„Freiheit, Frieden in Demokratie, sodass die Völker zusammenleben können“
[Christos Marantos ist 1980 in Athen geboren, lebt in Wien und ist Vater einer Tochter.
Schon in jungen Jahren begann Christos Marantos seine Karriere als Pianist und gewann bereits im Alter von 15 Jahren den 1. Preis beim nationalen Wettbewerb “XON” in Athen. Teilnahme an der TV-Sendung für junge Musiker des griechischen staatlichen Rundfunk ERT.
Er studierte Klavier bei Georgios Platon und dann mehrere Jahre in der Klasse von Max Hallecker, wo er das Studium des Konzertfachs Klavier am Konservatorium „Ellinikon Odeion“ mit Auszeichnung im Jahr 1999 absolvierte. Daraufhin folgte die vertiefende Arbeit mit Alexander Jenner in Wien.
Anschließend durchlief er das Studium der Instrumentalpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Prof. Harald Ossberger und absolvierte mit dem Bachelor- und Master-Titel mit Auszeichnung. Bei seiner öffentlichen Abschlussprüfung für Klavier Master IGP spielte Marantos die „Hammerklaviersonate“ op. 106 in B-Dur von L. v. Beethoven. Seine Bachelor-Diplomarbeiten behandeln folgende Themen: “Josef Dichler: Intellekt und Emotion in der Musik?“ und „Theodor Leschetizky- Leben, Persönlichkeit und Lehrergestalt: gespiegelt in den Aussagen und der künstlerischen Eigenart einiger seiner Schüler. Thema seiner Master-Diplomarbeit: “Die Musik in den Wahlkämpfen in Griechenland in den 80er und 90er Jahren“.
Im Laufe des Studiums wurde Marantos das Stipendium der Tokyo Foundation anerkannt. Teilnahme an Meisterkursen von Bruno Canino, Erik Tawaststjerna, Francesco Mario Possenti, Grzegorz Kurzynski, Vinia Tsopela, Michael Lipp, Georges Pludermacher, Jesper Christensen und Paul Badura- Skoda.
Im Mozartjahr 2006 gestaltete er auf Einladung von Dr. Christian Ehalt mehrere Male das musikalische Programm bei den “Wiener Vorlesungen”.
Gründung des Klavier Duos Christos Marantos – Harald Ossberger im Jahr 2006. Zahlreiche Auftritte des Duos in Europa und Asien. Unter anderem im Jahr 2012 die Gestaltung des 50-jährigen Jubiläums der Griechischen Orthodoxen Metropolis. Ausarbeitung und Aufführung eines Konzerts zu 4 Händen für den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel.
Zusammenarbeit mit Topsy Küppers bei Projekten über Chopin und Haydn, die in Österreich, Deutschland, Slowakei und Israel präsentiert wurden. Weitere Projekte mit Schauspieler Bernhard Majzen und Burgschauspieler Karlheinz Hackl in Wien. Künstlerische Zusammenarbeit mit dem Opernsänger Hans Peter Kammerer und als Kammermusiker mit den Geigern Mario Hossen, Alexander Steinberger, Erich Schagerl und Christian Altenburger.
Auftritte als Solist und Kammermusiker bei verschiedenen Festivals in Griechenland und Österreich, wie “Musikforum Klagenfurt – Viktring”, “Naxos – Festival“ und „Aegina International Music Festival“.
Juror im bundesweiten „Wendl und Lung – Klavierwettbewerb 2008“ für Kinder und „EPTA Albanien“ 2018.
Im Jahr 2011 CD mit vierhändigen Klavierwerken von Robert Schumann (gemeinsam mit Harald Ossberger), produziert von „Gramola“.
Rundfunk – und Fernsehaufnahmen in Österreich und Griechenland: unter anderem Einladung der Journalistin Renate Burtscher im Jahr 2012 in der Sendung Ö1 Klassik-Treffpunkt des Österreichischen Rundfunks und Interview in der Österreichischen Musik Zeitschrift (ÖMZ) im Jahr 2014.
Mitwirkender im Ensemble „exxj“ für zeitgenössische Musik von Prof. Peter Burwik.
Tätig als Dozent in Masterklassen in der vom Piano Duo Marantos- Ossberger entwickelten Form des „Team Teaching“ wie z.B. an der „Anton Bruckner Privatuniversität für Musik, Tanz und Schauspiel“, dem „Kärntner Landeskonservatorium“ Klagenfurt, dem „Musikum Salzburg“, der „Aswara Academy of Arts“ Kuala Lumpur und dem „College of Music Mahidol University“ Thailand.
Christos Marantos unterrrichtet seit 2009 Klavier an der J.S.Bach – Musikschule der Diakonie in Wien sowie als Privatlehrer].
Herr Marantos, Sie haben in Athen und Wien Musik und Klavier studiert. Jetzt unterrichten Sie Klavier in der J.S Bach Musikschule Diakonie Wien der Evangelischen Kirche. Welche sind Ihrer Meinung nach die Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es in der Musikausbildung in Griechenland und Österreich?
Ich bin dankbar, dass ich bis zu meinem 19ten Lebensjahr in Griechenland das grosse Glück hatte, neben der wichtigen Unterstützung meiner Eltern sehr gute Lehrer zu haben. Meine erste Lehrerin, Frau Mania Karaviti, hat mich zu Georgios Platonas gebracht und dann habe ich mehrere Jahre bei dem österreichischen Pianisten Max Hallecker studiert, wo ich mit Auszeichnung mein Konzertfachstudium Klavier im Hellinikon Odeion absolviert habe. In Griechenland gibt es jetzt neben den tollen neuen Sälen immer mehr gute Instrumentallehrer, die, wie ich, im Ausland studiert haben und das Niveau steigt immer mehr. Die griechischen Musikstudenten sind sehr fleißig und deswegen werden die Orchester in Griechenland auch besser.
In Österreich ist natürlich die Tradition eine sehr große und besonders in Wien ist neben dem phänomenalen Verkehr der Weltstarmusiker das Publikum für die klassische Musik viel größer als in Athen. Die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo ich meinen Bachelor und das Masterstudium mit Auszeichnung absolviert habe, zählt zu den besten der Welt und die Forschung in der Musikwissenschaft ist sehr wichtig. Wien ist nicht nur die Stadt der Klassik, sondern es wird dort auch gute zeitgenössische Musik komponiert. Die Wiener Staatsoper, der Musikverein und das Konzerthaus bilden das Publikum mit dem höchsten Niveau und natürlich sind die Wiener Philharmoniker zusammen mit einer sehr großen Chortradition dort zu Hause. Damit möchte ich sagen, dass die musikalische Ausbildung sehr vielfältig und allgemein ist und das nicht nur wegen einer guten Schule.
Ich hoffe, dass es in der Zukunft mehrere Kooperationen zwischen Griechenland und Österreich gibt. Ich selber habe im Sommer 2017 zusammen mit der österreichischen Botschaft in Athen den Österreichisch- griechischen Sommer mitgestalten dürfen und bin sehr optimistisch für die Zukunft.
In der Vergangenheit gab es eine blühende griechische Gemeinde in Wien und einige der größten Geldgeber des österreichischen Reichs waren griechische Händler und deren Nachkommen. Denken Sie, dass man nun das griechische Element in der historischen oder zeitgenössischen Dimension Wiens entdecken kann?
Es ist wahr, dass die Griechische Gemeinde in Wien eine lange und wichtige Tradition in Wien hat. Viele wichtige Gebäude, u.a der Wiener Musikverein, wurden von griechischen Geldgebern der damaligen Zeit finanziert. Diese wirtschaftliche Macht war einer der Gründe, weshalb Rhigas Velestinlis überhaupt nach Wien kam. Natürlich ist der historische Teil Wiens architektonisch sehr von der Neoklassizistischen Strömung beeinflusst. Die Bildung – allerding immer weniger in der heutigen Zeit – war sehr an der altgriechischen Literatur orientiert und entsprach so der guten, humanistischen, bürgerlichen Allgemeinbildung. Heutzutage, trotz des hohen Besuchs und Bezugs der österreichischen Bürger zu Griechenland, ist die zeitgenössische Dimension Wiens weniger davon geprägt. Ein wichtiger und einfacher Faktor, der dagegen arbeiten könnte, wäre die Errichtung eines griechischen Hauses, eines griechischen Kulturzentrums, das es bis jetzt in Wien nicht gibt – eigentlich ein Versäumnis, wofür ich persönlich etwas bewegen möchte.
Daher ist äusserst wichtig, durch bestimmte kulturelle Aktionen, wie meine Initiative einer Hommage an Nikos Kazantzakis im vorigen Oktober in Wien und jetzt an Rhigas Velestinlis, die Präsenz der griechischen Gemeinde in Wien und Österreich zu verstärken. So kommen wir näher zueinander.
Am 24. Juni 2018 wird es genau 220 Jahre nach dem Tod von Rhigas (Fereos) Velestinlis in Belgrad nach seiner Verhaftung in Wien sein. Sie sind Kurator einer dreitägigen Hommage an ihm, die von der griechisch-orthodoxen Metropolis von Austria, dem Presse- und Informationsbüro der griechischen Botschaft in Wien, dem Verband der hellenischen Vereine in Österreich und dem sozio-kulturellen Verein der griechischen Gemeinde in Wien und Umgebung „Rhigas Fereos“ co-organisiert ist. Dürfen Sie uns ein paar Worte über den Zweck der Hommage und über die Veranstaltungen sagen?
Ich habe die Initiative für diese Hommage ergriffen, weil das Jahr 2018 symbolisch ein ganz wichtiges Jahr ist. Neben den 220 Jahren seit dem Tod des Rhigas sind 100 Jahre seit dem Schluss des 1. Weltkrieges vergangen und Österreich feiert 100 Jahre Demokratie. So wollte ich, dass die griechische Gemeinde in Wien Teil dieser für Österreich und letztlich für Europa wichtigen Feier durch eine Persönlichkeit wird, mit der sie sich sehr eng verbunden und repräsentiert fühlt. Obwohl Rhigas aus der Zeit der Aufklärung kommt, ist die Botschaft dieselbe: Freiheit, Frieden in Demokratie, sodass die Völker zusammenleben können. Diese Botschaft, personifiziert in Rhigas Velestinlis, ist der gemeinsame Nenner zwischen griechischer Gemeinde und österreichischer Gesellschaft.
Die Veranstaltungen sind sehr vielfältig und werden das Publikum über die Zeit, die Botschaft und die Person von Rhigas zu informieren versuchen. Neben den wissenschaftlichen Vorträgen des Instituts für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien, wird in einem musikalischen Teil die Musik der Zeit von Rhigas in Wien in den Kompositionen der Wiener Klassik gezeigt. In einer „round table“ Diskussion wird über die Haltung von Rhigas diskutiert und Herr Dr. Karaberopoulos von der wissenschaftlichen Gesellschaft für Rhigas Velestinlis präsentiert ausführlich die neuen Ergebnisse der Forschung im Werk des großen Aufklärers. Eine Dokumentation des griechischen Staatsrundfunks ERT wird einen Rückblick auf die 200 – Jahre Feier werfen und die Austellung mit Comics über Rhigas informiert eine Woche lang die Schüler und die jungen Freunde der Hommage über diese wichtige Persönlichkeit. Am dritten Tag im unierten Sinn vom Rhigas feiern wir die Freiheit mit einem Strassenfest in der Griechengasse in Wien, wo selbst Rhigas seiner Zeit gewesen und gegangen ist.
Wie leicht oder schwierig kann man in Wien über die Ereignisse der Verhaftung und des Todes von Rhigas Fereos sprechen? Wissen moderne Österreicher, wer Rhigas Fereos war?
Genau die Tatsache, dass die Kenntnis über Rhigas Velestinlis sehr gering im Wissen der modernen Österreicher verankert ist, macht die Veranstaltung dieser Hommage ganz wichtig.
Die österreichische Gesellschaft ist nach meiner Meinung so aufgeklärt und reif, dass sie eine öffentliche Diskussion und deren Verarbeitung vertragen wird. Die Spuren der Aufklärung sind in diesem geographischen Raum noch stark und die Toleranz der Gesellschaft existent.
Im Jahr 2017 hatten Sie eine ähnliche dreitägige Hommage an Nikos Kazantzakis in Wien bearbeitet. Sowohl Kazantzakis als auch Rhigas Fereos waren unruhigen Seelen. Glauben Sie, dass es eine geheime Verbindung zwischen ihnen gibt?
Diese beiden Persönlichkeiten, jede in ihrer Art, haben in mir dieselben tiefen Botschaften erweckt: der grosse Respekt und die Dankbarkeit für das Leben und die Freiheit der Menschen. Die Erkenntnis der menschlichen Natur mit ihrer Sterblichkeit führt uns dazu, dass wir das als Weltanschauung haben wollen und mit Mut dazu zu stehen, dass das Zusammenleben der Menschen in Liebe und Eintracht passieren soll. Diese Lebensweise ermöglicht uns eine unglaubliche Dimension an Glück und Freude in unserem Leben, so dass wir dafür sogar dieses eine grosse Geschenk, „das Leben“, opfern können.
Denken Sie, dass die Organisation von Tributen in Wien, die sich auf wichtige Persönlichkeiten des griechischen Geistes beziehen, zu einer besseren Kenntnis des österreichischen Publikums über Griechenland beitragen kann?
Die Veranstaltung mit dieser Art von kulturellen Ereignissen in Wien durch die griechische Gemeinde zusammen mit allen ihren Institutionen unterstützt das: als ein Teil der Wiener Gesellschaft schafft sie auf Augenhöhe auf diese Weise die Kontinuität dieser langen, sehr aktiven Tradition. Dadurch entwickelt sie weiter den Zusammenhalt ihrer Mitglieder im unierten Sinn und bringt immer näher die Realisation der Entstehung eines griechischen Hauses – Kulturzentrums in Wien, das schon immer für alle Seiten wichtig war. Das ist das gemeisame Ziel, das wir nach meiner Meinung nicht aus dem Auge verlieren sollen und ich persönlich werde danach streben meinen Beitrag dazu zu leisten. Die Eintracht und die Zusammenarbeit aller in dieser Gemeinde ist eine notwendige Einbahn, wenn wir weiter Spuren wie früher hinterlassen wollen.
Schließlich sehe ich diese bis jetzt zweite Hommage als den Anfang einer Reihe solcher kulturellen Ereignisse in Wien im Sinne der Feierlichkeiten anlässlich der 200 Jahre der griechischen Revolution von 1821, die das Ziel haben, unsere Positionierung als Bürger – auch innerhalb Griechenlands – zu thematisieren.
Also wie damals mit der Revolution: es fängt wieder von Wien aus an.
Quelle: Griechische Botschaft in Wien-Presse- und Informationsbüro