Lesvos, die drittgrößte griechische Insel in der nördlichen Ägäis, ist seit der Antike für ihre hohe Kultur bekannt. Nicht nur der Name der Dichterin Sappho, welche Platon die zehnte Muse genannt hat, oder des Dichters Alkaios, machten damals schon die Insel berühmt, sondern eine einzigartige Kultur, die sich seit der prähistorischen Zeit weiter entwickelte.
Ansicht von Mytilene / Quelle: Wikimedia Commons
Die Insel umfasst eine Fläche von 1636 km² und ist die achtgrößte im Mittelmeer. Es leben heute dort um die 90.000 Menschen. Die große Fläche, die vielen Olivenhaine (es gibt um die 12 Millionen Olivenbäume auf der Insel), von welchen ein exzellentes Olivenöl gemacht wird, die Heilquellen, die Pinienwälder, die große und vielfältige Vogelwelt und der weltberühmte „versteinerte Wald“ machen die Insel Lesvos zu einem sensationellem Ort.
Der versteinerte Wald von Lesvos, Foto: C messier, LesbosPetrified trunks23-24, CC BY-SA 3.0
Die Hauptstadt Mytilene ist ein Ort voller antiker Geschichte und vielschichtiger kultureller Traditionen. Die große Burg, die sich schon aus der Ferne majestätisch erhebt, ist aus byzantinischer Zeit (ca. 6tes Jh.) und ersetzte eine viel ältere Burganlage. Anhand der Reichhaltigkeit der Funde des Archäologischen Museums von Mytilene kann man die jahrtausendealte Kultur von Lesvos nachvollziehen.
Weitere größere und sehenswerte Orte sind Kalloni, Plomari, Eressos, Agiassos und Molivos. Agiassos liegt auf einer Höhe von 475 Metern. Es ist ein malerisches Dorf mit Häusern, die im traditionellen Stil erbaut wurden, bekannt auch für seine zahlreichen Handwerksstätten. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist Molyvos mit seiner Burg, die im klassisch venezianischen Stil zum Schutz vor Piraten errichtet wurde.
Die Burg von Molyvos (Mithymna), Foto: Mike Peel (www.mikepeel.net)., Molyvos, CC BY-SA 4.0
Vor zweitausenden Jahren machten die Römer die lange Seereise, um hier auf Lesvos die Thermalquellen in Anspruch zu nehmen. Sie gehören zu den heißesten in ganz Europa. Die Thermalbadehäuser, die in Polichnitos oder Eftalou, in Gera oder Thermi liegen, kann man immer noch heute nutzen und sich entspannen.
Lesvos ist eine Insel, die nicht ausschließlich vom Tourismus lebt. Eine wirtschaftliche Hauptquelle ist, wie bereits in der Antike, die Landwirtschaft. Das hochwertige Olivenöl ist immer noch heute eins der bekanntesten Produkte der Insel. Verschiedene Käsesorten oder der besondere Ouzo von Lesvos sind ebenso sehr bekannt. Auf der Insel wachsen Granatäpfel, Feigen, Mandeln, Quitten und Orangen.
Feuchtgebiet in Kalloni, Foto: MariaDrimi68, Υγροβιότοπος Καλλονής, Λέσβος, CC BY-SA 4.0
In der Antike war Lesvos bekannt für ihre hohe Kultur. Sappho oder Alkaios, beide lebten im sechsten vorchristlichen Jahrhundert, sind die bekanntesten Namen und zeugen von der großen Entwicklung der Dichtkunst, insbesondere der Lyrik. Die wenigen erhaltenen Fragmente von Sappho, im alten aiolischen Dialekt geschrieben, bewahren immer noch heute die Würde und den Zauber dieses klangreichen griechischen Dialekts.
Auf Lesvos blühte in der alten Zeit nicht nur die Dichtkunst. Philosophie und Musik kommen dazu. Aristoteles lebte für eine kurze Zeit auf der Insel (345 bis 343 v. Chr.) und trieb Naturforschung. Hier soll er seine berühmten Kataloge der Tierarten insbesondere der Fischarten angefertigt haben. Theophrast und Epikur sind auch zu nennen. Aus Lesvos stammt auch die Familie des Odysseas Elytis (1911-1996), der zu den bedeutendsten Dichtern der Neuzeit gehört. Er ist der zweite griechische Autor, der im Jahr 1979 den Nobelpreis für Literatur erhalten hat. Eins seiner schönsten Gedichte trägt den Titel „An den Mond von Mytilene“. (AL)
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