeit in internationalen Forschungsteams bauen sie wertvolle kulturelle Brücken“, betonte Botschafter Andreas Kindl bei der Eröffnungsveranstaltung (deutsche Übersetzung durch Redaktion).
Die Fotoausstellung lädt die Besucher ein, anhand archäologischer Funde über kulturelle und historische Grenzen hinweg zu entdecken, wie zentral der kulturelle Wissenstransfer für die Entstehung von Gesellschaften ist – damals wie heute.

Ausdruck einer engen Beziehung
„Die Abfolge historischer Meilensteine zeigt exemplarisch, welche bedeutende Rolle die Archäologie in unserer Außenpolitik spielt und wie konstant sie in den deutsch-griechischen Beziehungen ist“, bekräftigte der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Griechenland.
„‚Bridging Cultures‘ ist zugleich ein Zeichen unserer engen Verbundenheit mit Griechenland, den lokalen Behörden und den Menschen auf Samos sowie Ausdruck unserer Dankbarkeit für ihr langjähriges Vertrauen und die enge Zusammenarbeit. Mit diesem kulturellen Beitrag möchte das DAI Athen seine Anerkennung und Wertschätzung unterstreichen.“

Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der Schwarz-Stiftung und mit Unterstützung des griechischen Kulturministeriums, vertreten durch die Ephorie für Altertümer von Samos und Ikaria, realisiert. Als unabhängige, gemeinnützige Organisation fördert die Schwarz-Stiftung seit 2011 den interkulturellen Austausch zwischen Ost und West, mit einem Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst, Forschung, Geschichte und Reflexion. Durch Ausstellungen, Festivals, Stipendien, Vorträge und Bildungsprogramme stärkt sie die Präsenz Griechenlands im internationalen Kulturdialog.

Die Ausstellung „Bridging Cultures“ im Art Space Pythagorion wurde bis zum 15. Oktober verlängert.
Weitere Informationen sowie Öffnungszeiten finden Sie unter: https://www.dainst.org/en/dai-standorte/athens/forschung/ausstellungen/bridging-cultures
Quellen, Fotos:
(PS)