Gegessen und getrunken, Kinder, habt ihr festlich hier am Strande;
im Tanzen, Lachen, Küssen und im müßigen Geplauder ist
das ganze Fest euch aufgegangen und im Fleisch ists euch versunken.
Mich reißt jedoch der Festrausch, Fleisch und Wein, zu ungeheuren Träumen,
ein Meerlied quillt in mir empor und will, im Schwall, mich niederwerfen.
Lasst mich nun singen, wie mein Herz begehrt, o Brüder, macht mir Platz!
O weh! Das Fest ist weit und groß, jedoch der Raum dafür ist klein;
macht Platz, dass ich mich recken kann, gebt Atemluft, dass ich nicht platze,
dass ich die Beine werfen kann und frei im Tanz die Arme rege
und eure Frauen nicht, die Kinder nicht, verletze in dem Taumel. […]
Bei Helios schwör ich es und bei der sanften Herrin, bei Selene:
Das Alter ist ein falscher Traum, der Tod ein Fantasiegebild.
Denn alles ist der Seele Werk und des Gedankens Frucht und Spiel;
ein leichter Südwind ist die Welt, er bläst und öffnet unsre Schläfen.
Aus einem Traumspiel —zart und leicht —ist diese unsre Welt geboren.
Lasst uns die Welt mit unsrem Sang, lasst sie uns, Kinder, neu erobern!
O Kameraden, nehmt die Ruder, unser Schiffsherr ist in Sicht,
und ihr, ihr Mütter, gebt die Brust den Säuglingen, dass sie nicht weinen.
Verbannt die bittren Sorgen nun aus Herz und Sinn, spitzt eure Ohren.
Des ruhmreichen Odysseus’ Qualenweg und Leiden werd ich singen!
Deutsch von Gustav A. Conradi