Odysseas Elytis wurde am 2. November 1911 auf der Insel Kreta geboren. Seine Eltern stammten von der Insel Lesbos, eine Insel, die immer wieder in seinen Gedichten auftaucht. Die Ägäis mit ihren vielen Inseln, sowie das ägäische Meer, die atemberaubende Schönheit der griechischen Natur und das gleißende Licht der Sonne wurden zu wichtigen Motiven seiner Lyrik.
Nach einem abgebrochenen Jurastudium widmete sich Elytis der Literatur und insbesondere der Dichtung. Seine zahlreichen Gedichtbände haben dazu beigetragen, die heutige griechische Poesie zu revolutionieren, eine neue, bildhafte dichterische Sprache zu schaffen, die aus allen Perioden der griechischen Sprache schöpft, und die griechische Poesie weltbekannt zu machen.
Odysseas Elytis gehört der sogenannten literarischen „Generation der 30er Jahre“ an, eine Generation, welche die griechische Literatur auf der ganzen Welt bekannt gemacht hat. Auch Giorgos Seféris, der im Jahr 1963 als erster griechischer Autor den Nobelpreis für Literatur bekam, ordnet man dieser Generation zu. Odysseas Elytis erhielt im Jahr 1979 ebenfalls den Nobelpreis für Literatur.
Der Gedichtband „Axion estí“ (Deutsch: „Gepriesen sei“), welcher im Jahr 1959 erstmals erschien, wird allgemein als sein opus magnum anerkannt. Auf Deutsch erschien das Werk erst zehn Jahre später. Es handelt sich hier um eine hohe, ja feierliche Sprache, eine geistreiche Kombination von Dichtung und Prosa, die seinesgleichen sucht. Das Hauptwerk von Elytis wurde wenige Jahre später, 1964, von Mikis Theodorákis vertont, der es als „die Bibel der griechischen Nation“ bezeichnete.
Odysseas Elytis schrieb bedeutende Liebeslyrik. Viele einzelne Gedichte zählen zu den populärsten Liedern überhaupt, da sie von mehreren Komponisten vertont wurden. Odysseas Elytis schrieb ebenfalls bedeutende Essays, die erst jetzt im deutschsprachigen Raum bekannt werden.
In seinem ersten Essayband, der erstmals im Jahr 1974 erschien, entwirft Odysseas Elytis sein Selbstportrait als Autor:
„Bevor ich die folgenden Schriften vorstelle, möchte ich gestehen: Ich bin weder Kritiker noch Prosaautor. Psychoanalyse zieht mich überhaupt nicht an. Beobachtungsfähigkeit fehlt mir in beträchtlichem Maß. Und jeglicher Beschreibungsversuch ödet mich tödlich an. Die einzige Art, ein Thema erschöpfend zu behandeln, besteht für mich darin, es im Schreiben zu leben. Das bedeutet – bevor ich kläre, was ich sagen will – tief darin zu versinken und mich in die Irre, mit Vorliebe in dunkelste Winkel treiben zu lassen, um zu versuchen, zu schauen oder, falls dies unmöglich ist, zumindest zu erfühlen und zu erkennen“.
So fängt einer seiner besten und bekanntesten Essays an, welcher den ersten von den beiden seitenstarken Essaysammlungen des Dichters eröffnet.1975 bekannte Elytis in einem Interview: „Ich und meine Generation —und hierzu zähle ich auch Seferis— haben dafür gekämpft, das wahre Gesicht Griechenlands zu finden“. Dies ist ja die höchste Leistung von Elytis ― das wahre Griechenland fern von jeder touristischen Idylle und klassischen Antike durch das hohe dichterische Wort wiedergewonnen zu haben.
Odysseas Elytis starb in Athen genau vor 25 Jahren, am 18. März 1996.
(AL)
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