Wenn Sie am 24. Dezember in Griechenland sind, seien Sie nicht überrascht, wenn Sie früh am Morgen von dem Klang eines Triangels geweckt werden! Es sind die Kinder, die gekommen sind, um ihnen die Weihnachtslieder zu singen. In diesen Tagen gehen die Kinder von Haus zu Haus, um in Begleitung von einem Triangel über die Geburt Christi zu berichten. Öffnen Sie die Haustür, denn es gilt als Glück für das Haus und die Familie. Sie werden Sie fragen: „Na ta poúme?“ („Sollen wir es vortragen?“) und Sie werden antworten: „Na ta píte!“ („Sagt es doch!“). Wenn sie fertig sind, geben Sie ihnen eine kleine Spende.

Dasselbe geschieht dann auch am 31. Dezember. Da kommen die Kinder, um für das neue Jahr zu singen!

Im Dezember beginnen schon die Vorbereitungen für Weihnachten. Dekoration ist ein Schlüsselelement. Die Straßen, die Landschaften, die Häuser füllen sich mit Lichtern und Weihnachtsbäume werden aufgestellt und geschmückt. Wenn Sie neben einem Baum ein geschmücktes Boot sehen, denken Sie nicht, dass etwas nicht stimmt! Traditionell schmückten wir in Griechenland ein Boot, vor allem auf den Inseln. Der Weihnachtsbaum kam erst später aus Europa.

Dieser Brauch ist nicht original griechisch, sondern kam zur Zeit Ottos nach Griechenland. Aus alten Zeiten schmückten die Griechen ein Boot. Dieser Brauch entstand, weil die Griechen ein Seefahrervolk par excellence waren und das Weihnachtsboot in den Küstengebieten üblich war. Wenn die Kinder Weihnachtslieder sangen, nahmen sie ein kleines Boot mit, das die Hausfrauen im Dorf nach dem Singen mit Kourabiedes und Melomakárona füllen konnten. Allmählich begann der Weihnachtsbaum weithin bekannt zu werden und das Weihnachtsboot geriet mehr oder weniger in Vergessenheit.

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Wenn wir jedoch über Vorbereitungen sprechen, meinen wir nicht nur den Weihnachtsbaum, Ornamente und Lichter, sondern auch die Zubereitung vieler schöner Süßigkeiten! Es ist die Zeit, Melomakárona, Kourabiédes und Díples herzustellen oder zu kaufen. Wenn Sie in Griechenland sind, werden Sie sicherlich in den Konditoreien und Bäckereien diese wunderbaren Süßigkeiten sehen.

Auch das Weihnachtsessen will zubereitet werden. Natürlich hat sich der gefüllte Truthahn durchgesetzt, aber das traditionelle Essen dieses Tages ist Schweinefleisch. In der Vergangenheit gab es in den Dörfern in der Tat eine Gewohnheit für jede Familie, ein Schwein zu mästen, um es kurz vor Weihnachten für den festlichen Tisch zu schlachten.

An Heiligabend machen Hausfrauen das traditionelle Weihnachtsbrot. Im Unterschied zum normalen Brot hat dieses eine andere Form und besondere Verzierungen. Abgesehen von dem Teigkreuz, welches das Brot in der Mitte schmückt, verschönern, die Hausfrauen es noch mit verschiedenen anderen dekorativen Elementen und widmeten es damit der Geburt Christi.

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Weiterhin werden auch heute noch alte Bräuche gefeiert. In der Region Pella wird auch heute noch der uralte Brauch der „Kolinta Babo“ gefeiert. Die Anwohner entzünden am Abend von 23sten Dezembers Feuer und rufen „Kolinta Babo“, was „Schlachten“ bedeutet. Dies ist ein Brauch, der an die Ermordung männlicher Säuglinge durch Herodes erinnert. Das Feuer verkörpert Schutz für die Bewohner, nicht nur vor Herodes, sondern auch vor allen Übeln, die das neue Jahr bereithalten könnte, zu schützen.

In den Dörfern Platanias und Sitagri der Präfektur Drama treffen wir auf den Brauch der „Momogeri“. Es ist eine Art traditionelles Volkstheater, das ursprünglich aus Pontus stammt. Der Name des Brauchs kommt von den Wörtern „Mime“ bzw. „Momos“ und „Geros“ (alter Mann) und ist mit den Nachahmungsbewegungen der Darsteller verbunden, welche alte Männer imitierten. Sie tragen Tierfelle unter Uniformen, sind mit Schwertern bewaffnet und die Gesichter haben senile Züge. Die „Μomogeri“ erscheinen während der zwölf Tage der Feiertage auf der Straße und sollen Glück für das neue Jahr bringen. Sie wenden sich an Gruppen in den Straßen der Dörfer und singen Weihnachtslieder oder andere Begrüßungstexte. Variationen des gleichen Brauchs finden sich auch in den Städten Kozani und Kastoria unter dem Namen Ragoutsaria.

Am 31. Dezember wird auch die Vasilopita gebacken. Ein süßer Kuchen oder ein Hefegebäck für den Weihnachtsmann, der am Neujahrstag im Morgengrauen kommen soll, um die Geschenke zu bringen. In diesen Kuchen legt man eine Münze, die mit gebacken wird. Wer die Münze in seinem Stück findet, soll im kommenden Jahr besonders viel Glück haben! Der Überlieferung nach war die Vasilopita eine Schöpfung des Basilius des Großen aus Caesarea, der einen Trick fand, um das Spenden an die Armen diskret zu verteilen. Er versteckte Münzen in dem Gebäck, welches er dann verteilte.          

(AL)