Vor wenigen Tagen wurde eine neue, einzigartige Ausstellung feierlich eröffnet. Es handelt sich um die Ausstellung des bekannten Goulandris Museums in der Athener Stadtmitte, die sich dem sogenannten „Nouveau Réalisme“ widmet. Eines der berühmtesten Kunstwerke, eine Leihgabe der Stiftung Linda und Guy Pieters, welches das Plakat der großen Ausstellung „Nouveau Réalisme“ der Vassilis & Elizas Goulandris Foundation in Pagrati ziert, ist die „Samothrake“ von Yves Klein, die zu einem Symbol der französischen Avantgardebewegung der 60er Jahre wurde.

Diese künstlerische Revolution hatte eine kurze Dauer im existentialistischen Paris. Sie hatte jedoch eine erstaunliche Vitalität. Die Künstler fanden eine neue Sprache und konnten damit der Kunst ihrer Zeit neue Impulse geben. Sie haben auch einen neuen, eigenen Zugang zum damaligen Realismus vorgeschlagen. 

Das waren Künstler, die ohnehin im Laufe der Jahre Gewicht und Bedeutung erlangten, sowohl in der internationalen Kunstszene als auch in der Kunstgeschichte im Allgemeinen.  Sie erkannten den Wert des Ephemeren und so verwendeten die meisten Künstler Metall, Papier, Müll, sie zerrissen Werbe-, Film- und politische Plakate und erschufen damit ihre eigenen Zeitzeugnisse. Sie scheuten nicht vor Industrieabfällen, Einwegprodukten aus Supermärkten, Blechen aus Scheunen und Alltagsgegenständen.

Klein präsentierte im Jahr 1958 erstmals die mit blauer Farbe bestrichene und auf weißes Papier gedruckte Spur eines nackten weiblichen Modells. Der Kunstkritiker Pierre Restany schrieb: „Die blaue Geste, die Yves Klein einleitet, zieht sich durch vierzigtausend Jahre Kunst bis zu der anonymen Spur, die in der Höhle von Laskos oder Altamira das Erwachen des Menschen im Bewusstsein seiner selbst und der Welt markierte“. Nur zwei Jahre später, am 27. Oktober 1960, unterzeichneten Arman, François Dufrêne, Raymond Hains, Martial Raysse, Daniel Spoerri, Jean Tinguely und Jacques Villeglé in Kleins Wohnung in Paris die Gründungserklärung der Gruppe der Neuen Realisten. Wenig später kamen Niki de Saint Phalle (die einzige Frau), Gérard Deschamps und Christo hinzu.Eine neue künstlerische Bewegung wurde damit geboren.Die Künstler besaßen die nötige Intelligenz, um die Kunst zu revolutionieren und zu dem äußersten Punkt zu gelangen, was Gustave Courbet die „Negation des Ideals“ nannte. 

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Gleichzeitig setzten sie auf Zeitlosigkeit. Auch wenn sie sich als unpolitisch zeigten, nahmen sie doch im Wesentlichen eine politische Position ein, in der die Notwendigkeit, wichtige Themen zu revidieren, die Unklarheit der Rolle der Industrie, die Bedeutung von Recycling und Ökologie eine zentrale Rolle spielten in einer Zeit, in der alle auf die Gesellschaft des Überflusses und des Konsums blickten.

Die Aktivitäten der Künstler gingen bis 1970 weiter, als die Gruppe in Mailand den zehnten Jahrestag ihrer Gründung feierte. Jean Tinguely mit seinen beweglichen mechanischen Skulpturen, Niki de Saint Phalle mit ihrer Nana und Christo mit seinen wandelnden Denkmälern sind wenig später zu internationalen Superstars geworden. Zwei Griechen haben eine große Rolle auf dem Schaffensweg dieser Künstler gespielt: Der legendäre Galerist und Sammler Alexandros Iolas, der oft Werke von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely ausstellte und die gebürtige Griechin Iris Clert mit ihrer kleinen, aber enorm wichtigen Galerie.

Die Ausstellung des Goulandris‒Museums zielt nicht auf einen erschöpfenden historischen Ansatz ab, sondern darauf, den jungen, überschwänglichen und lustigen Geist der Künstler hervorzuheben, die ihre Zeit stark geprägt und die nachfolgenden Generationen inspiriert haben. Die Ausstellung vereint fünfzig bekannte und kostbare Kunstwerke, von denen sich einige in der reichen Goulandris‒Sammlung befanden. Die Kunstwerke stammen aus drei Ländern. Es sind Leihgaben von fünfzehn privaten und institutionellen Einrichtungen, darunter das Centre Pompidou in Paris. 

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Dominierend sind erwartungsgemäß die blauen Arbeiten von Yves Klein und eine Reihe farbenfroher Werke von Niki de Saint Phalle. Andere ausgestellte Arbeiten sind Werke von Christo und Gérard Deschamps “Flying Barney“, die Arbeiten „Pamela Beach“ und „Metro“ von Martial Ray, ein Beispiel aus Daniel Spoerris „Triple Art Multiplier“-Serie und Tinguelys phantasievolle Metallstrukturen, wie die Lampe und der Kerzenhalter aus der „Welded Sculptures“-Serie. Begleitet wird die Ausstellung von audiovisuellem Material, Videos, Interviews der Künstler, ihren Zitaten und Sprüchen, Fotografien und mehreren Dokumenten.

Dauer der Ausstellung: Bis zum 9. April 2023

Basil & Elise Goulandris Foundation, 13 Eratosthenous Str., 116 35 Athen,

E. visit@goulandris.gr, Tel.: +30 210 72 52 895.

https://goulandris.gr/exhibition/nouveau-realisme