Michalis Patentalis wurde in Düsseldorf geboren, wuchs jedoch in Drama (Griechenland) auf und studierte Musiktheorie und Harmonie, Europäische Kultur sowie Systemischer Beratung und Therapie. Seit 2016 Vorsitzender der GGAD e.V. Zeitweise arbeitete er als Radio Journalist im Radio Sender „ToProto“ und als Redakteur bei verschiedenen Kulturzeitschriften (ZIPP, Polis, Antilogos u.a). Er beschäftigt sich mit Fotografie (zwei Ausstellungen im Stadtmuseum Düsseldorf und in diversen Galerien). Er war 2021 Juri Mitglied für NRW Stadt/ Land/ Literatur. Mehrere Publikationen in Deutschland und Griechenland Leitung mehrere Literatur Projekte. Gründungs- Mitglied vom Radiosender „Tapantarei“. Vorstand Mitglied vom Farbfieber e.V

Die GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTORINNEN IN DEUTSCHLAND e.V. wurde im Dezember 2006 mit dem Ziel gegründet, eine literarische Plattform zu bieten, auf der alle Menschen Platz finden, die sich mit der Literatur der Griechen in Deutschland beschäftigen oder sich dafür interessieren. 

a. „Könnten Sie uns bitte in wenigen Worten die GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTORINNEN IN DEUTSCHLAND e.V.vorstellen? Wie entstand die Idee und die Notwendigkeit zu ihrer Gründung? Welche Ziele verfolgt die Gesellschaft, wer sind ihre Mitglieder und welche Voraussetzungen gelten für eine Mitgliedschaft?

Die GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTOR:INNEN IN DEUTSCHLAND e.V.wurde im Dezember 2006 gegründet, mit dem Ziel, eine Plattform für alle, die sich für die Literatur der Griechen in Deutschland interessieren, zu schaffen. Gründungsmitglieder wie Petros Kyrimis, Niki Eideneier, Eleni Torossi und ich selbst haben die Gesellschaft ins Leben gerufen. Die Mitglieder umfassen Schriftsteller:innen, Übersetzer:innen, Essayist:innen, Journalist:innen, Kritiker:innen, Professor:innen und Pädagog:innen, die in Deutschland leben und die Verbreitung der griechischen Literatur im deutschsprachigen Raum fördern. Die Gesellschaft agiert als „Brückenbauer“ zwischen der deutschen und griechischen Literaturcommunity und unterstützt die griechische Identität von Schriftsteller:innen in der Diaspora.

b. Die Gesellschaft wurde im Jahr 2006 gegründet. Wie hat sie sich im Laufe der Jahre entwickelt? Ist sie zu einem erkennbaren Akteur im Bereich der Literatur in Deutschland geworden?

Im Laufe der Jahre hat sich die GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTOR:INNEN IN DEUTSCHLAND e.V.zu einem bedeutenden Akteur im Bereich der Literatur in Deutschland entwickelt. Sie bereichert das kulturelle Leben durch Lesungen, Fachtagungen, Radiosendungen, Podcasts und vielfältige Projekte, einschließlich Literaturworkshops und Schreibwerkstätten. Ein herausragendes Projektist der „Deutsch-Griechische / Griechisch-Deutsche Literatur SALON,“ der in mehreren Bundesländern erfolgreich stattfindet. Hier bekommen griechische und deutsche Autor:innen die Möglichkeit, ihre Werke an verschiedenen kulturellen Orten einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Gesellschaft unterstützt auch deutsche Autor:innen, die sich mit dem Thema Griechenland beschäftigen, und trägt zur Förderung der griechischen Literatur und Kultur in Deutschland bei.

Festival in Naoussa

c. Wie schwierig ist es für ein auf Griechisch (oder sogar auf Deutsch) verfasstes Werk eines in Deutschland lebenden griechischen Autors, den Weg in die Schaufenster der deutschen Buchhandlungen zu finden? Wie werden griechische Schriftsteller von deutschen Verlagen behandelt? Gibt es in Deutschland für griechische AutorInnen mehr berufliche Möglichkeiten als in Griechenland?

Das Eindringen griechischer Literatur, sei es auf Griechisch oder Deutsch verfasst, in die Schaufenster der deutschen Buchhandlungen gestaltet sich in der Tat herausfordernd. Die deutsche Verlagsbranche zeigte bisher wenig Interesse an griechischer Literatur. Dies könnte auf die begrenzte Bekanntheit der griechischen Literatur im deutschsprachigen Raum und die Wahrnehmung als „Nischenliteratur“ zurückzuführen sein. Die Gründung der GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTOR:INNEN IN DEUTSCHLAND e.V. hat jedoch das Interesse einigermittel großer Verlage geweckt, wie beispielsweise der Kater Literaturverlag, der Werke von Autor:innen der Gesellschaft veröffentlicht. Dieser Verlag zeichnet sich durch zweisprachige Veröffentlichungen aus, die Lesern ermöglichen, die Texte im Original und in deutscher Übersetzung zu genießen. Einige griechische Unternehmer:innen und Mitglieder der Gesellschaft haben eigene Verlage gegründet, wie der Romiosini Verlag von Frau Niki Eideneier und der Größenwahn Verlag von Sevastos Sampsounis. Der Romiosini Verlag hat eine bedeutende Rolle bei der Bekanntmachung der griechischen Literatur in Deutschland gespielt, indem er hunderte von Übersetzungen und Veröffentlichungen ermöglicht hat. Obwohl es Herausforderungen gibt, haben sich positive Entwicklungen und die Bereitschaft einiger Verlagege zeigt, griechische Literatur einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen. Die Bemühungen der Gesellschaft haben dazu beigetragen, die Präsenz griechischer Autor:innen auf dem deutschen Buchmarkt zu stärken und die kulturelle Vielfalt zu fördern.

LIteratur im ZAKK

d. Wie reagiert das deutsche Lesepublikum auf die Werke griechischer Schriftsteller? Besteht in der deutschen Leserschaft Interesse an griechischer Literatur? Was motiviert deutsche Leser, griechische Literatur zu lesen? Ist das Interesse der deutschen Leserschaft so groß, dass es einen nachhaltigen Markt für griechische Literaturwerke unterstützen kann?

Das Interesse an Literaturaus und über Griechenland ist in Deutschland insgesamt gering, mit Ausnahmen besonders erfolgreicher Werke. Dennoch gibt es eine beträchtliche Anzahl von Leser:innen, die sich für griechische Literatur interessieren. Sie suchen ein differenziertes Bild von Griechenland, das über Stereotypen wie „Souvlaki und Sirtaki“ hinausgeht. Es ist jedoch eine Herausforderung, die deutsche Leserschaft außerhalb dieser Stereotypen für griechische Literatur zu begeistern. Die griechische Politikt rägt teilweise dazu bei, indem sie die kulturelle Identität des Landes oft zu stark mit dem Tourismus verknüpft und das kulturelle Erbe nicht ausreichend für die kulturelle Diplomatie nutzt. Hier könnte mehr getan werden, um die Präsenz der „Literatur Griechenlands“ zu stärken.

Festival Poesie

e. Inwieweit beeinflussen die deutsche Kultur und das Leben in Deutschland das literarische Schaffen, die Buchthemen und die allgemeine Herangehensweise der Mitgliederan das Schreiben?

Die Mitglieder der GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTOR:INNEN IN DEUTSCHLAND e.V., insbesondere Schriftsteller:innen mit Migrationshintergrund der zweiten und dritten Generation, konstruieren neue nationale Identitäten und bringen frische literarische Stimmen hervor. Sie erkunden ihre Wurzeln und rekonstruieren diese durch Erinnerungen und Erzählungen. Die Literatur von Immigranten behandelt nicht nur die klassischen Themen der Wirtschaftsmigration, sondern beschäftigt sich auch mit der Verschmelzung von Einheimischen und Fremden. Sie entwirft hybride Identitäten und ist tief in der Erfahrung der Migration verwurzelt. In postmodernen und multikulturellen Gesellschaften tendiert die Migrantenliteraturdazu, interkulturell und sogar weltliterarisch zu sein.

Übergabe Preis Für Demokratie und Toleranz

f. Welche Maßnahmen oder Initiativen, entweder durch private (z.B.Verlage) oder öffentliche Einrichtungen (z.B.Kulturministerium, Griechische Stiftung für Kultur, Universitäten) könnten die griechische Literatur und die griechischen AutorInnen im Ausland fördern, um das Interesse und die Produktion von griechischen literarischen Werken in Deutschland zu stärken?

Projekte, Maßnahmen und Initiativen zur Förderung der griechischen Literatur und griechischer Autor:innen im Ausland, insbesondere in Deutschland, könnten dazu beitragen, das Interesse und die Produktion griechischer literarischer Werke zu stärken. Dazu gehören:

Die Präsenz griechischer Literatur auf internationalen Buchmessen kann die Sichtbarkeiter höhen. Die aktive Teilnahme an Veranstaltungen wie der Frankfurter Buchmesse und der Leipziger Buchmesse bietet eine Plattform zur Vorstellung griechischer Autor:innen und ihrer Werke.

Die Unterstützung von Übersetzungen und Veröffentlichungen griechischer Literatur in andere Sprachen, einschließlich Deutsch, ist von großer Bedeutung. Hier könnten staatliche Stellen, Stiftungen oder Verlage finanzielle Anreize bieten.

Die Wiederbelebung und Aktualisierung digitaler Werkzeuge zur Information über griechische Autor:innen und deren Werke ist entscheidend. Dies könnte die Schaffung einer gut kuratierten Website, eines mehrsprachigen Newsletters und einer Datenbank neugriechischer Literatur umfassen.

Die Schulung von Übersetzern:innen aus dem Griechischen in andere Sprachen und die Förderung ihres Engagements in der Literaturvermittlung kann die Verbreitung griechischer Literatur unterstützen.

Die Schaffung eines internationalen griechischen Literaturfestivals in Deutschland könnte als Plattform für griechische Autor:innen und ihre Werke dienen und den Dialog miteinem globalen Publikum fördern.

Die Unterstützung griechischer Autor:innen bei der Teilnahme an internationalen Literaturfestivals und Buchmessen ist wichtig. Dies könnte durch Stipendien oder Kooperationen mit literarischen Veranstaltungen erfolgen.

Eine weitere wichtige Überlegung besteht darin, die Zusammenarbeit zwischen der GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTOR:INNEN IN DEUTSCHLAND e.V. und griechischen Literaturinstitutionen zu fördern. Eine verstärkte Kooperation könnte dazu beitragen, die Verbindung zwischen griechischen Autor:innen und der deutschen Leserschaft zu stärken und die Präsenz griechischer Literatur in Deutschland weiterzufördern.

LIteratur im ZAKK

g. Wie sind die Beziehungen der Gesellschaft und ihrer Mitglieder zu den Schriftstellern und Verlagen in Griechenland und zur literarischen und verlegerischenRealität in Griechenland? Spielt die Gesellschaft einea ktive Rolle in der griechischen Literaturszene oder konzentriert sie sich nur auf den deutschsprachigen Raum?

Zusammenarbeit mit Autor:innen aus Griechenland: Die Gesellschaft pflegt enge Beziehungen zu griechischen Autor:innen und hat in der Vergangenheit erfolgreiche Lesungen und Projekte mit ihnen organisiert. Dies zeigtsich in Initiativen wie dem Literaturprojekt „Athen Hauptstadt der Literatur,“ bei dem Autor:innen aus Deutschland und Griechenland bei Straßenbahnlesungen zusammenarbeiteten.

Veranstaltungen in Griechenland: Die GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTOR:INNEN IN DEUTSCHLAND e.V. ist nicht auf den deutschsprachigen Raum beschränkt, sondern organisiert auch Veranstaltungen und Projekte in Griechenland. Dies umfasst Literaturveranstaltungen in Städten wie Naousa, Katerini und Skiathos, bei denen griechische Autor:innen und deren Werke vorgestellt werden. Die enge Kooperation mit der Street Art Gruppe Farbfieber unterstreicht das Engagement für kulturelle Vielfalt innerhalb und außerhalb der Gesellschaft und ihrer Aktivitäten.

Zukünftige Projekte in Europa: Die geplante Schaffung von Straßenbibliotheken in ganz Europa, insbesondere in Regionen mit griechischen Minderheiten, zielt darauf ab, sowohl eine deutsch-griechische als auch eine europäische kulturelle Begegnung zu fördern. Die Einbeziehung von Künstler:innen und Autor:innen aus verschiedenen europäischen Ländern soll die kulturelle Vielfalt und den Dialog im 21. Jahrhundert unterstützen.

Kooperationen mit griechischen Gemeinden und Kulturinstitutionen: Die Zusammenarbeit mit Deutsch-Griechischen Vereinen, griechischen Gemeinden, dem ZAKK e.V., dem Verein „We are Europe! e.V.,“ der Heinrich Schliemann Gedenkstätte und insbesondere dem Verein Farbfieber zeigt, dass die Gesellschaft auch auf institutioneller Ebene aktiv und gut vernetzt ist. Das Generalsekretariat für die Diasporagriechen und der öffentlichen Diplomatie des Außenministeriums der Hellenischen Republik Griechenland, griechische Konsulate, Städte und deren Kulturämter beteiligen sich regelmäßig als Schirmherren oder Förderer an den Aktivitäten der Gesellschaft und spielen eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung ihrer Ziele. Diese Kooperationen und Vernetzungen tragen dazu bei, die Bekanntheit aller Beteiligten zu steigen.

Die GESELLSCHAFT GRIECHISCHER AUTORINNEN IN DEUTSCHLAND e.V. (GGAD e.V.) lädt bis zu viermal im Jahr unter der Schirmherrschaft des General- sekretariats für die Diasporagriechen und der öffentlichen Diplomatie des Außenminis-teriums der HELLENISCHEN REPUBLIK GRIECHENLAND und mit freundlicher Unterstützung sowie Förderung des Kulturamtes der Landeshauptstadt DÜSSELDORF eine Autorin oder einen Autoren zur Lesung mit anschliessendem Austausch ins zakk nach Düsseldorf ein. Freuen Sie sich im November 2023 mit uns auf Herrn Felix Leopold.

Für weitere Informationen über die GGAD und ihre Veranstaltungen: https://www.ggad.info/

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Michalis Patentalis

(PS)